Neue Gewalt und Tote in China

SID

Peking - Bei neuen Unruhen in der von Tibetern bewohnten chinesischen Provinz Sichuan sind nach offiziell nicht bestätigten Berichten bis zu 15 Menschen getötet worden.

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Nach Angaben des US-Senders Radio Free Asia (RFA) starben allein elf Tibeter, als die Polizei das Feuer in der Region Ganzi auf Demonstranten eröffnete.

Die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtete lediglich von "Warnschüssen", die die Polizei abgefeuert habe, um gewaltsame Proteste zu stoppen. Bei Xinhua gab es keine Angaben über Tote und Verletzte unter den Demonstranten.

Unterdessen geht die Diskussion um einen Boykott der Olympischen Spiele in Peking oder zumindest der Eröffnungsfeier weiter. Die kommunistische Führung Tibets erklärte, dass trotz angeblicher "Sabotage-Drohungen" am olympischen Fackellauf durch die Region festgehalten werde.

Verwirrung in Frankreich

In Frankreich sorgte Menschenrechts-Staatssekretärin Rama Yade mit Äußerungen über einen möglichen Boykott der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele durch Staatschef Nicolas Sarkozy für Verwirrung.

Die Zeitung "Le Monde" zitierte Yade in einem Interview mit den Worten, Sarkozy werde nur unter drei "unumgänglichen" Bedingungen zu der Zeremonie im August nach Peking reisen. Dazu zähle der Beginn eines "konstruktiven" Dialogs mit dem religiösen Oberhaupt der Tibeter, dem Dalai Lama.

Wenige Stunden nach Veröffentlichung des Interviews dementierte Yade, das Wort "Bedingungen" benutzt zu haben. Die Zeitung "Le Monde" erklärte, die Sätze wortgetreu widergegeben zu haben.

Keine Bedingungen seitens Frankreich an China

Außenminister Bernard Kouchner bekräftigte im Fernsehsender France 2, Paris stelle keinerlei "Bedingungen" an China.

Sarkozy selbst hatte im März betont, "alle Optionen" seien offen. Der britische Premier Gordon Brown schloss einen Olympia-Boykott erneut aus.

Bei den neuen Unruhen in Sichuan feuerte die Polizei nach Angaben von Radio Free Asia in eine Menge von mehreren hundert Mönchen und anderen Tibetern, die die Freilassung von zwei festgenommenen Mönchen aus dem Kloster Tongkor verlangten.

Etwa 350 Mönche und eine gleich große Zahl anderer Tibeter hätten sich vor dem Regierungsgebäude in Tongkor versammelt, um die Freilassung der Inhaftierten zu verlangen.

Qingli: "Alles wieder normal"

Die kommunistische Führung Tibets erklärte , dass inzwischen wieder Ordnung und Ruhe in Lhasa und anderen Teilen der Region eingekehrt sei. Alles sei "wieder normal", zitierte die Agentur Xinhua den örtlichen Parteichef Zhang Qingli.

Gegen einen Boykott der Olympischen Spiele wandte sich der chinesische Bürgerrechtler und Autor Liu Xiaobo.

"Wenn die Spiele misslängen, bekäme das den Menschenrechten nicht gut", sagte er dem Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel".

Peking hätte dann gar keinen Anreiz mehr, auf die Mahnungen aus dem Ausland zu reagieren. Ohne Druck von außen "wäre die Lage der Menschenrechte noch viel schlechter".