Moletta freigestellt wegen Viagra-Fund

SID

Forli - Das bisher eher unbescholtene Gerolsteiner-Team ist durch italienische Doping-Ermittler ins Zwielicht geraten.

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Die Mannschaft des Mathematiklehrers Hans-Michael Holczer, der seit Monaten auf der Suche nach einem neuen Sponsor für 2009 ist, stellte seinen italienischen Profi Andrea Moletta nach vagem Doping-Verdacht vom Rennbetrieb frei.

Molettas Vater Natalino saß zusammen mit zwei weiteren Personen in einem Auto, in dem Zielfahnder nach Informationen der italienischen Zeitung "La Repubblica" 82 Packungen des gefäßerweiternden Potenzmittels Viagra und eine in einer Zahnpastatube versteckte Einwegspritze fanden.

Gerolsteiner aus dem Rennen genommen

Außerdem hätte sich in dem Wagen, der von Padua auf dem Weg zum Giro d'Italia gewesen sei, ein Kühlschrank mit noch nicht identifizierten Medikamenten befunden. Das teilte die in Italien für die Drogenfahndung zuständige Behörde NAS mit.

Viagra steht bisher nicht auf der Doping-Liste, soll aber besonders in Höhenlagen zu erheblichen Leistungssteigerungen führen können. Entsprechende Versuche wurden vor zwei Jahren im "Journal of Applied Physiology" veröffentlicht, berichtete am Freitag der Internetanbieter "cyclingnews".

Danach wurden bei einem sechs Kilometer langen Zeitfahren auf 3700 Meter Höhe die Leistungen derjenigen Probanden, die Viagra erhielten, um 15 Prozent gesteigert.

"Bisher war hier alles ruhig"

Zum Vergleich hatten einige Teilnehmer des Tests Placebos erhalten. Nach den Worten ihres Sprechers Fréderic Donzé erwägt die Welt-Anti- Doping-Agentur (WADA), die blaue Pille auf den Index zu setzen. Beim Giro steht das spektakuläre Bergzeitfahren auf den Kronplatz (2273 Meter) bevor.

Obwohl Molettas Verwicklung nicht bewiesen ist, hatte das Gerolsteiner-Team prompt reagiert und den 29-jährigen Helfer seines Kapitäns Davide Rebellin sofort aus dem Rennen genommen.

"Bis die Sache geklärt ist, wird er nicht mehr eingesetzt", hatte Holczer erklärt. Teamchef Christian Henn bezweifelt eine Verwicklung Molettas in den Fall.

"Das war eine gezielte Polizei-Aktion. Wenn die also Moletta im Visier hatten, warum gab es bei uns im Hotel nicht sofort eine Razzia? Bisher war hier alles ruhig", berichtete Henn.

"Zwei italienische Dpingärzte"

"Das Auto, in dem Moletta Senior saß, gehörte einem Anderen, laut italienischen Zeitungen Fulvio Miotti, dem Sportlichen Leiter einer italienischen Amateur-Equipe", sagte Henn weiter.

Nach den Worten des beim Giro zuständigen Teamleiters hatte Moletta für seine Freistellung auf der Grundlage des Code de Conduite Verständnis gehabt, "obwohl er sich die ganzen Vorkommnisse nicht erklären konnte".

Der Code de Conduite ist ein Ehrenkodex der Profi-Teams, nach dem die Rennställe bei Auffälligkeiten tätig werden sollen.

Auf Sponsoren-Suche

"Auch wenn sich die Anwesenheit von Moletta Senior als rein zufällig erweisen könnte, haben wir in einer äußert scharfen Auslegung des Code de Conduite ohne zu zögern gehandelt", erklärte Holczer, der noch vor Beginn der Tour de France am 5. Juli mitteilen will, ob er bei der Suche nach einem Nachfolge-Sponsor des Mineralwasser-Herstellers Gerolsteiner fündig geworden ist.

Laut Holczer, dessen Recherchen bei den Polizeibehörden in Padua "noch nichts" erbrachten, seien zwei deutsche Unternehmen interessiert.

Die "Republica" berichtete von "zwei italienischen Dopingärzten", die von den Behörden gezielt observiert worden seien und auf die Spur der Insassen des kontrollierten Fahrzeuges geführt hätten. Die Fahnder hätten im Umkreis von Fitnessstudios in Padua ermittelt.