Urteil im Prozess um Rothenbaum erwartet

SID

Wilmington/USA - Der Prozess um die Zukunft des Tennis-Turniers am Hamburger Rothenbaum steht vor dem Abschluss. Mit einem Urteil der sechsköpfigen Jury am District Court in Wilmington im US- Bundesstaat Delaware wird schon Anfang dieser Woche gerechnet.

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Der Präsident des Deutschen Tennis Bundes (DTB), Georg von Waldenfels, reiste erneut in die USA, "um in der Endphase des Prozesses noch einmal für den Rothenbaum zu kämpfen". Seit dem 21. Juli beschäftigt sich das Gericht mit dem Rechtsstreit zwischen dem DTB und der Spielerorganisation ATP.

Der DTB hatte dagegen geklagt, dass die ATP der Traditionsveranstaltung in Hamburg einseitig und nach Meinung des Verbandes vertragswidrig von 2009 an den Status eines Masters-Turniers aberkannt hat.

Verfahrensausgang absolut offen

Nun müssen die sechs Geschworenen, von denen sich die wenigsten für Tennis interessieren, mit ihrem Urteil die Frage beantworten, ob die ATP gegen das amerikanische Kartellrecht verstoßen hat.

Was kann und darf eine Dachorganisation wie die ATP? Wie frei ist sie in ihren Entscheidungen und wie eingeschränkt ist der Wettbewerb? "Ich werde noch einmal mit allem Nachdruck auf die große Bedeutung des Hamburger Turniers hinweisen", sagte von Waldenfels. Wie das Verfahren ausgeht, scheint absolut offen.

Rückzug von Zeugenaussagen

Neutrale Beobachter wollen zunächst einen "sehr positiven Gang des Prozesses für den DTB" ausgemacht haben. Vor allem der kurzfristige Rückzug von Zeugenaussagen durch die Sportmanagementfirma IMG hat kein gutes Licht auf die ATP und deren umstrittenen Chef Etienne de Villiers geworfen.

Der Südafrikaner, dessen Vertrag am Jahresende ausläuft und der von Top-Spielern wie Roger Federer und Rafael Nadal wegen seines Führungsstils und seiner selbstherrlichen Arbeitsweise arg kritisiert worden war, soll wichtige Zeugen vom Prozess-Auftritt abgebracht haben.Die "New York Times" berichtete, IMG-Mitarbeiter hätten nicht - wie dem DTB zugesichert - vor Gericht aussagen dürfen.

Einigung scheiterte

Die Aufforderungen des Richters Gregory Sleet an beide Parteien, eine Einigung zu erzielen und es nicht auf den Urteilsspruch der Jury ankommen zu lassen, scheiterten.

Mitte voriger Woche musste der DTB einen herben Rückschlag hinnehmen: Sport-Ökonom Andrew Zimbalist, der als einer der wichtigsten DTB-Zeugen die wirtschaftliche Begründung für die behauptete Kartellrechts-Verletzung der ATP liefert, verstieß gegen die Prozessordnung und brachte einen Auszug seines Gutachtens mit in den Zeugenstand - was nach US-Recht nicht erlaubt ist.

"Es steht 50:50"

Es ist offen, wie der Richter Zimbalists Aussage behandeln wird. "Ich will seine Glaubwürdigkeit als Zeuge nicht anzweifeln", sagte Sleet nach Angaben des Internetanbieters "SportsBusinessDaily".

"Aber ich bin verwundert, dass er das getan hat." Zumal Robert MacGill, der Prozessvertreter des DTB, Zimbalist auf die Regelung hingewiesen haben soll. "Hätte ich unsere Chancen vorher auf 51 zu 49 beziffert, würde ich jetzt sagen: Es steht 50:50", sagte ein DTB-Vertreter.