Letzter Europacup in Annecy

SID

Annecy - Die Letzten wollen noch einmal die Ersten sein: Bei der feierlichen "Beerdigung" des Europacups schlägt vielleicht die Geburtsstunde für neue Stars, doch vor allem zählen im französischen Annecy Siege und Punkte.

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Knapp zwei Monate vor den Olympischen Spielen haben Europas Asse aber auch schon Peking im Kopf, denn für viele steht im Parc des Sports der schmucken Kleinstadt - 45 Autominuten südlich von Genf - noch die Norm auf dem Spiel.

43 Jahre nach der Premiere wird der Europacup nach seiner 29. Auflage abgeschafft und reformiert: Im WM-Jahr 2009 wird die Team-Europameisterschaft mit nur noch einer Trophäe für Männer und Frauen aus der Taufe gehoben.

Deutschland mit großen Ambitionen

Das Männerteam des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) strebt in Annecy die Titelverteidigung an, die Frauen wollen wie im Vorjahr in München (Platz 3) vorn mitmischen. "Der Europacup ist immer wieder ein Highlight. So viele 'Freundschaftsspiele', bei denen sich die besten Nationalmannschaften präsentieren können, gibt es ja nicht mehr", meinte Jürgen Mallow, Leitender Bundestrainer des DLV.

Von der "Vereinigung" der Männer und Frauen bei der künftigen Team-EM - für zwölf Nationalmannschaften wird es nur eine Gesamtwertung und einen Pokal geben - hält Mallow indes nicht sehr viel. "Das habe ich überhaupt nicht verstanden. Eigentlich ist das ja so, als ob man eine gemeinsame Fußball-Europameisterschaft für Männer und Frauen macht und dann ein gemischtes Team den Titel gewinnt", meinte der Cheftrainer, der in Annecy wieder ganz stark auf die Werfer und Werferinnen setzt.

Mallow hofft auf Punktesammler

Vor allem auf Speerwurf-Europarekordlerin Christina Obergföll (Offenburg) und Hammerwurf-Weltmeisterin Betty Heidler, die ihrer Zeit schon voraus ist und die Umbenennung längst selbst vorgenommen hat.

"Der Europacup ist wie eine kleine Europameisterschaft und hat einen besonderen Stellenwert", sagte die Frankfurterin, die in Annecy im Wettstreit mit sieben "hammerstarken" Konkurrentinnen möglichst weit vorn landen will. Doch nicht nur Plätze und Punkte zählen für die 24-Jährige, sondern auch das Team: "Es ist etwas Schönes, mal nicht nur für sich verantwortlich zu sein, sondern auch für andere."

Als aussichtsreichste Punktesammler hat Mallow außerdem Hochspringerin Ariane Friedrich (Frankfurt), Weitspringerin Bianca Kappler (Rehlingen) und die 4 x 100-Meter-Staffel der Männer auf dem Zettel.

"Kommen unter die ersten Drei"

"Unter die ersten Drei möchte ich schon kommen. Natürlich will ich wieder die zwei Meter angreifen", sagte Friedrich, für die ein Sieg auch ohne das Duell mit Weltmeisterin Blanka Vlasic (Kroatien) das Größte und ein "Salto nullo" das Schlimmste wäre. In einem Punkt waren sich die Werfer-Weltmeisterin und Deutschlands neue Hochsprung-Hoffnung einig: "Ich glaube, dass wir unter die ersten Drei kommen können."

Für Russlands Frauen soll das Abenteuer Annecy mit einem "sauberen Dutzend" enden: Auch ohne ihre Superstars wie Stabhochsprung-Weltrekordlerin Jelena Isinbajewa wollen sie den zwölften Sieg in Serie. Jeweils acht Frauen- und Männerteams kämpfen um die Pokale.

Europacup-Teams in Annecy:

Männer: Frankreich, Deutschland (Cup-Verteidiger), Großbritannien, Italien, Russland, Polen, Spanien, Griechenland

Frauen: Frankreich, Russland (Cup-Verteidiger), Deutschland, Großbritannien, Weißrussland, Ukraine, Italien, Polen