Fünf Titel und ein "Weltrekord"

SID
Turnen, Deutsche Meisterschaft, Hambüchen
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Chemnitz - Titelrausch und neuer "Weltrekord": Reck-König Fabian Hambüchen ist für Olympia bestens gerüstet. Der deutsche "Sportler des Jahres" faszinierte bei den deutschen Meisterschaften in Chemnitz mit dem Rekordgewinn von fünf Titeln Trainer, Zuschauer und Konkurrenten.

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Damit stockte der 20-jährige Wetzlarer sein Erfolgskonto auf insgesamt 20 Goldmedaillen bei nationalen Titelkämpfen auf. Er ist damit der zehnte deutsche Turner, dem fünf Siege bei einer Meisterschaft gelangen. Zuletzt war das Kunststück dem Leipziger Sven Tippelt 1986 bei DDR-Meisterschaften gelungen.

Prunkstück des mit 93,300 Punkten höchstbenoteten Mehrkampfes seiner Karriere war erneut die grandiose Reck-Show des Welt- und Europameisters. Der kleine Hesse bekam von den Kampfrichtern mit 7,2 den höchsten jemals geturnten Ausgangswert am "Königsgerät" zugestanden.

Eigenen Rekord überboten

Den bisherigen inoffiziellen "Weltrekord" hatte er selbst mit seiner WM-Übung von Stuttgart und 7,1 Ausgangswert inne. "Das war einer der besten Wettkämpfe meiner Karriere. So kann es weiter gehen, Peking kann kommen", sagte Hambüchen nach dem Gewinn seines vierten Mehrkampf-Titels in Serie seit 2005.

Am 8. Juni stellte Hambüchen mit einer One-Man-Show vor knapp 1000 Zuschauern alle seine Olympia-Begleiter in den Schatten und gewann am Boden, Sprung, Barren und am Reck vier der sechs vergebenen Gerätetitel sowie Bronze an den Ringen.

Quartett sichert sich Ticket 

Am Barren feierte er eine weitere Premiere mit dem Dimitrenko-Flieger, womit er seinen Ausgang auf die neue Rekordhöhe von 6,9 steigerte. Am Reck kam er mit 16,025 Punkten bei einem Ausgang von 7,1 wiederum auf eine Topwertung.

Neben dem Frontmann wurden vom Deutschen Turnerbund (DTB) der Mehrkampf-Zweite Philipp Boy (Cottbus) sowie die beiden punktgleichen Dritten Marcel Nguyen (Unterhaching) und Eugen Spiridonov (Bous) fest nominiert.

Andergassen mit guten Chancen 

"Hut ab vor Fabi. An ihm ist im Moment kein Vorbeikommen. Ich habe mich damit abgefunden, dass ich die Nummer 2 bin. Aber ich kann damit gut leben, wenn ich zu Olympia zu fahre", meinte Boy.

Wer die Riege komplettiert, wird der DTB-Lenkungsstab am Dienstag erst entschieden. Gute Karten hat weiter der Stuttgarter Routinier Thomas Andergassen, der an Seitpferd und Ringen die Titel zehn und elf seiner Karriere gewann.

Tschussowitina holt den Titel

Bei den Frauen wurde Titelverteidigerin Oksana Tschussowitina zum zweiten Mal Mehrkampfmeisterin.

Die 32-jährige Kölnerin, die schon die Olympia-Qualifikaton in Berlin gewonnen hatte, konnte sich trotz Sturzes vom Stufenbarren mit 58,800 Punkten vor Marie-Sophie Hindermann (Tübingen/58,250) und Katja Abel (Berlin/56,600) durchsetzen, die von Cheftrainerin Ulla Koch gleichfalls fest für Peking nominiert wurden.

Bijak zu Olympia?

"Ich mache jeden Wettkampf einen kleinen Schritt nach vorne", sagte die 32 Jahre alte Siegerin, die in Peking als erste Turnerin der Welt ihre fünften Spiele erlebt. Tschussowitina schonte sich am Sonntag und verzichtete ebenso wie Vereinsgefährtin Daria Bijak auf einen Start in den Finals.

Die in Salt Lake City studierende Bijak hat beste Aussichten nach ihrem erfolgreichen Comeback mit Platz 4 noch den Zug nach Peking zu erwischen. "Ich werde jetzt noch zwei schlaflose Nächte haben", meinte Ulla Koch angesichts der drei noch offenen Positionen.

Ihren neunten und zehnten Titel erkämpfte bei ihren letzten Meisterschaften Katja Abel an Stufenbarren und Schwebebalken. Kim Bui (Sprung/Boden) gewann die weiteren Titel.