DSV-Athleten unter Druck

SID

Eindhoven - Deutschlands Schwimmer sind fünf Monate vor den Spielen in Peking unter Druck geraten. Die Konkurrenz empfahl sich mit einer Rekordflut bei den Europameisterschaften in Eindhoven und der australischen Olympia-Qualifikation in Sydney.

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Daheim hängt der Haussegen schief. Christa Thiel, Präsidentin des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV), übte harte Kritik an den Nicht-Schwimmern: "Es wird als absolut inakzeptabel empfunden, wie wir hier auftreten."

Nur neun Deutsche stellten sich. Cheftrainer Örjan Madsen warnte mit Blick auf Peking: "Wir sind nicht gut genug, wir sind nicht hart genug im Kopf, wir trainieren nicht gut genug."

Für Olympia 2012 gibt es eine ultimative Vorgabe. "Die ist klar definiert und bei der Anzahl der Medaillen hoch aufgehängt", sagte der Norweger.

"Dann geht es um die Wurst"

Deutschlands Schwimmer waren bei der Rekordjagd der Konkurrenz vor allem Zuschauer. Madsen verwies auf die Olympia-Qualifikation in Berlin (18. bis 23. April): "Dann geht es um die Wurst."

Die anderen können es schon jetzt. Der Franzose Alain Bernard schwamm an drei Tagen drei Weltrekorde. Zunächst unterbot er die Marke über 100 Meter Freistil in zwei Schritten auf 47,50 Sekunden, einen Tag später eroberte er schon im 50-Meter-Halbfinale in 21,50 Sekunden die Top-Position.

Die erkrankt fehlende Janine Pietsch verlor ihren 50-Meter- Rücken-Europarekord kampflos. Am Samstag schwammen die Kroatin Sanja Jovanovic (28,17) und Nina Zhivanevskaya (Spanien/28,13) Bestzeit, am Sonntag holte sich die Russin Anastasia Sujewa in 28,05 Sekunden den Titel.

Rice unterbietet alten Weltrekord klar

Auch die australische Olympia-Qualifikation wurde zu einer Demonstration der Stärke. Die 19-jährige Stephanie Rice war beim Weltrekord über 400 Meter Lagen in 4:31,46 Minuten 1,43 Sekunden schneller als die Amerikanerin Katie Hoff bei der WM 2007.

Über die nicht-olympischen 50 Meter Rücken gab es durch die 15-jährige Emily Seebohm (27,95) und Sophie Eddington (27,67) im Halbfinale und im Endlauf zwei Weltrekorde.

"Wir sehen jetzt, welche Probleme wir haben", mahnte der nach Olympia aus DSV-Diensten scheidende Madsen Maßnahmen an. Zu viele Trainer und Athleten hätten zu viel Angst, sich zu stellen, erkannte er schon vor der EM.

"Müssen die Strukturen ändern"

Christa Thiel: "Der Cheftrainer scheitert daran, dass ihm die Stützpunkttrainer strukturell nicht folgen müssen." Noch in Eindhoven wurden Reformen auf den Weg gebracht. "Wir müssen die Strukturen ändern", klagte Madsen elementar Neues ein.

Europameister Paul Biedermann (200 Meter Freistil) sowie Janne Schäfer und Kerstin Vogel als Halbfinal-Erste und -Zweite über 50 Meter Brust waren Lichtblicke.