FC Bayern München: Die Transferperioden seit 2000 im Check

Von Tim Ursinus
hoeness-1200
© getty

Der FC Bayern hat seit einigen Jahren den mit Abstand besten Kader der Bundesliga und ist auch international meist vorne dabei. Das liegt auch an den Transfers. Oder? SPOX beleuchtet die markantesten Transferperioden seit 2000 - darunter auch Flop-Jahre.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Das Sommer-Transferfenster ist erst einen kleinen Spalt offen (seit 1. Juli) und schon jetzt ist klar, dass der FC Bayern München auf den Putz hauen wird.

Ein Stürmer, ein Innenverteidiger und womöglich ein Rechtsverteidiger sowie ein defensiver Mittelfeldspieler sollen her. Auf ersteren beiden Positionen haben die Verantwortlichen um Karl-Heinz Rummenigge, Uli Hoeneß, Jan-Christian Dreesen und Trainer Thomas Tuchel dem Vernehmen nach schon ihr Wunschziel gefunden.

Für die Tore soll künftig Harry Kane (noch bei Tottenham Hotspur) zuständig sein. Womöglich muss sogar die für die Bundesliga noch magische Grenze von 100 Millionen Euro gerissen werden. Beim Verhindern von Gegentreffern wird sehr wahrscheinlich auf die Dienste von Min-Jae Kim (noch bei der SSC Neapel) gesetzt. Offenbar sind schon alle Formalitäten geklärt.

Die Transfers von Raphaël Guerreiro und Konrad Laimer wurden derweil schon im Juni eingetütet bzw. offiziell gemacht.

Den FC Bayern verlassen könnten unter anderem die beiden Verteidiger Lucas Hernández, der bereits auf dem Sprung nach Paris ist, Benjamin Pavard und Leih-Rückkehrer Marcel Sabitzer. Der Abschied von Alexander Nübel ist laut dessen Berater bereits beschlossene Sache.

Was ansonsten noch in Sachen Zugängen passiert, ist zum aktuellen Zeitpunkt reine Spekulation. Zuletzt geisterte zum Beispiel der Name von Kyle Walker um die Säbener Straße. Dennoch lässt sich schon jetzt von einem Großangriff auf den Transfermarkt sprechen.

Doch wie liefen eigentlich die vergangenen Transferperioden der Bayern ab? SPOX hat ein Ranking ab der Jahrtausendwende erstellt und auch die Flop-Jahre mit in die Wertung genommen. Die nicht ganz so markanten Transferfenster fehlen in dieser Auflistung.

FC Bayern München: Die Transferperioden seit 2000 im Ranking

FC Bayern, Transfers, Check, Ranking
© getty

FC Bayern München - Platz 11: Saison 2008/09

  • Zugänge: Tim Borowski, Hans Jörg Butt (beide ablösefrei), Massimo Oddo, Landon Donovan (beide Leihe)
  • Abgänge: Marcell Jansen (8 Mio.), Jan Schlaudraff (2 Mio.), Markus Steinhöfer (0,9 Mio.), Toni Kroos (Leihe), Sandro Wagner, Julio dos Santos (beide ablösefrei)

Zur Saison 2008/09 übernahm Jürgen Klinsmann das Ruder von Ottmar Hitzfeld. Als Neuzugänge sind vor allem noch die angeblichen Buddha-Statuen an der Säbener Straße in Erinnerung. Borowski kehrte nach nur einem Jahr nach Bremen zurück. Oddo und Donovan waren klare Fehlgriffe, nur Butt blieb länger.

FC Bayern, Transfers, Check, Ranking
© getty

FC Bayern München - Platz 10: Saison 2005/06

  • Zugänge: Valérien Ismaël (8,5 Mio.), Julio dos Santos (2,7 Mio.), Ali Karimi (ablösefrei)
  • Abgänge: Torsten Frings (5 Mio.), Vahid Hashemian (1,3 Mio.), Tobias Rau (0,75 Mio.), Alexander Zickler, Thomas Linke, Kuffour, Robert Kovac (alle ablösefrei)

Im zweiten Jahr unter Felix Magath zogen die Bayern vom Olympiastadion in die Allianz Arena um. Große Investitionen in den Kader blieben aus. Der aus Bremen geholte Ismaël war zunächst Stammspieler, später bremsten ihn Verletzungen aus.

Der als potenzieller Nachfolger von Michael Ballack gehandelte Julio dos Santos floppte hingegen. Auch Ali Karimi spielte in seinen zwei Jahren für die Bayern keine allzu große Rolle (drei Tore in 34 Spielen).

FC Bayern, Transfers, Check, Ranking
© getty

FC Bayern München - Platz 9: Saison 2010/11

  • Zugang: Luiz Gustavo (17 Mio.)
  • Abgänge: Martin Demichelis (3 Mio.), José Sosa (3 Mio.), David Alaba, Mehmet Ekici (beide Leihe), Mark van Bommel, Edson Braafheid, Luca Toni, Christian Lell, Andreas Görlitz, Michael Rensing (alle ablösefrei).

Nach dem verlorenen Champions-League-Finale passierte im Transfersommer 2010 in Sachen Neuzugänge nichts. Stattdessen ging Martin Demichelis, der unter Louis van Gaal einen schweren Stand hatte.

Für Wirbel sorgte Luiz Gustavos Winterwechsel, der schließlich auch zur Trennung von der TSG Hoffenheim und Trainer Ralf Rangnick führte. Letzterer hatte sich von den Kraichgauern übergangen gefühlt. Immerhin zahlte sich die Leihe von Talent David Alaba an 1899 für den FCB langfristig aus. Dazu lockerten die Abgänge von einigen Reservisten den Kader etwas auf.

FC Bayern, Transfers, Check, Ranking
© getty

FC Bayern München - Platz 8: Saison 2017/18

  • Zugänge: Corentin Tolisso (41,5 Mio.), Kingsley Coman (21 Mio.), Niklas Süle (20 Mio.), Sandro Wagner (13 Mio.), Serge Gnabry (8 Mio.), James Rodríguez (Leihe)
  • Abgänge: Medhi Benatia (16,7 Mio.), Gianluca Gaudino (0,05 Mio.), Renato Sanches, Douglas Costa, Serge Gnabry (alle Leihe), Holger Badstuber (ablösefrei)

Lahm und Alonso hatten ihre Karrieren beendet. In Tolisso wurde ein vielversprechendes Mittelfeldtalent verpflichtet, das aber aufgrund von Verletzungen nie wirklich zum Stammspieler wurde. Er ging letztlich ablösefrei.

Allerdings traf man die goldrichtige Entscheidung, den zuvor ausgeliehenen Coman fest zu verpflichten und Gnabry aus Bremen loszueisen. Ebenfalls clever war es, Letzteren für Spielpraxis an die TSG Hoffenheim zu verleihen. Damit aber nicht genug.

Mit Süle verpflichtete der FCB einen hochveranlagten Innenverteidiger, der inzwischen für den BVB spielt. Leihspieler James ergänzte das Team zudem gut. Bäume riss er aber nicht aus.

sadio-mane-1200
© Getty

FC Bayern München - Platz 7: Saison 2022/23

  • Zugänge: Matthijs de Ligt (67 Mio.), Sadio Mané (32 Mio.), Mathys Tel (20 Mio.), Ryan Gravenberch (18,5 Mio.), Yann Sommer (9 Mio.), Daley Blind, Noussair Mazraoui (beide ablösefrei), João Cancelo (Leihe)
  • Abgänge: Robert Lewandowski (45 Mio.), Tanguy Nianzou (16 Mio.), Marc Roca (12 Mio.), Chris Richards (12 Mio.), Omar Richards (8,5 Mio.), Joshua Zirkzee (8,5 Mio.), Lukas Mai (1,6 Mio.), Christian Früchtl (0,5 Mio.), Niklas Süle, Ron-Thorben Hoffmann, Corentin Tolisso, Adrian Fein (alle ablösefrei), Marcel Sabitzer, Malik Tillman, Gabriel Vidovic, Bright Arrey Mbi (alle Leihe)

Es war die vielleicht spektakulärste Transferperiode in der Bayern-Geschichte. 146,5 Millionen Euro wurden für neue Spieler ausgegeben, 104,1 Millionen Euro kamen wieder herein. Im Rampenlicht: Der Abgang von Torgarant Robert Lewandowski. Nach langem Hin und Her erteilten die Verantwortlichen um Sportvorstand Hasan Salihamidzic und Vorstandschef Oliver Kahn, die beide am Saisonende ihren Hut nehmen mussten, dem Polen die Freigabe.

Viel ausschlaggebender für das Aus der beiden Vereinsikonen war aber (neben den Problemen im Hintergrund), dass sie es nicht für nötig hielten, einen adäquaten Ersatz für Lewandowski zu verpflichten. Stattdessen kamen in Sadio Mané ein Flügelspieler, dessen Hype schnell abflachte und in einer Watschn für Leroy Sané gipfelte, und Talent Mathys Tel, dessen Zeit noch nicht gekommen ist.

Hervorzuheben ist aber der Transfer von Matthijs de Ligt, der sich in kürzester Zeit zum Abwehrchef gemausert hat. In dem Niederländer haben die Bayern in den nächsten Jahren eine Bank in der Defensivzentrale. Außerdem machte er den ebenfalls ungeplanten Abschied Niklas Süles vergessen, mit dem eigentlich verlängert werden sollte. Letztlich ging er für lau nach Dortmund.

Im Winter kam mit Yann Sommer ein solider Ersatz für den verletzten Manuel Neuer, eine gute Verstärkung für die Außenverteidiger-Positionen durch João Cancelo und Daley Blind, der überhaupt keine Rolle spielte. Ähnlich erging es über weite Strecken auch Ryan Gravenberch, der trotz seines großen Talents kaum in der Startelf stand.

Wiederum positiv ist, dass gleich mehrere Reservisten für gutes Geld verkauft wurden. Alles in allem lässt sich also von einer höchstens durchschnittlichen Transferperiode, die eigentlich für Jubelsprünge im Minutentakt hätte sorgen sollen, sprechen.

FC Bayern, Transfers, Check, Ranking
© getty

FC Bayern München - Platz 6: Saison 2011/12

  • Zugänge: Manuel Neuer (30 Mio.), Jerome Boateng (13,5 Mio.), Rafinha (5,5 Mio.), Nils Petersen (2,8 Mio.), Takashi Usami (Leihe)
  • Abgänge: Mehmet Ekici (5 Mio.), Miroslav Klose, Thomas Kraft, Andreas Ottl, Hamit Altintop (alle ablösefrei)

Neuer füllte endlich die Lücke, die nach dem Karriereende von Oliver Kahn im FCB-Tor aufgeklafft war. Noch heute gehört der mehrmalige Welttorhüter zu den besten seines Fachs. Boateng brauchte zwar seine Zeit, gehörte dann aber jahrelang zu den besten Innenverteidigern der Welt.

Bis 2020 spielte er im Bayern-Dress und war bei beiden Triples Stammspieler. Mit Rafinha kam zudem ein vielseitiger Verteidiger, der schnell zum Publikumsliebling wurde.

FC Bayern, Transfers, Check, Ranking
© getty

FC Bayern München - Platz 5: Saison 2012/13

  • Zugänge: Javi Martínez (40 Mio.), Mario Mandzukic (13 Mio.), Xherdan Shaqiri (11,8 Mio.), Dante (4,7 Mio.), Mitchell Weiser (0,8 Mio.), Tom Starke, Lukas Raeder, Claudio Pizarro (alle ablösefrei)
  • Abgänge: Nils Petersen, Mitchell Weiser (beide Leihe), Ivica Olic, Danijel Pranjic (beide ablösefrei)

Nach dem verlorenen Finale dahoam wurde der Kader entscheidend optimiert. Abräumer Martinez, damals neuer Buli-Rekordtransfer, wurde die perfekte Ergänzung zu Schweinsteiger auf der Sechs, Dante zum Fels in der Brandung in der Verteidigung.

Dazu wurde mit Mandzukic ein weiterer Knipser, mit Pizarro der perfekte Joker und mit Shaqiri eine solide Ergänzung für die Flügel verpflichtet. Die Folge: das Triple aus Meisterschaft, Pokal und CL. Das Finale gewann Bayern ausgerechnet gegen den BVB.

FC Bayern, Transfers, Check, Ranking
© getty

FC Bayern München - Platz 4: Saison 2009/10

  • Zugänge: Mario Gomez (30 Mio.), Arjen Robben (25 Mio.), Anatoliy Tymoshchuk (11 Mio.), Danijel Pranjic (7,7 Mio. Euro), Edson Braafheid (2 Mio.), Ivica Olic, Alexander Baumjohann (beide ablösefrei)
  • Abgänge: Lukas Podolski (10 Mio.), Lucio (7 Mio.), Mats Hummels (4,2 Mio.), Alexander Baumjohann (1 Mio.), Tim Borowski (0,75 Mio.), Luca Toni, Breno, Andreas Ottl, Edson Braafheid, José Sosa (alle Leihe)

An Hummels' Fähigkeiten glaubte man damals noch nicht hundertprozentig. Lucio, für den Trainer Louis van Gaal keine Verwendung mehr hatte, wurde später schmerzlich vermisst. Dennoch wurden einige richtige Entscheidungen getroffen.

Der damalige Rekordtransfer Gomez überzeugte besonders in seiner zweiten und dritten Saison, insgesamt erzielte er 113 Tore in 174 Spielen. Olic kristallisierte sich schnell als Glücksgriff heraus. Auf dem Weg ins CL-Finale 2010 machte er sieben Buden.

Dass dieses am Ende gegen Lucios neuen Verein Inter Mailand verloren ging, konnte die herausragende Saison und das Double nicht schmälern. Besonders weil mit Robben ein weiterer Star, späterer Held (2013) und eine absolute Vereinslegende verpflichtet wurde.

FC Bayern, Transfers, Check, Ranking
© getty

FC Bayern München - Platz 3: Saison 2002/03

  • Zugänge: Zé Roberto (9,5 Mio.), Sebastian Deisler (9 Mio.), Michael Ballack (6 Mio.)
  • Abgänge: Carsten Jancker (2,5 Mio.), Pablo Thiam (1 Mio.), Stephan King, Stefan Effenberg, Paulo Sergio, Alou Diarra, Ciriaco Sforza (ablösefrei)

Mit Ballack und Zé Roberto wurden gleich zwei wichtige Bausteine aus Leverkusen verpflichtet, nachdem Bayer im Vorjahr im CL-Finale gestanden und nur knapp die Meisterschaft verpasst hatte. Deisler gehörte zudem zu den größten Talenten des Landes.

Dass er am Ende aufgrund von Depressionen seine Karriere vorzeitig beenden musste, steht auf einem anderen Blatt. Außerdem zog der FCB zwei vielversprechende Talente aus der Jugend hoch: die späteren Vereinslegenden Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm.

FC Bayern, Transfers, Check, Ranking
© getty

FC Bayern München - Platz 2: Saison 2014/15

  • Zugänge: Medhi Benatia (28 Mio.), Juan Bernat (10 Mio.), Xabi Alonso (9 Mio.), Pepe Reina (3 Mio.), Sinan Kurt (3 Mio.), Ivan Lucic (0,4 Mio.), Robert Lewandowski, Sebastian Rode (beide ablösefrei)
  • Abgänge: Toni Kroos (25 Mio.), Mario Mandzukic (22 Mio.), Diego Contento (1 Mio.), Alessandro Schöpf (0,4 Mio.), Pierre-Emile Höjbjerg, Xherdan Shaqiri und Julian Green (alle Leihe)

Im zweiten Jahr unter Pep Guardiola gelang den Bayern der womöglich größte Transfercoup der Vereinsgeschichte. Lewandowski kam für keinen Cent von Erzrivale BVB. Später knackte er sogar noch den Torrekord von Gerd Müller (41 Saisontreffer) und hätte um Haaresbreite den Ballon d'Or gewonnen.

Der Pole war lange der beste Stürmer des Planeten, was auch die Zahlen verraten: 344 Tore und 72 Assists in 375 Spielen für Bayern. Auch wenn der Abgang nach Barcelona letztlich unrühmlich war, wird dieser Deal nur schwer zu schlagen sein.

Zudem kam mit Alonso der verlängerte Arm von Pep. Die restlichen Transfers? Nebensache!

FC Bayern, Transfers, Check, Ranking
© getty

FC Bayern München - Platz 1: Saison 2007/08

  • Zugänge: Franck Ribéry (30 Mio.), Miroslav Klose (15 Mio.), Marcell Jansen (14 Mio.), Breno (12 Mio.), Luca Toni (11 Mio.), Jose Sosa (9 Mio.), Jan Schlaudraff (1,2 Mio.), Zé Roberto (Leihe)
  • Abgänge: Owen Hargreaves (25 Mio. Euro), Roque Santa Cruz (5 Mio.), Roy Makaay (Feyenoord), Julio dos Santos (Leihe), Valérien Ismaël (0,2 Mio.) Claudio Pizarro, Hasan Salihamidzic, Ali Karimi (alle ablösefrei)

Auf den ersten Blick liest sich das Transferfenster nicht besonders gut. Zumal Schlaudraff, Sosa und Breno durchaus als Flops gelten. Mit Ribery verpflichtete der FCB aber ein späteres Klubidol und dazu zwei Weltklasse-Stürmer (Toni und Klose).

Makaay und Santa Cruz gingen im Gegenzug, nachdem ihre Leistungen abgebaut hatten. Für Hargreaves gab es eine stattliche Summe. Bayern holte nach der verkorksten Vorsaison das Double und stand im Halbfinale des UEFA-Cups.