Gravemeier 2009 nicht mehr Trainer

SID
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© dpa

Das Desaster der Springreiter in Hongkong hat sein erstes Opfer gefunden: Kurt Gravemeier wird im kommenden Jahr nicht mehr Bundestrainer sein.

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Nach offizieller Darstellung hat der 50-Jährige am 4. September selbst einen Schlussstrich gezogen, obwohl er sich am Vortag noch kämpferisch gezeigt hatte und weitermachen wollte.

Nachfolger noch nicht bekannt

Einen Nachfolger für Gravemeier hat die Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) noch nicht. "So weit sind wir noch nicht", sagte FN-Präsident Breido Graf zu Rantzau nach der Präsidiums-Sitzung der FN und des Springausschusses in Warendorf: "Die wachsen ja nicht auf Bäumen."

Gravemeier muss bisher als Einziger für das katastrophale Abschneiden in Hongkong büßen. Die deutschen Springreiter waren bei den Olympischen Spielen das erste Mal seit 80 Jahren ohne Medaillen geblieben und sorgten zudem mit der positiven Probe von Christian Ahlmanns Pferd Cöster für negative Schlagzeilen.

Gravemeier war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Nun will er nach Angaben des Verbandes den Ende Dezember auslaufenden Kontrakt nicht verlängern.

Sinneswandel bei Gravemeier

"Es ist ganz eindeutig so, dass er schon in Aachen gesagt hat, dass er nicht weitermachen will. Und das hat er auch nach Hongkong gesagt", sagte der Verbandschef: "Dann hat er sich wohl umbesonnen, weil er helfen wollte, da wieder rauszukommen. Da war er ein paar Tage kämpferisch, aber durch verschiedene Gespräche ist er zu einem Sinneswandel gekommen."

Tatsächlich hatte Gravemeier noch zuvor gesagt, dass er weiterhin zur Verfügung stehe, aber keinen Vierjahresvertrag unterschreiben wolle: "Ich habe mit den meisten Reitern gesprochen und gehe davon aus, dass ich weitermache."

Im Pferdesport-Verband FN gab es allerdings starke Vorbehalte gegen eine Weiterverpflichtung, vor allem aber gegen eine verkürzte Amtszeit.

Durchwachsene Karriere

Die Suche nach einem Nachfolger dürfte nicht einfach sein. Mit dem seit Jahrzehnten erfolgreichen und charismatischen Ludger Beerbaum, aber auch mit dessen Schwägerin Meredith Michaels-Beerbaum hatte es Gravemeier nicht immer einfach.

"Es gibt sicher starke Persönlichkeiten im Team", sagte Verbands-Boss zu Rantzau und kündigte an: "Es werden bestimmte Rahmenbedingungen so geändert, dass es für den Nachfolger leichter wird." Details sollen am Freitag bekanntgegeben werden.

Im Herbst 2000 trat Gravemeier sein Amt an. Hauptberuflich arbeitete der ehemalige Nationenpreisreiter jedoch immer parallel als Verwalter auf Gut Berl bei Münster.

Dort wird er auch zukünftig tätig sein. Die sportliche Bilanz seiner acht Jahre als Nachfolger von Herbert Meyer ist durchwachsen. Bei Europameisterschaften gab es unter Bundestrainer Gravemeier insgesamt sechs Titel, aber bei Weltmeisterschaften nur zwei dritte Plätze.