Nytra will alle Hürden nehmen

SID
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© DPA

Annecy - Die fesche Kurzhaarfrisur ist schon auf Olympia getrimmt, das Peking-Ticket so gut wie gebucht, und selbst die Heim-WM 2009 in Berlin und der deutsche Uralt-Rekord sind für Carolin Nytra keine Traumschlösser mehr.

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"Ich bin jetzt 23 Jahre alt, und vier Zehntel - was ist das schon?", sagte Deutschlands derzeit schnellste Hürdensprinterin in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa vor ihrem Europacup-Debüt im französischen Annecy.

Jung, schnell, selbstbewusst. Innerhalb eines knappen Jahres hat Carolin Nytra ihre persönliche Bestleistung über 100 Meter Hürden gleich um 33/100 auf 12,84 Sekunden gedrückt.

Uralt-Rekord steht seit 1983

Und das soll nicht die letzte "Duftmarke" im Olympia-Jahr gewesen sein. "Ja, ich weiß, dass der deutsche Rekord bei 12,42 Sekunden steht. Aber ich weiß auch, wann der gelaufen wurde: 1983 - da war ich noch nicht mal zwei Jahre alt", meint Nytra und grinst. "Natürlich will ich keinem etwas unterstellen", sagt sie - und meint: keiner. Bis heute ist die Rekordzeit von Bettine Jahn, gerannt am 3. Juni 1983 im Trikot des SC Karl-Marx-Stadt, unerreicht.

Doch Carolin Nytra hadert nicht mit der Vergangenheit - sie plant die Zukunft. "Der Ehrgeiz hat mich dieses Jahr ziemlich weit gebracht. Ehrgeiz ist meine größte Stärke", bekannte die deutsche Meisterin vom Bremer Leichtathletik-Team. Dazu kommt die mentale Stärke: "Ich kann viel mit dem Kopf steuern."

Laufen muss sie aber mit den Beinen, und in punkto Schnelligkeit gibt es noch Reserven für den Shooting-Star. "Bis zur dritten Hürde laufen mir alle weg", sagte die Sprinterin. "Ich bin zwischen den Hürden einfach zu langsam, deshalb haben wir zuletzt auch viel Sprinttraining gemacht."

Rivalin Bolm als große Hilfe

Für den großen Leistungssprung, den man bei Athleten aus anderen Ländern sicher mit größtem Argwohn betrachten würde, hat Nytra eine simple Erklärung. "Ich konnte erstmals in meiner Karriere fünf Monate ohne Ausfall durchtrainieren", sagte die gebürtige Hamburgerin, die für harte Arbeit im Olympia-Jahr mit dem "Aufstieg" belohnt wurde: "Ich bin jetzt in der 1. Liga angekommen."

Mitgeholfen hat dabei ihre große Rivalin Kirsten Bolm. "Kirsten war in den letzten Jahren immer mein Zugpferd. Ich war immer an ihr dran, ich wusste, dass ich sie schlagen kann." Die zehn Jahre ältere EM-Zweite Bolm ist das große Vorbild der Norddeutschen.

"Für sie lege ich meine Hand ins Feuer, dass sie ihre Zeiten sauber geschafft hat", versicherte Nytra. Am Sonntag in Annecy, bei den deutschen Meisterschaften Anfang Juli in Nürnberg und vor allem Mitte August in Peking will auch Nytra wieder sauber über die zehn Hürden kommen: "Ich will keine Olympia-Touristin sein."