Steffen vor DM "nervös wie ein Rennpferd"

SID

Düsseldorf - Die internationale Konkurrenz schwimmt Weltrekorde am Fließband, Britta Steffen ist "nervös wie ein Rennpferd". Doch ihre innere Unruhe vor den deutschen Meisterschaften ist positiver Natur.

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Gut 100 Tage vor den Olympischen Spielen hat die 24-Jährige ausschließlich ein Ziel: "Ich möchte mich mit den Besten der Welt messen."

Um das in Peking tun zu können, muss sie sich zunächst der Mitbewerberinnen des eigenen Lagers erwehren: Nur Platz eins oder zwei und erfüllte Zeit- Normen bei der DM an in Berlin bringen das Flugticket Richtung China.

"Anzug schwimmt nicht allein"

Ein Ausrufezeichen hat die Berlinerin bereits gesetzt. Ihr deutscher Rekord von 24,53 Sekunden über 50 Meter Freistil ist ein klares Signal, dass Britta Steffen niemanden fürchten muss - nicht einmal diejenigen, die den neuen "Wunderanzug" namens LZR Racer tragen und damit das Gefühl entwickeln, "bergab zu schwimmen", wie sich die Australierin Lisbeth Trickett (Lenton) ausdrückte.

Die Weltmeisterin hatte Britta Steffen am 27. März mit 52,88 Sekunden den Weltrekord über 100 Meter Freistil entrissen.

42/100 liegen zwischen aktueller und ehemaliger Weltrekord- Inhaberin - doch Britta Steffen, die ein anderes Produkt trägt, nimmt es gelassen: "Bei allen Diskussionen sollte man nicht vergessen, dass ein Anzug nicht von allein schwimmt."

Geheime Zettelchen 

Wer drin stecke, sei das Entscheidende - eine Einstellung, die sie mit Michael Phelps' Coach Bob Bowman teilt. Bowman kann die Aufregung um die zweite Haut der Top-Schwimmer nur bedingt nachvollziehen. Es sei keine "Zauberei" im Spiel, maßgeblich seien immer noch Trainings-Intensität und Können des Athleten.

Britta Steffen will wenig dazu sagen, was sie sich bei erfolgreicher Qualifikation in Peking zutraut. Auf dem Treppchen würde sie gern stehen, erklärte sie. Doch fürs Spekulieren sei ihr Trainer zuständig, Norbert Warnatzsch berechne gern Monate im Voraus, welche Zeiten sie seiner Einschätzung nach erzielen könne.

Kleine, geheime Zettelchen sind ein fast magisches Ritual zwischen Schwimmerin und Coach. Schon bei Franziska van Almsick und deren Weltrekord über 200 m Freistil vom 3. August 2002 (1:56,64 Minuten) hat es funktioniert.

Zwiespältige Gefühle

Bei einem Aspekt denkt Britta Steffen schon weit über den 24. August 2008 hinaus, die Tibet-Unruhen beschäftigen sie: "Vielleicht sollten wir uns mehr Gedanken darüber machen, wie es nach den Olympischen Spielen weitergeht."

Andernfalls, fürchtet sie, "werden in den nächsten 50 Jahren die Menschenrechtsverletzungen in Tibet in den Medien genauso wenig ein Thema sein wie in den letzten 50 Jahren".

Zwiespältig seien ihre Gefühle, bei den Auseinandersetzungen um den Fackellauf stünden sich Menschen gegenüber, die einerseits die olympische Idee symbolisieren sollen, andererseits gebe es die Demonstranten, "deren Gründe für ihren Protest ich auch total verstehe".

Eigentlich seien diese beiden Parteien gar keine Gegner, vermutet Britta Steffen - und hofft inständig auf positive Effekte: "Während der Spiele wird Tibet mehr Aufmerksamkeit bekommen als je zuvor."