Neue Dopingvorwürfe in Österreich

SID
Doping, Spritze, Österreich
© DPA

Wien - Dopingvorwürfe haben den österreichischen Spitzensport erneut aufgeschreckt und könnten auch nach Deutschland überschwappen.

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Die Wiener Staatsanwaltschaft hat das österreichische Bundeskriminalamt nach Eingang einer anonymen Anzeige wegen Versicherungsbetrugs im Zusammenhang mit Blutdoping mit Ermittlungen beauftragt.

In der Anzeige werden mehrere Ärzte sowie etwa 30 in- und ausländische Sportler, "mehrheitlich aus der Ausdauerszene", beschuldigt. Eine Sprecherin des Wiener Landesgerichts bestätigte, dass die Anzeige eingegangen sei. "Da die Ermittlungen jedoch gerade erst begonnen haben, können und dürfen wir noch nichts dazu sagen."

Zehn deutsche Athleten verwickelt

Der österreichischen Nachrichtenagentur APA liegt nach eigenen Angaben die anonyme Anzeige vor, in der die Namen von insgesamt 16 österreichischen und 15 ausländischen Sportlern genannt würden. Darunter seien zehn Athleten aus Deutschland, berichtet die Agentur weiter. Unter den genannten Athleten befänden sich auch diverse Olympiasieger.

Die "Tiroler Tageszeitung" hatte veröffentlicht, dass in der Anzeige auch drei Ärzte erwähnt würden, die "in den letzten drei Jahren systematisch Blutdoping betrieben (haben) und diese Tat bis heute fort(setzen)".

Ob ein Zusammenhang mit dem Wiener Blutplasma-Unternehmen Humanplasma bestehen könnte, das durch Berichte über angebliches Blutdoping in dem Institut in die Schlagzeilen geraten war, wollte die Sprecherin des Landesgerichts nicht sagen. Humanplasma selbst hatte stets jegliche Verwicklungen bestritten.

DOSB kritisiert Anschuldigungen

Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Thomas Bach, äußerte sich zur neuen Entwicklung im Nachbarland zurückhaltend. "Ich nehme nicht zu einer anonymen Anzeige Stellung, deren Inhalt ich nicht kenne", sagte Bach.

Er verwahrte sich aber gegen eventuelle Verdächtigungen gegen deutsche Sportler, wie sie im Zuge der Untersuchungen gegen Humanplasma erhoben worden waren: "Ich halte es nicht für gangbar, dass deutsche Athleten wieder in Verdacht gezogen werden könnten, ohne dass man dafür irgendetwas in der Hand hat." Der DOSB stehe mit der österreichischen Regierung weiter in Kontakt.

Hinweise auf systematisches Doping

Der Kärntner Richter Arnold Riebenbauer, der nach der Doping-Affäre bei den Olympischen Winterspielen 2006 in Turin vom Österreichischen Skiverband mit einer unabhängigen Untersuchung beauftragt worden war, begrüßt die neuen Ermittlungen. "Mir ist es recht, wenn es nicht im Sande verläuft. Ich hoffe, dass nun bei offiziellen Stellen etwas ins Rollen kommt", sagte er.

Er sei bei seinen Untersuchungen auf viele Information gestoßen, die jedoch nicht zu beweisen gewesen waren. "Ich hatte Hinweise, die systematisches Doping vermuten ließen", sagte Riebenbauer. Die Gesetzeslage in Österreich ließ damals aber eine strafrechtliche Verfolgung von Dopingsündern nicht zu.

Doping & Versicherungsbetrug?

Auf Grundlage des Versicherungsbetrugs-Vorwurfs haben Staatsanwaltschaft und Bundeskriminalamt nun die Möglichkeit, eigenständig im Blutdoping-Fall aktiv zu werden. Laut Anzeige sollen drei österreichische Transfusionsmediziner in den vergangenen Jahren in Wien (seit 2000) und Linz systematisch Blutdoping betrieben haben. Als Standort für das gelagerte Blut soll unter anderem das Wiener Allgemeine Krankenhaus (AKH) gedient haben.

"Das Blut wurde und wird im AKH Wien für Zwecke des Tiefkühlens präpariert und im AKH Wien gelagert", heißt es laut APA in der anonymen Anzeige. "Im Gebrauchsfall wurde und wird das präparierte Eigenblut dem AKH entnommen und (...) vor Ort der Wettkämpfe wieder zugeführt."

Krankenhaus überrascht 

Das Wiener AKH zeigte sich überrascht von den Anschuldigungen. "Von den betreffenden Vorwürfen ist uns nichts bekannt. Wir werden alles tun, um bei der Aufklärung der im Raum stehenden Vorwürfe behilflich zu sein", erklärte eine Sprecherin des AKH.

Bezüglich des Tatbestands des Versicherungsbetrugs heißt es laut APA in der Anzeige: "Gegenüber dem AKH Wien wurde und wird die Präparierung und die Lagerung der Blutbeutel via 'Privatpatient' verrechnet. Gegenüber den (Zusatz-)versicherungen wurden und werden die Kosten für Präparierung und Lagerung mit verschiedenen notwendigen medizinischen Behandlungen begründet, nicht aber mit Blutdoping."