Das Jahr 2021 war für die Teams der NFL eine besondere Herausforderung mit Blick auf den Draft. Es gab verkürzte College-Saisons, kein Scouting Combine und nur bedingt Möglichkeiten, Spieler darüber hinaus zu sehen.
Entsprechend war die Beurteilung der Talente ein größeres Lotteriespiel als sonst. Im Re-Draft sind daher einige Dinge anders als damals - und dennoch bleiben bei manch einer Personalie große Zweifel.
1. Jacksonville Jaguars: QB Trevor Lawrence
Ursprünglicher Pick: QB Trevor Lawrence
Waren nach seiner Rookie-Saison noch Zweifel angebracht, wischte Lawrence diese unter einem dann kompetenten Trainerteam eindrucksvoll im zweiten Jahr weg. Nun dürfte klar sein, dass Lawrence in der Tat ein "Generational Talent" ist und natürlich auch in diesem Re-Draft die 1 bleibt.
2. New York Jets: QB Mac Jones
Ursprünglicher Pick: QB Zach Wilson
Dieser Pick bereitet mir Kopfzerbrechen. Wir sind uns sicher einig, dass Zach Wilson ein Bust war beziehungsweise ist. Doch welcher QB dieser Klasse war entscheidend besser über zwei Jahre? ich nenne hier jetzt nur deshalb Mac Jones, weil er von allen QBs dieser Klasse die beste Rookie-Saison gezeigt hat.
Und ich bin weiter überzeugt davon, dass er sich im zweiten Jahr gesteigert hätte, wäre da nicht der völlig inkompetente Offensiv-Staff der Patriots um Matt Patricia und Joe Judge gewesen, unter denen wohl kein junger Quarterback eine Chance auf Weiterentwicklung gehabt hätte. Ob das mit Mike LaFleur in New York anders gewesen wäre, weiß ich aber auch nicht. Unterm Strich brauchten die Jets einen QB und Jones wäre wohl der beste verfügbare gewesen.
3. San Francisco 49ers: QB Justin Fields
Ursprünglicher Pick: QB Trey Lance
Hier habe ich schon deutlich mehr Überzeugung. Fields, der weiter an seiner Präzision und Pocket-Präsenz arbeiten muss, wäre wohl eine Bereicherung für das System von Mike Shanahan gewesen. Zumindest in Ansätzen zeigte er auch in Chicago, was sich die 49ers wohl von Lance versprochen hatten.
4. Atlanta Falcons: WR Ja'Marr Chase
Ursprünglicher Pick: TE Kyle Pitts
Nichts gegen Kyle Pitts, aber Chase war der klar beste Non-Quarterback in diesem Draft und hätte Matt Ryan vermutlich enorm weitergeholfen. Vielleicht hätte der QB dadurch nochmal einen zweiten Frühling erlebt.
5. Cincinnati Bengals: TE Kyle Pitts
Ursprünglicher Pick: WR Ja'Marr Chase
Die Grundidee bleibt bestehen: Es ist wichtiger, Joe Burrow ein Top-Target mehr zu geben als ihn besser zu beschützen. Und damit fällt die Wahl auf Pitts, da Chase eben schon weg ist.
6. Miami Dolphins: WR Jaylen Waddle
Ursprünglicher Pick: WR Jaylen Waddle
Waddle passt einfach super zum Offensiv-Scheme und zu den Fähigkeiten von Tua Tagovailoa. Will sagen: Die Dolphins lagen mit diesem Pick absolut richtig.
7. Detroit Lions: LB Micah Parsons
Ursprünglicher Pick: OT Penei Sewell
In der realen Welt dauerte es bis 2022, ehe die Lions ihren brachliegenden Pass Rush verbesserten. Dieses Mal finden sie mit Parsons einen Gamechanger, der damals aus heutiger Sicht zu tief gefallen war.
8. Carolina Panthers: OT Rashawn Slater
Ursprünglicher Pick: CB Jaycee Horn
Die Panthers hatten damals ein gehöriges Loch auf der linken Seite ihrer Offensive Line. Slater dürfte dieses schnell schließen.
9. Denver Broncos: CB Patrick Surtain II
Ursprünglicher Pick: CB Patrick Surtain II
Surtain ist nach nur zwei Jahren einer der allerbesten Cover-Corner in der NFL. Warum also sollte man hier etwas ändern?
10. Dallas Cowboys: OT Penei Sewell
Ursprünglicher Pick: DeVonta Smith/Eagles
Parsons ist schon weg und im Wissen, dass Offensive Tackle in Kürze durch den baldigen Abgang von La'el Collins zur Baustelle wird, ziehen die Cowboys hier ihren Right Tackle der nächsten zehn Jahre.
11. New York Giants: WR DeVonta Smith
Ursprünglicher Pick: QB Justin Fields/Bears
Die Giants traden ihren Pick dieses Mal nicht und ziehen stattdessen einen neuen Top-Receiver, den sie so bitter nötig haben. Smith, der gerade erst den Heisman gewonnen hat, dürfte ohnehin überall reinpassen.
12. Philadelphia Eagles: CB Jaycee Horn
Ursprünglicher Pick: LB Micah Parsons/Cowboys
Horn fällt nicht allzu tief, denn die Eagles der damaligen Zeit hätten ihn durchaus als Komplementär zu Darius Slay gebrauchen können. Und er hätte dort nicht sofort der Top-Cornerback sein müssen.
13. Los Angeles Chargers: OT Christian Darrisaw
Ursprünglicher Pick: OT Rashawn Slater
O-Line war damals völlig zurecht der Fokus, um Justin Herbert besser zu beschützen. Slater und Sewell sind bereits weg, also ziehen die Chargers Darrisaw, der im ersten Jahr solide war und dann 2022 einen großen Sprung gemacht hat.
14. Minnesota Vikings: EDGE Jaelan Phillips
Ursprünglicher Pick: OG Alijah Vera-Tucker/Jets
Die Vikings hatten damals so einige Baustellen. Pass Rush war eine, die Phillips mit etwas Eingewöhnungszeit schließen könnte. Er machte gerade in Sachen Pass Rush 2022 in seinem zweiten Jahr einen enormen Schritt nach vorn.
15. New England Patriots: EDGE Gregory Rousseau
Ursprünglicher Pick: QB Mac Jones
Da alle Quarterbacks mit Potenzial weg sind, ist Defense hier das Play. Rousseau könnte eine sehr gute Ergänzung zu Matt Judon sein, der damals so ein wenig als Einzelkämpfer unterwegs war im Pass Rush der Patriots.
16. Arizona Cardinals: CB Greg Newsome II
Ursprünglicher Pick: LB Zaven Collins
Cornerback ist ein lange vorherrschendes Problem in Arizona und Newsome ist der beste noch verfügbare Cornerback dieser Klasse. Ein idealer Fit also.
17. Las Vegas Raiders: OG Landon Dickerson
Ursprünglicher Pick: OL Alex Leatherwood
In jedem der Re-Drafts, die ich in diesem Jahr bislang gemacht habe, kam immer wieder der Punkt, an dem man sich an den Kopf fassen muss ob der kuriosen (Fehl-)Entscheidungen von Jon Gruden und Mike Mayock. Alex Leatherwood ist auch so ein Fall eines Spielers, der ein kilometerweiter Reach war, der sich dann als kompletter Griff ins Klo erwies.
O-Line war ein sinnvoller Fokus, aber Dickerson ist der eindeutig bessere Pick - er ging ursprünglich früh in Runde 2 zu den Eagles.
18. Miami Dolphins: EDGE Kwity Paye
Ursprünglicher Pick: EDGE Jaelan Phillips
Pass Rush war damals der Fokus und Paye ist ein mehr als solider Trostpreis für die Dolphins, auch wenn er im wahren Leben für die Colts beim Pass Rush 2022 einen Schritt zurück gemacht hat. Er spielte dafür aber eine deutlich bessere Saison gegen den Run im zweiten Jahr.
19. Washington Football Team: OT Samuel Cosmi
Ursprünglicher Pick: LB Jamin Davis
Damals ergatterte Washington Cosmi Mitte der zweiten Runde, dieses Mal gehen sie auf Nummer sicher und ziehen ihren Right Tackle schon an 19. Stelle.
Er muss sich zwar im Pass Blocking steigern, doch als Run-Blocker ist er schon früh richtig zuverlässig unterwegs.
20. Chicago Bears: C Creed Humphrey
Ursprünglicher Pick: WR Kadarius Toney/Giants
Center war nicht unbedingt eine Stärke der Bears, Humphrey hingegen ist nach zwei Jahren einer der besten Center der NFL und hätte die Bears sicherlich schon früh besser gemacht.
21. Indianapolis Colts: WR Elijah Moore
Ursprünglicher Pick: EDGE Kwity Paye
Es fehlte an Playmakern in der Offense und Moore hätte sicherlich gut reingepasst als zweite oder dritte Option im Receiving Corps.
22. Tennessee Titans: CB Tyson Campbell
Ursprünglicher Pick: CB Caleb Farley
Cornerback bleibt der Pick, doch Farley war schon aufgrund seiner Verletzungshistorie ein zu großes Risiko. Campbell hingegen hat sich bei den Jaguars sehr gut entwickelt und wurde im zweiten Jahr in der Liga zu einem der besseren Cover-Cornerbacks in der Liga.
23. New York Jets: OG Alijah Vera-Tucker
Ursprünglicher Pick: OT Christian Darrisaw/Vikings
AVT war damals kein schlechter Pick, doch an Position 14 vielleicht einfach zu hoch. An 23 fühlt sich diese Wahl schon ein wenig richtiger an, zumal er auch nach zwei Jahren im Pass-Blocking eher durchwachsen agiert.
24. Pittsburgh Steelers: TE Pat Freiermuth
Ursprünglicher Pick: RB Najee Harris
Freiermuth war ursprünglich ein Zweitrundenpick, dürfte im zweiten Anlauf aber nicht so lange zu haben sein. Und da er wertvoller als irgendein Running Back ist, sollte er an dieser Stelle der Pick sein.
25. Jacksonville Jaguars: WR Rondale Moore
Ursprünglicher Pick: RB Travis Etienne
Moore ist ein vielversprechender Playmaker, der allerdings eine feste Rolle finden muss.
Hier muss man natürlich zugeben, dass er vermutlich unter Urban Meyer einen schweren Stand gehabt hätte, doch um einem Rookie-QB das Leben zu erleichtern, wäre er sicher hilfreich gewesen, vor allem im Kurzpassspiel.
26. Cleveland Browns: DT Christian Barmore
Ursprünglicher Pick: CB Greg Newsome II
Defensive Tackle war ein Problemfeld der Browns und Barmore dürfte der beste DT dieser Klasse gewesen sein. Ursprünglich fiel er bis Runde 2 zu den Patriots, entwickelte sich aber nach und nach zu einem guten Inside-Rusher.
27. Baltimore Ravens: EDGE Odafe Oweh
Ursprünglicher Pick: WR Rashod Bateman
Oweh war ein guter Pick der Ravens und passt gut in die Defense, die Baltimore spielt. Insofern ergibt es wenig Sinn, an ihm zu zweifeln - er kommt sogar ein paar Picks früher zum Zug als 2021.
28. New Orleans Saints: OL Teven Jenkins
Ursprünglicher Pick: EDGE Payton Turner
Er ging damals als Tackle zu den Bears und scheiterte im Grunde. Doch als Guard blühte er zuletzt auf. Mit dem Wissen wäre er sicher eine gute Ergänzung für die O-Line der Saints, die damals auf Left Guard Calvin Throckmorton setzten, der notgedrungen als UDFA früh startete.
29. Green Bay Packers: CB Kelvin Joseph
Ursprünglicher Pick: CB Eric Stokes
Die verbleibenden Cornerbacks kommen allesamt mit gewissen Fragezeichen und Defiziten, doch der beste noch verfügbare dürfte wohl Joseph sein. Und Cornerback war neben Guard ein Need für die Packers im Draft 2021.
30. Buffalo Bills: OT Walker Little
Ursprünglicher Pick: EDGE Gregory Rousseau
Die vielversprechenden Pass Rusher sind weg, also geht der Blick auf die O-Line, die seinerzeit einen neuen Right Tackle brauchte. Bei den Jaguars spielte er meist Left Tackle, doch ist dort Dion Dawkins in Buffalo gesetzt.
Little scheint eine bessere Alternative zu sein als der damalige Drittrundenpick Spencer Brown.
31. Baltimore Ravens: RB Najee Harris
Ursprünglicher Pick: EDGE Odafe Oweh
Falls Ihr das noch nicht gehört haben solltet: Die Ravens laufen gerne mit dem Ball, speziell die im Jahr 2020 und danach. Entsprechend ergibt ein Running Back wie Najee Harris hier durchaus Sinn.
32. Tampa Bay Buccaneers: RB Travis Etienne
Ursprünglicher Pick: EDGE Joe Tryon-Shoyinka
Und auch die Bucs gehen auf einen Running Back, aber einen, der ideal zu Tom Brady gepasst hätte. Etienne kann auch Receiver spielen und ist entsprechend prädestiniert für die klassische Kevin-Faulk/James-White-Rolle im Backfield mit Brady.
Und vielleicht verletzt er sich in Tampa nicht direkt im Training so schwer, dass er die komplette Rookie-Saison verpasst ...