Zwei Nervenschlachten ums Finale

Von SPOX
Shaun Murphy wurde 2005 Snooker-Weltmeister in Sheffield
© Getty

John Higgins und Shaun Murphy bestreiten das Finale der Snooker-WM in Sheffield. Die beiden früheren Weltmeister stoppten in ihren Halbfinals spektakuläre Comebacks ihrer jungen Gegner Mark Allen und Neil Robertson und zogen dank ihrer Erfahrung ins Endspiel am Sonntag und Montag ein.

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Den Anfang machte Higgins. Nachdem er im Achtel- und Viertelfinale über die volle Distanz gehen musste, sah es für den Weltmeister von 1998 und 2007 gegen O'Sullivan-Bezwinger Mark Allen lange nach einem ganz leichten Sieg aus.

14-4 führte Higgins bereits, als das Match plötzlich kippte. Allen gewann Frame um Frame, pushte sich wie beim Match gegen Ronnie O'Sullivan immer wieder wie ein Tennisspieler mit geballter Faust und kam bis auf 12-15 heran.

Er hatte sogar die Chance zum 13-15, verschoss jedoch eine machbare rote Kugel. Higgins kam an den Tisch, behielt die Nerven und ging durch ein 116er Break mit 16-12 in Führung. "Das war der Wendepunkt", sagte Higgins nach dem 17-13-Sieg gegen Allen und dem vierten Finaleinzug seiner Karriere.

Higgins wollte zurücktreten

Ein Glück nicht nur für ihn, denn er kann nun der erst vierte Spieler nach Stephen Hendry, Steve Davis und Ronnie O'Sullivan werden, der häufiger als zwei Mal Weltmeister wird. Ein Glück für den gesamten Snooker-Sport, denn Higgins gab zu, dass er im Falle einer Niederlage gegen Allen ernsthaft über sein Karriereende nachgedacht hätte.

"Wenn ich dieses Match noch verloren hätte, weiß ich nicht, was ich getan hätte", gab Higgins zu. "Es ist fürchterlich, das zu sagen, aber ich glaube, ich hätte nach so einem Resultat keinen Grund gehabt, hierher zurückzukommen. Das hätte ich mir nicht mehr antun wollen."

Sehr ernste Worte des 34-Jährigen. Ob sie nur aus der Emotion heraus gefallen sind oder ob er wirklich zurückgetreten wäre, bleibt zum Glück eine unbeantwortete Frage. "Gott sei Dank ist es nicht so gekommen, aber es schwirrten schon einige wirre Gedanken durch meinen Kopf", sagte Higgins.

Robertson gewinnt sieben Frames in Folge

Ein ähnliches Wechselbad der Gefühle erlebte Higgins' Finalgegner Shaun Murphy. Auch er sah bei seinem Sieg gegen Neil Robertson schon früh wie der Dominator aus, nur um dann das Match noch völlig aus der Hand zu geben.

14-7 führte Murphy, bevor er sieben Frames in Folge abgeben musste. 14-14 und Roberston war im 29. Frame zum Break am Tisch. Doch anstatt die gute Chance zum 15-14 zu nutzen, das Murphy eventuell den Zahn gezogen hätte, verschoss Robertson eine relativ leichte pinkfarbene Kugel auf die Mitteltasche.

Murphy: "Meine Welt ist Stück für Stück zusammengebrochen"

Murphy kam an den Tisch und ging seinerseits mit 15-14 in Führung. Danach war beim Australier Robertson in seinem ersten WM-Halbfinale der Faden gerissen und er gewann keinen einzigen Frame mehr. Murphy zog mit 17-14 in das zweite Endspiel nach seinem Titelgewinn 2005 ein.

"Die Pause beim 14-14 kam für mich genau zur richtigen Zeit. Davor habe ich mich fürchterlich gefühlt, meine Welt ist Stück für Stück zusammengebrochen, ich konnte keine Kugel mehr versenken", sagte Murphy. "Dann habe ich komplett meine Perspektive geändert. Es war noch ein Best-of-Five-Match um den Platz im Finale. Also bin ich an den Übungstisch gegangen und habe mir bewiesen, dass ich es doch noch kann."

Das Finale zwischen John Higgins und Shaun Murphy wird im Modus Best-of-35 in maximal vier Sessions am Sonntag und am Montag ausgetragen.