Dem Krimi folgt der Rausch

SID
Basketball, BBL, ALBA, Berlin, Meister
© Getty

Bonn - Kapitän Patrick Femerling hüpfte mit den Fans um die Wette, Neu-Nationalspieler Philip Zwiener beeindruckte mit gewagten Tanzeinlagen, und selbst der sonst eher kühle Trainer Luka Pavicevic genoss das Bad in der Menge.

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Die Last, die von Spielern und Verantwortlichen des neuen deutschen Meisters ALBA Berlin abfiel, war überall spürbar. "Der Titel ist nach der schwierigen Saison noch emotionaler. Der Verein war so durstig nach dieser Meisterschaft", sagte ALBA-Geschäftsführer Marco Baldi nach dem ersten Titelgewinn seit fünf Jahren.

Wie alle Verantwortlichen beim einstigen Serienchampion stand auch Baldi das ganze Jahr über unter Dauerdruck. Nach dem blamablen Viertelfinal-Aus im Vorjahr waren die Berliner mit der Verpflichtung des in Deutschland unbekannten Pavicevic ein hohes Risiko gegangen. "Wir waren von Anfang an von Luka überzeugt. Wie er bei all den Widrigkeiten in dieser Saison die Ruhe bewahrt hat, ist beeindruckend", lobte Baldi seinen Coach.

Pavicevic erschöpft

Der Serbe, der am Dienstag seinen 40. Geburtstag feierte, schien den Erfolg anfangs noch gar nicht realisieren zu können. Nach dem dramatischen 88:79 nach Verlängerung im Spiel vier der "Best-of-five"-Serie bei den erneut aufopferungsvoll kämpfenden Telekom Baskets aus Bonn saß Pavicevic erschöpft und gedankenverloren in der Pressekonferenz.

"Ich kann meinem Team nur gratulieren. Ich bin sehr stolz auf die Jungs", brachte der Berliner Trainer nur heraus. Erst etwas später wich der Druck einem Lächeln: "Auch wenn es nicht so aussieht. Auch ich freue mich sehr."

Mit den Füßen auf dem Boden bleiben

Die rund 400 mitgereisten ALBA-Fans hatten den Coach da längst in ihre Herzen geschlossen. Schon in der Halle sangen sie ihm ein Ständchen, vor dem schmucken Telekom Dome wiederholten sie ihre Gesangseinlage. Der eher zurückhaltende Trainer wagte sich unter die Anhänger und genoss die Gratulationen. Spätestens in diesem Moment war er in Berlin angekommen.

Geschäftsführer Baldi blickte bereits voraus. "Das Gerüst des Teams steht, es wird nicht viele Änderungen geben. Nun wollen wir uns in der Euroleague gut präsentieren."

Dass das Finalturnier im kommenden Jahr in der neuen "O2 World" der Hauptstadt ausgetragen wird, soll jedoch nicht zu Träumereien verleiten. "Wir werden jetzt nicht abheben. Wenn wir in fünf bis zehn Jahren einmal das Final Four der Euroleague erreichen, haben wir alles richtig gemacht."

Koch trotz der Niederlage stolz

Auf nationaler Ebene wird sich der achtmalige Meister, der im erneut zum wertvollsten Spieler (MVP) gewählten Julius Jenkins (30 Punkte) seinen besten Mann hatte, in diesem Zeitraum mit Bonn auseinandersetzen müssen.

Mit dem vereinseigenen Telekom Dome im Rücken stehen die Baskets trotz der vierten Finalniederlage gegen Berlin nach 1997, 1999 und 2001 vor einer rosigen Zukunft. "Heute ist ein Traum geplatzt, doch er ist positiv zu Ende gegangen", sagte Trainer Michael Koch. "Wir sind das zweitbeste Team in Deutschland. Darauf bin ich stolz", meinte der Bonner Coach nach der ersten Heimniederlage in den diesjährigen Playoffs.

Koch zeigte sich nach der hektischen Partie als fairer Verlierer. "Berlin ist ein würdiger Meister. Sie haben die Serie nicht wegen des Heimvorteils gewonnen, sondern uns in unserer Halle geschlagen. Deshalb haben sie es verdient." Dies sah auch BBL-Geschäftsführer Jan Pommer so: "ALBA ist zu Recht Meister geworden. Es war insgesamt eine tolle Saison."