Arslan verliert WM-Titel im Cruisergewicht

SID
Arslan, Boxen
© Getty

Blaulicht statt Kerzenschein, Krankenhaus statt Party. Sein 38. Geburtstag war gerade viereinhalb Minuten alt, da wurde Box-Weltmeister Firat Arslan das wertvollste Präsent der vergangenen 20 Jahre genommen: Der WM-Gürtel der World Boxing Association (WBA) im Cruisergewicht.

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Guillermo Jones aus Panama prügelte in Hamburg so unerbittlich auf den aus Nase und Mund blutenden Deutsch-Türken ein, dass Ringrichter Luis Pabon aus Puerto Rico den Kampf in der zehnten Runde abbrach.

Arslan wurde aus dem Ring geführt und ins Krankenhaus gebracht. "Die Lippe ist so stark aufgeplatzt, dass sie schnell genäht werden muss", sagte Promoter Klaus-Peter Kohl. Zudem bestand der Verdacht auf einen Nasenbeinbruch.

Nahezu der komplette Ringboden war blutverschmiert. "Das sieht aus, als sei hier ein Ochse geköpft worden", beschrieb Jean Marcel Nartz, Technischer Leiter im Universum-Boxstall, die Szenerie.

Plan scheitert komplett

"Jones hat Firat so empfindlich getroffen, dass er ständig Blut schlucken musste. Man hätte auch zwei Runden früher abbrechen können." Ringarzt Christoph Goetz, der während des Kampfes immer wieder an die Seile eilen musste, um Arslans Zustand zu begutachten, hatte jedoch stets grünes Licht gegeben. Den Blutverlust schätzte er auf höchstens einen halben Liter.

Der Plan des in Süßen bei Stuttgart lebenden Arslan und seines Trainers Valentin Silaghi war komplett gescheitert. Der als K.o.- Schläger bekannte Jones sollte sich in den ersten Runden an der Deckung des Weltmeisters austoben und anschließend ausgepumpt vom physisch und konditionell starken Arslan niedergewalzt werden.

Krasniqi verspricht Comeback

Doch Jones spielte nicht mit. Der elf Zentimeter größere Panamaer teilte unaufhörlich mit erstaunlich hoher Schlagfrequenz aus und brachte Arslan mit schmerzhaft einschlagenden Aufwärtshaken zur Strecke.

Der ohnehin nicht von seinen boxerischen, sondern von seinen physischen Fähigkeiten zehrende Titelverteidiger war dem variabel boxenden Herausforderer ausgeliefert. "Er hat den Kampf verschlafen. Sich schlagen zu lassen, war nicht der richtige Weg", kritisierte Universum-Chef Kohl die gescheiterte Taktik.

Ex-Europameister Luan Krasniqi versprach ein Comeback seines besten Freundes. "Das ist nicht sein Ende. Firat hat schon schlimmere Tage gehabt", befand der Schwergewichtler aus Rottweil und verteidigte die Kampfesführung: "Firat hat begrenzte Möglichkeiten. Er kann nicht Mike Tyson spielen."

Jones: "Ich mag Blut"

Krasniqi verfolgte den neuen Weltmeister bei der Dopingprobe ungläubig bis auf die Toilette, um das ordnungsgemäße Prozedere zu überwachen. "Seine Leistung hat mich überrascht. Der war grandios", meinte Krasniqi, während Jones unentwegt Urwaldschreie ausstieß. "Ich mag Blut. Ich war hungrig", fauchte der "El Feline" (Die Katze) genannte 36-jährige Panamaer.

Schwer im Magen lag Promoter Kohl auch die Niederlage des Ukrainers Wladimir Wirtschis im WM-Ausscheid gegen den Kubaner Juan Carlos Gomez aus dem ungeliebten Konkurrenzstall Arena.

Gomez, dessen Börse von rund 138.500 Euro von Universum wegen Altschulden gepfändet wurde, hat nun das Recht, den WBC-Weltmeister (Samuel Peter oder Witali Klitschko) herauszufordern. Da konnte den Promoter auch nicht der Gewinn des WBO-WM-Titels im Supermittelgewicht durch Schützling Denis Inkin aus Russland trösten.