Fackellauf in Pakistan ohne Störungen

SID

Islamabad - Nach einem störungsfreien olympischen Fackellauf in Pakistan werden am Donnerstag Proteste von Exiltibetern bei der nächsten Station in Indien befürchtet.

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Vorsorglich verkürzten die Behörden die Strecke in der indischen Hauptstadt Neu Delhi von ursprünglich geplanten neun auf drei Kilometer. Der Präsident der Indischen Olympischen Vereinigung (IOA), Suresh Kalmadi, wollte keine Auskunft über die genaue Startzeit des Laufs geben, der von rund 15 000 Polizisten geschützt werden soll.

Ohne Zwischenfälle verlief die Veranstaltung in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad, wo die Flamme in einem abgeschirmten Stadion gezeigt wurde.

Festnahmen in Neu Delhi

In Neu Delhi versuchten Exiltibeter erneut, die chinesische Botschaft zu stürmen und so gegen Verletzungen der Menschenrechte in ihrer Heimat zu protestieren. Die Polizei teilte nach Angaben der Nachrichtenagentur mit, 60 Demonstranten, darunter auch Frauen, seien noch vor der ersten Stacheldrahtbarriere festgenommen worden.

Exiltibeter waren im vergangenen Monat auf das Gelände der Botschaft vorgedrungen. Die indische Botschafterin in Peking, Nirupama Rao, war daraufhin vom chinesischen Außenministerium einbestellt worden. Exiltibeter kündigten für Donnerstag einen alternativen Fackellauf in Neu Delhi an.

Musharraf kritisiert Proteste gegen Fackellauf

Das olympische Feuer soll in der Nacht zu Donnerstag von Pakistan aus nach Neu Delhi geflogen werden. Die Behörden in Islamabad hatten den Fackellauf von den Straßen in das abgeschirmte Jinnah-Stadion verlegt. Präsident Pervez Musharraf und Premierminister Yousuf Raza Gillani eröffneten die Veranstaltung, die unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen stattfand.

Musharraf, der Proteste gegen den Fackellauf in westlichen Staaten kritisiert hatte, war am Mittwoch von einem Besuch in Peking zurückgekehrt. Pakistan und China pflegen traditionell enge Beziehungen.

Erhöhtes Sicherheitsaufkommen

Mit Protesten von Exiltibetern war in Pakistan nicht gerechnet worden. Dort kommt es aber immer wieder zu tödlichen Anschlägen muslimischer Extremisten.

Hunderte Soldaten, paramilitärische Truppen und Polizisten wurden während des Fackellaufs innerhalb und außerhalb des Jinnah-Stadions eingesetzt. 66 pakistanische Sportler trugen die Fackel durchs Stadionrund.

Weiterer indischer Fackelläufer sagt ab

Indiens prominentester Sportler, Kricket-Legende Sachin Tendulkar, sagte seine Teilnahme in Neu Delhi ab. Er habe seinen Rückzug mit gesundheitlichen Problemen und Terminschwierigkeiten begründet, sagte IOA-Präsident Kalmadi.

Tendulkar ist der vierte indische Fackelläufer, der sich von der Veranstaltung zurückzieht. Nur einer davon, der Kapitän der Fußball-Nationalmannschaft, Bhaichung Bhutia, hatte allerdings offen seine Unterstützung für Tibet als Grund angegeben.

Australien droht "chinesischen Wächtern" mit Festnahmen

Australien drohte den umstrittenen chinesischen Wächtern der olympischen Flamme mit Festnahmen, sollten sie beim Fackellauf in Canberra eingreifen. "Wenn sie irgendjemanden anfassen, können sie festgenommen werden", sagte der Organisator des australischen Fackellaufs, Ted Quinlan. 

Die Fackel soll am 24. April durch die australische Hauptstadt getragen werden. Die Chinesen sollen auf Weisung der australischen Behörden während des gesamten Fackellaufs in einem Bus bleiben. Die Sicherheit der Fackel gewährleiste allein die australische Polizei.

Audi sagt Werbeaktion ab

Audi verzichtet nach Angaben aus Konzernkreisen auf eine geplante Werbeaktion mit seinem neuen Geländewagen am Mount Everest. An seinem Sponsoring hält der Konzern nach eigenen Angaben unverändert fest. Zu dem Verzicht auf die Werbeveranstaltung am Rande der Besteigung des höchsten Berges der Erde mit dem olympischen Feuer hieß es von Seiten informierter Kreise: "Wir wollen nicht noch Öl ins Feuer gießen."

Ein Sprecher des Autobauers aus dem bayerischen Ingolstadt erklärte allerdings, die Aktion sei bereits vor zwei Monaten "aus logistischen Gründen" nach Peking verlegt worden. Mit der aktuellen Entwicklung in Tibet habe dies nichts zu tun.

Der tschechische Ministerpräsident Mirek Topolanek kündigte unterdessen an, nicht an der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Peking teilzunehmen. Es sei aber nicht für einen Boykott durch die Athleten, sagte er nach einem Bericht der Tageszeitung "Pravo" (Mittwoch). Der konservative Politiker hatte zuvor vermieden, sich an der Olympia-Boykott-Diskussion zu beteiligen.