Jetzt soll Kelly Pavlik her

SID
Arthur Abraham (r.) hatte seinen Gegner in Kiel trotz einiger Schwächen im Griff
© Getty

"Jetzt gehe ich erstmal nach Hause Bratkartoffeln essen. Das ist mein absolutes Lieblingsgericht", kündigte Arthur Abraham nach seinem hart erkämpften Sieg gegen den zähen Herausforderer Lajuan Simon (USA) in Kiel an. Der Mittelgewichts-Weltmeister wollte sich nach erfolgreicher Verteidigung seines IBF-Gürtels belohnen.

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Für seinen 29. Erfolg, den zehnten Triumph in einem WM-Kampf und für die steten Mühen der Gewaltdiät, um das Limit von 72,5 Kilogramm zu erreichen.

Für seine Form allerdings verdiente er keine außergewöhnliche Belohnung. "Ich bin unzufrieden", sagte der "König". Kein Knockout, in der achten Runde selbst deutlich sichtbar "angeklingelt" und nur mit Klammern über die Runden gekommen. Zwischendurch immer wieder Erholungspausen hinter der Doppeldeckung nehmend.

Wegner: "Das war ein Warnschuss"

Man hat den Deutsch-Armenier schon besser erlebt als an diesem Abend vor rund 8000 Zuschauern in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt und durchschnittlich 5,76 Millionen bei der ARD.

An dem klaren Punktsieg gab es dennoch nichts zu deuteln. Mit 3:0 (117:110, 118:109, 117:110) entschieden sich die Kampfrichter für den 29-Jährigen.

Trainer Ulli Wegner aber hatte natürlich Dinge gesehen, die ihm nicht gefielen. "Das war ein Warnschuss", sagte der erfahrene Coach, "dieser Kampf war für Arthur richtungsweisend."

Streit um Gewichtsprobleme von Abraham

Es zeigte sich, dass auch der physisch wohl stärkste Mittelgewichtler weltweit in Bedrängnis zu bringen ist. Ununterbrochen marschierte Simon nach vorne, feuerte zahlreiche Schläge ab, dem 30-Jährigen fehlte allerdings die Power in den Fäusten, um die ganz große Überraschung zu schaffen.

"Für Arthurs Entwicklung war dieser Kampf am wertvollsten", sagte Wegner jedoch. Der Trainerfuchs weiß, dass Abraham nur mit ständiger professioneller Einstellung seine hohen Ziele erreichen wird. Immer wieder gibt es darüber in der Vorbereitung Auseinandersetzungen zwischen Trainer und Schützling, stets muss Abraham kurzfristig abnehmen. Diesmal acht Kilo in drei Wochen, das geht natürlich an die Substanz.

Mit geradezu kindlichem Trotz behauptet der Weltmeister dennoch: "Ich mache seit acht Jahren Gewicht, wenn das fehlt, würde ich mich nicht für den Kampf bereit fühlen." Ein Jahr will er sich diese Tortur noch antun und dann ins Supermittelgewicht aufsteigen.

Werbung für Kampf gegen Pavlik

Der große Traum bis dahin bleibt der lukrative Vereinigungskampf in den USA mit dem amerikanischen Superstar Kelly Pavlik, der die Titel der WBC und WBO hält. Diesem Ziel aber wähnten sich Abraham und Sauerland-Event schon vor einem Jahr ganz nahe. Passiert ist seitdem nichts. Nun muss der "König" wieder in den USA Werbung für sich machen, damit die Amerikaner doch auf ihn anspringen.

"Mit 95-prozentiger Sicherheit boxt er im Juni in den Staaten gegen Vernon Forrest um den Titel im Mittelgewicht", kündigte Promoter Wilfried Sauerland an. Der 38-Jährige ist WBC-Weltmeister im Halbmittelgewicht und hat in den USA natürlich einen höheren Bekanntheitsgrad als der Berliner.

"Wir wollen Arthur in den USA zeigen, damit Pavliks Promoter Bob Arum sich nicht länger rausreden kann", sagt Sauerland. Sein Geschäftsführer Christian Meyer glaubt fest daran, dass es diesmal klappt: "Wir schicken Arthur nach Amerika, weil wir sicher sind, wir kriegen den Kampf. Es gibt keinen Plan B." Dann kann Abraham ja schon mal lernen: Bratkartoffeln heißt "fried potatoes".

Alle Informationen zum Boxen gibt's hier