Wind verbläst Gays Fabel-Weltrekord

SID
Tyson Gay, Trials
© Getty

Eugene - Ein Supersprint zur falschen Zeit: In einem Shirt wie einst Jesse Owens ist Dreifach-Weltmeister Tyson Gay die 100 Meter so schnell gelaufen wie noch nie ein Mensch zuvor. Dennoch ist der Amerikaner "nur" US-Meister und kein Weltrekordhalter.

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Ein zu starker Rückenwind von 4,1 Metern pro Sekunde hat bei den US-Leichtathletik-Meisterschaften in Eugene im US-Bundesstaat Oregon die Fabelzeit von 9,68 Sekunden  verweht.

"Diese Zeit bedeutet mir sehr viel. Aber ich bin nicht enttäuscht, dass es kein neuer Weltrekord wurde", meinte der Sprintstar. "Als ich in die Startblöcke ging, hatte ich schon gemerkt, dass der Wind zunahm."

Bolt bleibt Weltrekordler

Gay hat genügend Erfahrung, um die Bedingungen genau einzuschätzen. "Ich bin schon so lange dabei, da weiß man genau, wann der Wind mehr als zwei Meter pro Sekunde beträgt", meinte er.

Ärgerlich für den 25-Jährigen: Kurz nach seinem Spektakel flaute die Brise wieder ab, die Fahnen hingen schlaff von den Masten im Hayward-Field. Der Leichtathletik-Weltverband IAAF erkennt Weltrekorde nur bis zu einer Windgeschwindigkeit von zwei Metern pro Sekunde an.

Somit bleibt der Jamaikaner Usain Bolt mit 9,72 Sekunden offiziell der schnellste Mann der Welt. "Jetzt hat er auch in Peking den großen Druck, denn er geht dort als Weltrekordler an den Start", betonte Gay knapp sechs Wochen vor dem Giganten-Gipfel bei den Olympischen Spielen.

Gay will Gold

Gold in Peking sei seine größte Motivation, so Gay. "Ich fahre mit riesigen Erwartungen da hin." Zugleich schickte der US-Meister eine Kampfansage in die Karibik, wo Bolt mit 9,85 Sekunden jamaikanischer Champion wurde.

Ein Hauch von Olympia wehte neben dem starken Wind bereits bei Gays Gala durch das Hayward-Field. Denn Gay trug wie schon am Tag zuvor eine Replik des Shirts von Jesse Owens.

Dieser hatte 1936 bei den Sommerspielen in Berlin mit dem blauen Dress und den rot-weissen Querstreifen auf der Vorderseite viermal Gold gewonnen.

Dominanz wie einst Jesse Owens

Und wie einst Owens dominierte auch Gay seine Gegner. Nach 40 Metern lag er bereits klar vorn und siegte mit 12/100 Sekunden Vorsprung vor Walter Dix. "Das Rennen war okay. Ich habe einfach versucht, entspannt zu bleiben und bis zur Ziellinie durchzulaufen."

Dies reichte für die beste Zeit in der Geschichte der Menschheit. Mit seinen 9,68 Sekunden war er 1/100 schneller als Obadele Thompson (Barbados).

Der heutige Ehemann der tief gefallenen Doping-Sünderin Marion Jones war vor zwölf Jahren 9,69 Sekunden gelaufen - damals betrug der Rückenwind sogar fünf Meter pro Sekunde.

Phillips verpasst Olympia-Ticket

Am dritten Tag der gnadenlosen Trials gab es auch das erste Aus für einen prominenten Athleten: Dwight Phillips kann seinen Weitsprung-Titel in Peking nicht verteidigen.

Der Olympiasieger von Athen und zweimalige Weltmeister wurde mit 8,20 Meter nur Vierter und verpasste sein Peking-Ticket um zwei Zentimeter. Es gewann Trevel Quinley (8,36) vor Brian Johnson (8,30) und Miguel Pate (8,22).

Über die 400 Meter Huerden triumphierte Bershawn Jackson in 48,17 Sekunden vor Weltmeister Kerron Clement (48,36) und dem Olympiasieger von Sydney, Angelo Taylor (48,42).