Kohlschreiber spart Kräfte

SID
Tennis, Australian Open, Fan
© Getty

Melbourne - Nicolas Kiefer saß längst im Flugzeug, als sich Philipp Kohlschreiber schon auf seinen nächsten Gegner Andy Roddick einstimmen konnte.

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"Auf der Massagebank oder im Hotelzimmer" wollte der 24-Jährige das Match zwischen dem Amerikaner und Michael Berrer anschauen, um für seine Drittrunden-Aufgabe bei den Australian Open vorbereitet zu sein. Dabei musste sich 100-Kilo-Mann Berrer auf dem Center Court dem Weltranglisten-Sechsten mit 2:6, 2:6, 4:6 geschlagen geben.

Trotz des klaren Ergebnisses sprach er Kohlschreiber hinterher Mut zu: "Mit einer soliden Leistung kann man ihn schlagen. Ich glaube, dass Philipp in vier Sätzen gewinnt."

Der Hoffnungsträger des deutschen Tennis hatte zuvor bei seinem lockeren Sieg gegen den Russen Jewgeni Korolew wichtige Kräfte sparen können. Beim Stand von 6:4, 6:2, 0:1 aus Kohlschreibers Sicht musste sein Gegner wegen einer Oberschenkelverletzung aufgeben. "Ich kann auch einen Roddick schlagen", sagte der Augsburger nach seinem Kurzeinsatz auf Court 2 selbstbewusst. "Ich muss direkt gutes Tennis auspacken und werde alles geben."

Meilenweit vom Sieg entfernt 

Nur wenige Stunden vorher hatte Rainer Schüttler auf dem kleinen Podium des übersichtlichen Interviewraums 1 gesessen und nicht so recht gewusst, wie er seine heftige 2:6, 2:6, 1:6-Klatsche gegen den Franzosen Gilles Simon erklären sollte. "Das war eine Katastrophe", sagte der 31 Jahre alte Korbacher unverblümt. "Ich war meilenweit davon entfernt, ihn zu schlagen."

Der Australian-Open-Finalist von 2003 haderte bei heftigem Wind ("Das war ein extremer Sturm") mit sich, dem Schiedsrichter und eben dem Wetter. Mal flog der Schläger zu Boden, mal musste die Platzbegrenzung den aus früheren Tagen bekannten Wutausbrüchen herhalten. "Alles, was ich versucht habe, ist schiefgegangen", meinte Schüttler frustriert.

Lisicki die letzte Mohikanerin 

Für ihn war das erste Grand-Slam-Turnier des Jahres damit ebenso beendet wie für Angelique Kerber und Sandra Klösel. Zwei Tage vor ihrem 20. Geburtstag verlor Kerber gegen die Italienerin Francesca Schiavone mit 2:6, 3:6; Klösel ging gegen die Weißrussin Victoria Azarenka 1:6, 1:6 unter.

Damit kämpfte als letzte im Feld verbliebene Deutsche die 18 Jahre alte Grand-Slam-Debütantin Sabine Lisicki gegen Maria Korytzewa aus der Ukraine um den Einzug in die dritte Runde.

Schadlos hielten sich am dritten Turniertag nahezu alle Favoriten. Die Weltranglisten-Erste Justine Henin (Belgien), Titelverteidigerin Serena Williams (USA), der Weltranglisten-Zweite Rafael Nadal (Spanien) sowie der an Nummer vier gesetzte Nikolai Dawidenko (Russland) überstanden problemlos ihre Zweitrunden-Aufgaben. Die 31 Jahre alte Lindsay Davenport (USA) blieb beim 1:6, 3:6 gegen Vorjahresfinalistin Maria Scharapowa (Russland) ohne Siegchance.

Kiefer schon heimgeflogen 

Zu diesem Zeitpunkt hatte Nicolas Kiefer Melbourne bereits verlassen. Dabei hatte der Hannoveraner nach seinem Erstrunden-Aus gegen Juan Carlos Ferrero noch "für Mittwoch" ein Gespräch mit Bundestrainer Patrik Kühnen über seine Davis-Cup-Ambitionen angekündigt. "Er ist doch gar nicht mehr hier, der ist schon heimgeflogen", sagte Kühnen süffisant in den Katakomben der Rod Laver Arena.

Er habe nicht mit Kiefer gesprochen und dieser sei während des Turniers auch nicht auf ihn zugekommen. Ob der 30-Jährige in seinen Planungen für die Erstrunden-Partie gegen Südkorea Anfang Februar in Braunschweig eine Rolle spielt, verriet Kühnen nicht.

Doch Kiefer selbst hatte nach seiner schwachen Leistung gegen den French-Open-Sieger von 2003 gesagt, dass er "in dieser Verfassung keine große Hilfe ist" für das Match auf Sand. Immerhin erklärte er seine Bereitschaft zu spielen - wohl auch in dem Wissen, dass dies Voraussetzung für seine angestrebte Olympia-Teilnahme ist.