Sotschi: Olympia 2014 wird für Russland teuer

SID

Sotschi - Russlands Weg zum Olympia-Gipfel ist steinig. Von Sotschi an der Schwarzmeerküste windet sich die mit Schlaglöchern übersäte Straße 45 Kilometer hinauf nach Krasnaja Poljana.

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In dem Dorf werden die alpinen Ski-Wettbewerbe der olympischen Winterspiele 2014 stattfinden. Eine majestätische Ruhe liegt an diesem Tag über den Kaukasus-Bergen, Raubvögel ziehen ihre Kreise durch das enge Tal.

Die stählernen Greifarme der Bagger sind aber schon da. Skilifte, Tribünen, Hotels und ein Ableger des olympischen Dorfs werden aus dem Boden gestampft. Das wird für Russland wohl deutlich teurer als gedacht. Die Immobilienpreise für Olympia-Flächen rund um Sotschi schießen in die Höhe. Die kalkulierten 3,5 Milliarden US-Dollar für den Ankauf von fast 700 Hektar Privatbesitz werden nach Angaben der staatlichen Investitionsagentur Olimpstroi nicht reichen.

Keine "kalte Enteignung" 

Experten halten es für möglich, dass die Olympiade insgesamt nicht 12 Milliarden Dollar, sondern dreimal so viel kosten könnte. Noch weiß aber niemand so genau, wie viel ein Quadratmeter Bauland in Sotschi tatsächlich wert ist. Das müssen Gutachter festlegen. Premierminister Viktor Subkow drängte vor ein paar Wochen zur Eile: "Die Zeit läuft uns davon und einige Aufträge können daher nicht rechtzeitig ausgeführt werden."

Die Regierung hat den privaten Grundbesitzern versprochen, dass es faire Preise und keine "kalte Enteignung" wie zu Sowjetzeiten geben wird. Inzwischen wurde rund um Sotschi mit dem Bau von 27 der 243 Olympia-Projekte begonnen.

Bereits zwei Jahre vor Eröffnung der Spiele, also 2012, sollen alle Sportanlagen fertig sein, sagte der Gouverneur der Region Krasnodar, Alexander Tkatschow. Dass keine Kosten und Mühen gescheut werden, dafür steht Noch-Präsident Wladimir Putin. Der leidenschaftliche Skifahrer will der ganzen Welt mit der Winterolympiade die Leistungskraft Russlands demonstrieren.

Millionen von Touristen 

Der Reiz der Sotschi-Spiele liegt in den klimatischen Gegensätzen. Wer sich 2014 nach der Siegerehrung im Abfahrtslauf ins Auto setzt, kann in einer knappen Stunde an der "russischen Riviera" unter Palmen am Strand liegen.

Der Badeort ist im Sommer das beliebteste Reiseziel der Russen. Nun soll Sotschi auch im Winter mit Luxus-Orten wie Davos oder Kitzbühel mithalten. Das neue Wintersportzentrum - nur drei Flugstunden vom schneeunsicheren Mitteleuropa entfernt - soll Millionen Touristen und den Profi-Ski-Zirkus anlocken.

Bis es soweit ist, müssen noch viele Milliarden in den fruchtbaren Schwarzerdeböden verbuddelt werden. Im Großraum Sotschi fehlt noch fast alles, was die Ausrichterstadt einer Olympiade braucht.

2000 Zimmer der Fünf-Sterne-Kategorie 

Die Energie- und Wasserversorgung ist schlecht, auch Straßen und Schienen sind nicht für den Ansturm von Millionen Besuchern ausgelegt. Priorität hat der Bau von Hotels. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) verlangt bis 2014 im Umkreis von 50 Kilometern über 2000 Zimmer der Fünf-Sterne-Kategorie - aktuell gibt es 200.

Gouverneur Tkatschow lud jetzt bei einem Besuch von Wirtschaftsminister Michael Glos deutsche Firmen ein, sich um Aufträge zu bewerben. "Wir eröffnen einen Investitions-Supermarkt für Sie. In den Regalen finden Sie 1600 Projekte". Er machte aber keinen Hehl daraus, dass die Oligarchen im Dunstkreis von Putin sich die dicksten Brocken längst gesichert haben.

Das russische Las Vegas 

Die neuen Glitzerwelten in Sotschi müssen aber auch ausgestattet werden: Wasserhähne, Lampen, Fenster oder Küchen könnten von deutschen Mittelständlern geliefert werden. Und wenn es in Sotschi nicht klappt, gebe es ja noch die Glücksspiel-Stadt "Asow-City", tröstete Tkatschow die Wirtschaftsdelegation, die Glos begleitete.

Direkt am Asowschen Meer sollen ab 2010 jährlich 6,5 Millionen Besuchern an den einarmigen Banditen stehen. "Wir wollen hier das russische Las Vegas bauen", sagte ein Mitarbeiter des Gouverneurs. Die Deutschen sollten ihre Bewerbungen schnell abgeben: "Beeilen Sie sich. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben."