32 Sportler nachträglich verwarnt

SID

Berlin - Die Nationale Anti-Doping-Agentur NADA hat die Pannenserie mit 201 nicht erfolgreichen Kontrollversuchen im Jahr 2006 aufgearbeitet. Insgesamt 185 auffällige Vorgänge wurden in den zurückliegenden Monaten an die Sportverbände weitergeleitet.

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Nach Prüfung der Fälle wurden von den Verbänden gegen 32 Athleten öffentliche Verwarnungen wegen Verstößen gegen die Meldepflicht ausgesprochen. Dies geht aus einem Papier der NADA hervor, das en Abgeordneten des Sportausschusses des Deutschen Bundestages in einer nicht öffentlichen Sitzung übergeben worden war.

Aus dem Schriftstück wird aber auch ersichtlich, dass in 153 Fälle die Verbände entschieden, dass keine Verstöße vorlagen.

"Jeder für sich selbst verantwortlich"

"Das Verhältnis von sanktionierten zu nicht sanktionierten Fällen kommt für uns nicht überraschend", erklärte NADA-Sprecherin Ulrike Spitz. "Unser Fehler war, dass der Zeitpunkt der Untersuchungen schon recht lange zurück liegt. Zudem war 2006 auch noch die Verbandsabmeldung möglich. Ab diesem Jahr sieht das anders aus: Jetzt ist der Athlet für sich selbst verantwortlich", sagte sie. Auch werde die Umstellung auf das ADAMS-System bis zum Dezember den Athleten des nationalen Testpools die Abmeldung künftig erleichtern. In 16 Fällen hatte die NADA selbst einen Meldepflichtverstoß ausschließen können.

Die meisten "Vorgänge" wurden an den Bund Deutscher Radfahrer (BDR/19) und den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV/18) übergeben. Eine öffentliche Verwarnung erhielten jedoch nur drei Leichtathleten und ein Radsportler. Am härtesten sanktionierte der Deutsche Fechter-Bund (DFeB), der sechs betroffene Athleten öffentlich verwarnte. 14 Verbände rügten einen beziehungsweise zwei Athleten.

Nachdem in der ARD-Sendung "Mission Sauberer Sport" von 400 "No Shows" im Jahr 2006 die Rede war, hatte die NADA am 31. Januar vor dem Sportausschuss krasse Fehler bei der Umsetzung des Trainings- Kontrollsystems zugegeben.

Dabei war vom Vorstands-Vorsitzenden Armin Baumert erstmals die Zahl von 201 Fällen genannt worden, bei denen Sportler nicht angetroffen wurden und die an die Verbände hätten weitergeben müssen. Der zu laxe Umgang mit den Verstößen hatte wenig später zur Suspendierung von Geschäftsführer Roland Augustin geführt. "Wir haben viel gelernt aus der Geschichte", meinte Ulrike Spitz.

Siebte Verwarnung für Zaituc

Anne Jakob von der Anti-Doping-Koordinierungsstelle des DLV bestätigte die ihren Verband betreffenden Zahlen. Prominente Leichtathleten sind rückwirkend für 2006 nicht verwarnt worden. Seit 2007 veröffentlicht der DLV inzwischen jede Verwarnung wegen Meldepflichtverstößen auf dem Internetportal "Leichtathletik.de".

Dort ist nachzulesen, dass es sich im Fall von Luminita Zaituc am 7. September bereits um die siebte öffentliche Verwarnung im Jahr 2007 handelte. Zu den Verwarnten gehört auch der fünfmalige Diskus-Weltmeister Lars Riedel, der nach eigener Auskunft gerade im Kino war, als die Kontrolleure vor seiner Tür standen. Zu der geringen Zahl von drei Verwarnungen bei 18 bis dato ungeklärten Vorgängen in 2006 erklärte Anne Jakob: "Entweder konnten die Verstöße nicht nachgewiesen werden oder die NADA hatte Systemprobleme."

Offenkundig ist, dass die Verbände noch immer ganz unterschiedlich mit den Einzelfällen umgehen. "Wir sind halt strenger und nehmen die Problematik sehr ernst. Es sind namhafte und junge Athleten unter den Verwarnten", sagte Gordon Rapp, Präsident des Deutschen Fechter-Bundes (DFeB), zu den sechs Sanktionierungen. Diese würden im Wiederholungsfalle zu einer dreimonatigen Sperre und dem Ausschluss aus dem Olympia-Team führen.

Abmeldung sehr kompliziert 

"Teilweise war die Abmeldung früher sehr kompliziert, das neue Verfahren hilft, dass es einfacher wird", fügte der Heidelberger Rechtsanwalt hinzu. In Jochen Behr hat der Verband jetzt einen Ansprechpartner für die Athleten wegen der Abmelde- Problematik eingesetzt. "Daran sieht man, dass wir es ernst meinen", sagte Rapp.

Ein verwarnter Fechter kritisierte hingegen die frühere Praxis der Kontrolleure, die, wenn sie niemanden antrafen, wieder gegangen seien und dies einfach als "Missed Test" gelten ließen. Es sei kein Athlet in 72 Stunden unauffindbar gewesen. Die NADA sei nach Negativschlagzeilen im Januar regelrecht in Aktionismus verfallen.