Dalai Lama beklagt Menschenrechtslage

SID

Neu Delhi (dpa) - Fünf Monate vor Beginn der Olympischen Spiele in Peking hat der Dalai Lama die chinesische Regierung für eine Verschlechterung der Menschenrechtslage im besetzten Tibet verantwortlich gemacht.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

"In Tibet nimmt die Unterdrückung weiter zu", sagte das geistige Oberhaupt der Tibeter in einer Ansprache zum 49. Jahrestag des tibetischen Aufstands gegen China.

In seinem Exil im nordindischen Dharamsala kritisierte der Dalai Lama "zahlreiche, unvorstellbare und grausame Menschenrechtsverletzungen, Verweigerung der Religionsfreiheit und die Politisierung religiöser Themen".

Mangel an Respekt 

Verantwortlich sei der Mangel an Respekt, den die chinesische Regierung dem tibetischen Volk entgegenbringe. Der Dalai Lama betonte, er habe die Idee, die Olympischen Spiele nach China zu vergeben, "von Anfang an" unterstützt.

Die internationale Gemeinschaft solle im August nicht nur ihre Athleten schicken, sondern China auch an die Prinzipien Meinungsfreiheit, Ausdrucksfreiheit, Gleichheit und Freundschaft erinnern.

Die Welt müsse auch nach den Olympischen Spielen auf kontinuierlichen Wandel in China hinwirken. Der Dalai Lama erkennt die Souveränität Chinas über Tibet an, fordert aber "echte Autonomie" für seine Heimat.

Protestmarsch 

In der von seinem Büro übersetzten und verbreiteten Rede beklagte der 72-Jährige, China nenne die Regionen, in denen Tibeter lebten, zwar autonom. Das sei aber nur ein leeres Wort.

In Dharamsala begannen rund 100 Exil-Tibeter einen Protestmarsch in ihre von China besetzte Heimat. Die chinesische Regierung nutze Olympia als Plattform, um die illegale Besetzung Tibets zu legitimieren, sagte der Präsident des Tibetischen Jugend- Kongresses, Tsewang Rigzin, in Dharamsala.

"Wir zeigen auf, dass Tibet den Tibetern gehört und wir nie aufgeben werden, bis Tibet unabhängig wird." Die Tibetische Volksaufstands-Bewegung (TPUM) teilte mit, unter den Marschierenden seien Mönche, Nonnen und Jugendliche, die im Exil geboren worden seien und Tibet noch nie gesehen hätten.

130.000 Tibeter im Exil 

Ziel sei, "die tibetische Freiheitsbewegung wieder zu beleben und die chinesische Besatzung Tibets zu bekämpfen".

Nach dem Scheitern des Aufstands in Tibet war der 14. Dalai Lama im März 1959 vor chinesischen Besatzungstruppen nach Indien geflohen, wo ihm die Regierung seitdem Asyl gewährt.

Insgesamt leben etwa 130.000 Tibeter im Exil, hauptsächlich in Indien, Nepal und Bhutan.