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Frankreich vs. Marokko, Gewinner und Verlierer: Kylian Mbappé glänzt auch ohne Tor

Von Mark Doyle
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Marokkos Traum vom WM-Titel ist geplatzt, aber Frankreichs Hoffnungen auf den zweiten Titel in Folge leben weiter, nachdem es dem Team gelungen ist, die Atlas-Löwen in einem lauten Al-Bayt-Stadion zu zähmen. Hier kommen die Gewinner und Verlierer des zweiten Halbfinal-Duells.

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Nach dem frühen Gegentreffer durch Theo Hernández warfen die stolzen Afrikaner dem Titelverteidiger alles entgegen. Doch Ibrahima Konaté und Co. hielten stand. Les Bleus gaben nicht auf, und Randal Kolo Muani besiegelte in der Schlussphase eines hart umkämpften Halbfinalspiels in einer mit marokkanischen Fans gefüllten Arena den Sieg für Frankreich.

Diese unglaublichen Fans haben alles getan, um ihre Mannschaft zum Sieg zu peitschen, aber am Sonntag stehen Frankreich und Argentinien im Finale. Und - natürlich - ist es auch das Duell zwischen Kylian Mbappé und Lionel Messi. Es dürfte ein Spiel für die Ewigkeit werden.

SPOX und GOAL fassen die Gewinner und Verlierer einer spannenden Begegnung in Al Khor zusammen.

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GEWINNER: Theo Hernández (Frankreich)

Wie wir gegen England gesehen haben, neigt Theo Hernández immer dazu, in der Defensive zu patzen. Sein unnötiger Schulterstoß gegen Mason Mount hätte dazu führen können - und müssen -, dass Frankreich eine halbe Stunde länger gegen eine englische Mannschaft spielen muss, die nur schwer in den Griff zu bekommen ist.

Stefano Pioli und viele andere sind jedoch der Meinung, dass das Risiko, das man eingeht, wenn man sich für Hernández in der Verteidigung entscheidet, die potenzielle Belohnung wert ist - und dieses Spiel hat gezeigt, warum. Der Star von der AC Mailand tauchte im Strafraum auf und eröffnete den Torreigen mit einem akrobatischen Abschluss, der mit jeder Wiederholung besser anzusehen war.

Die Ironie ist natürlich, dass er wahrscheinlich kein einziges Spiel bei diesem Turnier bestritten hätte, wenn sich sein Bruder Lucas nicht im Auftaktspiel gegen Australien verletzt hätte, da Didier Deschamps ein eher konservativer Trainer ist.

Aber Hernández, der bei diesem Turnier mehr Chancen kreiert hat als jeder andere Verteidiger, ist ein wichtiger Grund dafür, dass Les Bleus erneut im Finale stehen.

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VERLIERER: Marokkos Innenverteidiger

Das Glücksspiel Marokkos hat sich nicht ausgezahlt. Im Gegenteil, es ging böse nach hinten los.

Nach weniger als 20 Minuten im größten Spiel der marokkanischen Fußballgeschichte hatte Walid Regragui zwei der drei Innenverteidiger verloren, die er für das Spiel gegen Frankreich aufgestellt hatte.

Nayef Aguerd kam gar nicht erst zum Einsatz, nachdem er sich beim Aufwärmen eine Verletzung zugezogen hatte, die ihn zur Aufgabe zwang. Neben ihm musste auch Kapitän Romain Saiss auf der Bank Platz nehmen, der sich beim Versuch, mit Olivier Giroud mitzuhalten, eine Zerrung zuzog.

Die Auswechslung des Kapitäns war besonders problematisch, weil Regragui dadurch gezwungen war, auf eine Viererkette umzustellen, was die Möglichkeiten von Achraf Hakimi und Noussair Mazraoui in der Offensive deutlich einschränkte, da kein zusätzlicher Innenverteidiger zur Verfügung stand, um die Bedrohung durch Frankreichs Außenstürmer Ousmane Dembélé und Kylian Mbappé zu unterbinden.

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GEWINNER: Didier Deschamps (Frankreich)

Es sei daran erinnert, dass Didier Deschamps nach dem Ausscheiden Frankreichs im Achtelfinale der Euro 2020 viel Kritik einstecken musste.

Viele Experten und Fans waren seine auf Sicherheit ausgerichtete Herangehensweise leid. Das Argument war, dass Frankreich mit den zur Verfügung stehenden Spielern nur effektiv war, obwohl das Team spektakulär hätte sein können.

Gegen Deschamps WM-Bilanz lässt sich jedoch nichts sagen: Er hat nicht nur seine Mannschaft zum zweiten Mal in Folge ins Finale geführt, nachdem er in Russland 2018 triumphiert hatte, sondern der Mann, der 1998 als Spieler die Trophäe holte, hat nun 14 seiner 18 WM-Spiele als Trainer gewonnen. Nur Helmut Schön hat mehr geschafft (16).

Ob es den Puristen, Experten und Fans nun gefällt oder nicht: Deschamps ist ein Gewinner.

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VERLIERER: Dayot Upamecano (Frankreich)

Dayot Upamecano verpasste das Halbfinale wegen einer Erkrankung, aber es gibt keine Garantie für ihn, dass er am Sonntag zum Finale wieder in die Mannschaft zurückkehren wird.

Es wäre absurd, wenn Ibrahima Konaté seinen Platz neben Varane in der Innenverteidigung nicht behalten würde, denn der Mann aus Liverpool spielte sensationell und war der Hauptgrund dafür, dass Frankreich eine Angriffswelle nach der anderen der Marokkaner abwehren konnte.

Konaté lieferte Blocks en masse sowie gut getimte Tacklings. Und er brachte Olivier Giroud mit einem herrlichen Pass sogar alleine vor das Tor.

Konaté war einfach der beste Spieler bei Les Bleus an diesem Abend. Wenn man bedenkt, wie schwer es Upamecano im Viertelfinale mit Harry Kane hatte, ist der Mann aus Liverpool die logische Wahl für das Duell mit Messi und Co. am Sonntag.

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GEWINNER: Marokko und Afrika

Diese Niederlage ist für die marokkanischen Spieler natürlich niederschmetternd. Sie waren nur 90 Minuten von einem WM-Finale entfernt.

Aber im Großen und Ganzen hat dieses Ergebnis nichts geändert, denn das Team hatte schon Geschichte geschrieben. Ehrlich gesagt wird die Art und Weise, wie die Mannschaft auf die Verletzungsprobleme und den frühen Gegentreffer reagiert hat, Teil der Legende der Atlas-Löwen werden.

Kein afrikanisches Team hatte es jemals zuvor über das Viertelfinale hinaus geschafft. Marokko hat diese Grenze durchbrochen und neu definiert, was für die unterschätzten Nationen des internationalen Fußballs möglich ist, wenn Talent auf Organisation, Kampfgeist und die Unterstützung nicht nur eines ganzen Landes, sondern von Millionen neutraler Zuschauer auf der ganzen Welt trifft.

Trainer Regragui behauptete vor dem Spiel, seine Mannschaft sei der ultimative Außenseiter, das fußballerische Äquivalent zu Rocky und die ganze Welt habe sich in seine Mannschaft verliebt. Und er hat damit Recht. Dima Maghreb!

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GEWINNER: Kylian Mbappé (Frankreich)

Kylian Mbappé war von den Atlas-Löwen kaum zu halten. Er tat alles - außer Tore zu schießen, aber er quälte seinen guten Freund Achraf Hakimi bei jeder Gelegenheit und sorgte jedes Mal, wenn er Tempo aufnahm oder in den Strafraum ging, für Chaos.

Beide Tore resultierten aus Schüssen von Mbappé. Nach einer Flanke von Antoine Griezmann scheiterte er zunächst mit seinen Versuchen, bevor Hernández für die Führung sorgte. Und nachdem er sich an einigen marokkanischen Verteidigern vorbeigeschlängelt hatte, landete sein abgefälschter Schuss bei Kolo Muani, der für das 2:0 und damit die Entscheidung sorgte.

Mbappé, der erst 23 Jahre alt ist, steht damit zum zweiten Mal in einem WM-Finale. Nun trifft er auf einen gewissen Lionel Messi, was bedeutet, dass es zu einem direkten Duell um den wichtigsten Titel im Weltfußball kommt - und um den Goldenen Schuh, den Goldenen Ball und den Ballon d'Or.

Auf geht's!

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