Biedermann schwimmt Groß davon

SID
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Eindhoven - Deutschland hat wieder einen Sieg-Schwimmer. Paul Biedermann öffnete bei den Europameisterschaften in Eindhoven ein neues Kapitel Schwimm-Geschichte.

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Er löschte in 1:46,59 Minuten den 24 Jahre alten Uralt-Rekord von Olympiasieger Michael Groß und wurde mit dem ersten EM-Titel eines Deutschen über 200 Meter Freistil seit Groß 1985 zum Olympia-Geheimtipp.

"Das ist Wahnsinn", sagte Biedermann. Britta Steffen behält ihren Weltrekord über 100 Meter Freistil. In Abwesenheit der Berlinerin war die Niederländerin Marleen Veldhuis (53,77 Sekunden) zu langsam, um Steffens Marke von 53,30 zu knacken.

Glückwünsche von Groß

Biedermann-Vorgänger Groß freute sich aus der Ferne mit: "Ja, endlich. Herzlichen Glückwunsch - und weiter so. Ich freue mich, dass wir endlich wieder jemanden haben, der in einer der traditionellen deutschen Parade-Disziplinen nach vorne drängt."

Cheftrainer Örjan Madsen fiel nach dem "perfekten Rennen" ein Stein vom Herzen. Und Biedermann, 21 Jahre alter Zivildienstleistender aus Halle/Saale, will mehr. "Das war noch nicht mein letztes Wort", verkündete er.

Taktisch und technisch exzellent, aggressiv in seiner Leistungsbereitschaft - so schwamm der neue Europameister die Groß-Zeit von 1:47,44 Minuten vom Olympiasieg am 29. Juli 1984 in Los Angeles als ältesten deutschen Männer-Rekord in Grund und Boden.

"Ich will die Peking-Qualifikation schaffen. Und dann schauen wir weiter", schilderte Biedermann seine Pläne.

Fulminanter Endspurt

Biedermann konnte nach seinem Coup strahlen. Mit einem fulminanten Endspurt machte er aus einem Rückstand von 47/100 Sekunden bei der 150-Meter-Marke noch Gold, der Franzose Amaury Leveaux (1:46,99) wurde Zweiter.

"Das hat so viel Spaß gemacht. Und auf den letzten 50 Metern ging mir nur der Rekord durch den Kopf", meinte Biedermann. Davor habe er sich mit den 1:47,44 von Groß nicht intensiv beschäftigt, merkte er an.

Premieren-Titelträger über die neu ins Programm genommenen 800 m Freistil der Männer wurde der Ungar Gergo Kis. Mirna Jukic aus Österreich gewann Gold über 100 m Brust, der Ungar Laszlo Cseh wurde Europameister über 200 m Lagen.

Cavic muss nach Hause fahren

Europameister Milorad Cavic aus Serbien wurde von weiteren Einzel-Wettbewerben der am Ostermontag zu Ende gehenden EM ausgeschlossen.

Sein Landesverband muss 7.000 Euro Strafe zahlen. Cavic, der Titelträger über 50 m Schmetterling, hatte während der Siegerehrung ein T-Shirt mit dem Aufdruck "Kosovo ist serbisch" gezeigt und damit gegen die Unabhängigkeit des Kosovo demonstriert.

Derartige Provokationen sind laut Statuten des Europa-Verbandes nicht erlaubt.