Holyfield: "Mike Tyson ist kein Champion"

Von Interview: Haruka Gruber
Evander Holyfield (l.) und Mike Tyson kämpften 1996 und 1997 zweimal gegeneinander
© Getty

EXKLUSIV Evander Holyfield  ist tiefreligiös - dennoch hat er elf Kinder von fünf Frauen. Der 46-Jährige kann angeblich nicht mehr richtig sehen und hat Herzprobleme - dennoch steigt er gegen die 2,13 Meter große Naturgewalt Nikolai Walujew in den Ring.

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Er kassierte zu Hochzeiten bis zu 50 Millionen Dollar pro Kampf - dennoch stand er im Sommer 2007 vor der Privat-Insolvenz und gibt sich für den WBA-Schwergewichts-WM-Kampf in Zürich mit 750.000 Dollar zufrieden.

Holyfield - der wandelnde Widerspruch. Im SPOX-Interview spricht der ehemals beste Boxer der Welt über Axel Schulz' Schicksal, die Bedeutung von Geld und Mike Tyson.

SPOX: Herr Holyfield, kennen Sie eigentlich Axel Schulz?

Evander Holyfield: Klar, ein netter Bursche.

SPOX: Seine Nettigkeit hat ihn aber nicht davor gewahrt, bei seinem Comeback-Kampf verprügelt zu werden.

Holyfield: Wollen Sie damit indirekt auf meinen Fight anspielen? Jeder muss selber wissen, zu was er sich breit schlagen lässt. Ich auf jeden Fall habe keine Zweifel, dass ich gegen Walujew gewinne. Eine solche Chance zu zeigen, was man noch draufhat, kommt selten genug.

SPOX: Sie stellen sich also darauf ein, zum ältesten Weltmeister aller Zeiten gekürt zu werden?

Holyfield: Ja. Die Planungen sind genau darauf abgestimmt, dass ich am Samstagabend um 23 Uhr topfit bin. Ich bin in guter Form und will der Welt beweisen, was ich noch kann. Ich habe einen Job zu erledigen.

SPOX: Wie genau wollen Sie den Job erledigen? Walujew hat große Reichweitenvorteile...

Holyfield: Ich habe mir schon eine Taktik zurechtgelegt. Aber die werde ich Ihnen mit Sicherheit nicht erzählen, sonst rufen Sie doch sofort Walujew an und stecken ihm die Information. Deswegen halte ich still.

SPOX: Können Sie aber verraten, wann Sie sich zum Comeback entschlossen haben?

Holyfield: Eigentlich ist es kein Comeback, ich war ja nie weg. Nur weil man eine Zeitlang nicht mehr im Mittelpunkt steht, vergessen einen die Leute und sind dann überrascht, wenn man auf einmal wieder auftaucht. Aber ich habe mich niemals abgeschrieben.

SPOX: Weil Sie wussten, dass Sie noch einmal in den Ring müssen, um Geld zu verdienen?

Holyfield: Geld ist nicht so wichtig.

SPOX: Wirklich?

Holyfield: Ja.

SPOX: Was ist dann Ihre Motivation?

Holyfield: Ich wollte immer abtreten, wenn ich an der Spitze stehe. Es hat nichts damit zu tun, dass ich den Kritikern etwas beweisen will, dass ich den Kampf für mein Ego brauche oder Geld verdienen will. Es geht einzig und alleine darum, dass ich als der Beste abtrete.

SPOX: Sind nicht die Klitschkos die Besten?

Holyfield: Sie sind gut - und solange keiner aufsteht und die beiden wirklich herausfordert, gebührt ihnen auch der Respekt.

SPOX: Sie sind 46, Walujew ist 35, Vitali Klitschko 37 und Wladimir Klitscho auch schon 32. Steht das Schwergewicht vor einem Altersproblem?

Holyfield: Offenbar. Es gibt einige Jungs, die zwar was können, aber sie müssen auch zeigen, dass sie den Erfolg richtig wollen. Das fehlt Ihnen im Vergleich zu meiner Generation. Leistung ist Leistung. Wenn man nur bedingt motiviert ist, hilft einem das Alter auch nicht weiter.

SPOX: Ihre Generation wurde vor allem durch Ihre Kämpfe gegen Mike Tyson geprägt. Haben Sie Kontakt zu Ihrem Ohrbeißer?

Holyfield: Warum sollte ich?

SPOX: Vielleicht um eine Wiederauflage des Fights Holyfield vs. Tyson zu organisieren?

Holyfield: Das kommt nicht in Frage. Ich will als Weltmeister abtreten, und er ist kein Champion. Es gibt keinen Grund, einen Kampf gegen ihn anzustreben.