Hinten Gentzel, vorne Arsenal

Von Florian Regelmann
Peter Gentzel, HSG Nordhorn
© Imago

München - Woran man als erstes denkt, wenn man Schweden hört, ist Geschmackssache.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

IKEA? Nein, muss nicht sein. Pippi Langstrumpf oder Nils Holgersson? Ganz groß. Die schönste Prinzessin der Welt, Madeleine? Auf jeden Fall.

Geht es aber um Sport, so fällt einem nach Eishockey, Fußball und flippigen Golfern (Jesper Parnevik) auch sofort Handball ein.

Die Generation um Jahrhundert-Handballer Magnus Wislander holte 1999 den Weltmeistertitel und wurde von 1998 bis 2002 drei Mal in Folge Europameister.

Glanzleistung gegen Kiel 

Bei allen Titeln der Fels in der Brandung: Keeper Peter Gentzel. Es gab keinen besseren, keinen lässigeren Torwart. Einen, der vor allem aus dem Rückraum fast unüberwindbar war.

Aber was heißt hier "gab"? Was heißt hier "war"? Die Vergangenheitsform ist völlig unangebracht. Gentzel ist zwar nun schon 39 Jahre alt, aber immer noch einzigartig. Für die Tre Kronor ist er nicht mehr aktiv, aber in der Bundesliga sorgt er weiter für Furore.

Beim 34:29-Erfolg der HSG Nordhorn gegen den THW Kiel glänzte er am Wochenende mit 23 Paraden. "Das war ein Highlight und auf jeden Fall das beste Spiel in dieser Saison", so Gentzel zu SPOX.com.

Ende nicht in Sicht 

Es scheint, als könne er gar nicht genug davon bekommen, Bälle abzuwehren. Egal ob sie gegen Beine, Arme, Brust oder Kopf fliegen:

"Ich fühle mich fit und ich bin immer noch hochmotiviert, Handball zu spielen. Es macht immer noch riesigen Spaß. Solange ich merke, dass ich gut halten kann, werde ich weitermachen."

Sein Vertrag in Nordhorn läuft noch bis 2010. Bis dahin können sich alle Nordhorn-Fans auf jeden Fall noch an ihrer Nummer eins erfreuen.

Mit Nordhorn den Titel holen 

Und womöglich mit ihm die Meisterschaft feiern. Denn spätestens mit dem Sieg gegen Kiel hat Nordhorn bewiesen, dass sie das Potenzial für den Titel haben.

"Wir haben einen Lauf und großes Selbstvertrauen. Wir versuchen, jedes Spiel zu gewinnen. Mal schauen, wie weit uns das am Ende führt", sagt Gentzel.

Im Moment liegt das Team von Coach Ola Lindgren in der Tabelle auf Rang zwei. Nur aufgrund der schlechteren Tordifferenz rangiert man hinter Flensburg.

HSG-Arsenal-Nordhorn 

Vor dem Sieg gegen Kiel hatte man sechs Pflichtspiele in Folge mit über zehn Toren Unterschied gewonnen. Nordhorn ist nicht nur im heimischen Euregium quasi unschlagbar, sondern auch top, was die Attraktivität und Schönheit der Spielweise angeht. Kurzum: Hinten steht Gentzel und nach vorne gibt es Hochgeschwindigkeits-Handball a la Arsenal.

Individuell braucht sich die HSG vor niemandem verstecken. Angeführt von einem überragenden Holger Glandorf über Jan Filip bis zu Goran Sprem, Nordhorn hat Klasse.

Starkes Kollektiv

Vor allem aber haben sie ein Kollektiv, das beeindruckt. "Wir haben eine super Stimmung in der Mannschaft. Wir wollen alle etwas erreichen und kämpfen füreinander", erklärt Gentzel, der seit 2001 in Niedersachsen spielt und ein echter Nordhorner geworden ist: "Ich und meine Familie fühlen uns in Nordhorn sehr wohl und sind richtig heimisch geworden."

Sollte das Unvorstellbare irgendwann doch passieren und die Torwart-Legende ihre Karriere beenden, gibt es dennoch Hoffnung auf weitere Gentzel-Paraden. Vielleicht nicht von Peter, aber von seinen Söhnen Oskar oder Markus. Die beiden Gentzel-Boys spielen nämlich auch schon eifrig Handball.

Daddy Peter wird dann in aller Ruhe das machen können, was sich auch gehört als Schwede, nämlich viel, viel Zeit auf dem Golfplatz verbringen.