Formel 1, Fragen und Antworten zur Saison 2024: Spaziert Max Verstappen erneut zur Weltmeisterschaft?

Von Christian Guinin
Max Verstappen, Christian Horner
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Die Formel 1 ist zurück aus der Winterpause und startet am kommenden Wochenende in Bahrain in die Saison 2024. Vor dem Auftakt im Wüstenstaat beantwortet SPOX die wichtigsten Fragen. Was ist neu? Spaziert Max Verstappen erneut zum Titel? Und wird Nico Hülkenberg noch immer um die Rote Laterne fahren?

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Formel 1
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Formel 1, Saison 2024: Was ist neu?

Im technischen Reglement ändert sich im Vergleich zum Vorjahr so gut wie nichts. Die FIA erlaubt nun lediglich eine zusätzliche Öffnung im vorderen Bereich des Fahrzeugs, die jedoch keinen aerodynamischen Nutzen besitzt, sondern dafür da ist, das Cockpit besser zu kühlen. Der Weltverband reagiert damit auf die Geschehnisse beim Katar-GP im vergangenen Jahr, als sich eine Vielzahl der Fahrer über die extreme Hitze und Unwohlsein beschwert hatten.

Aus sportlicher Sicht verschiebt sich außerdem der Ablauf an Sprint-Wochenenden. So findet das Qualifying für das Rennen am Sonntag künftig am Samstag und nicht wie zuvor noch am Freitag statt. Für diesen Tag sind stattdessen nun das einzige Freie Training sowie das Sprint-Shootout eingeplant, ehe am Samstag vor der Qualifikation dann das Sprint-Rennen erfolgt. Die FIA will damit den "Sprint-Block" besser von Qualifying und Rennen abgrenzen, zudem greifen die Parc-fermé-Regeln später, was den Teams mehr Test-Möglichkeiten beim Setup bietet.

Darüber hinaus plant die Königsklasse für 2024 die längste Saison ihrer Geschichte. 24 Rennen in einem Jahr gab es noch nie, hinzu kommen sechs Sprints. Deutschland ist erneut nicht dabei (zuletzt 2020 als Corona-Nachrücker), China kehrt hingegen nach der Pandemie wieder in den Kalender zurück.

Neue Strecken gibt es in diesem Jahr nicht, dafür aber einige terminliche Verschiebungen. So rückt Japan vom Stammtermin im Herbst ins Frühjahr und findet nun zwischen den Läufen in den vergleichsweise nahen Ländern Australien und China statt.

Bemerkenswert zudem: Drei Grand Prix finden samstags statt (Ortszeit).Dies sind ersten beiden Läufe in Bahrain und Saudi-Arabien - weil einen Tag nach dem Großen Preis in Dschidda, am 10. März (Sonntag), der muslimische Fastenmonat Ramadan beginnt. In Las Vegas wird wie schon bei der Premiere im vergangenen Jahr am späten Samstagabend gefahren, in Deutschland ist dann früher Vormittag.

Formel 1, Saison 2024: Zwei neuen Namen im Grid

Die größten Änderungen gibt es ohne Zweifel im Teilnehmerfeld. Gemeint sind damit jedoch keine spektakulären Fahrer-Wechsel, schließlich gehen exakt dieselben 20 Piloten in Bahrain an den Start, die auch schon beim Saisonabschluss 2023 in Abu Dhabi im Cockpit saßen. Stattdessen gibt es einige Neuerungen bei den Rennställen.

Das Schwesterteam von Red Bull Racing, AlphaTauri, fährt 2024 unter dem offiziellen Namen Visa Cash App RB Formula One Team, auf der Strecke soll sich jedoch der Einfachheit halber der Begriff Racing Bulls etablieren.

Auch Alfa Romeo wird 2024 einen neuen Namen bekommen. Das Schweizer Team wird zum Namen Sauber zurückkehren, bevor es 2026 in Audi-Werksteam umbenannt wird. Der genaue Teamname Stake F1 Team Kick Sauber setzt sich aus den beiden neuen Hauptsponsoren Stake und Kick zusammen, die auch bei der neuen Farbgebung eine wesentliche Rolle spielten. Das rot-weiße Design von Alfa Romeo weicht einem giftigen Grün, gepaart mit schwarzen Akzenten.

Max Verstappen, Christian Horner
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Formel 1, Saison 2024: Spaziert Max Verstappen erneut zur Weltmeisterschaft?

Beim Blick auf die Kräfteverhältnisse an der Spitze im neuen Jahr stellt sich eigentlich nur eine einzige Frage: Wie sehr lassen sich Weltmeister Max Verstappen und Red Bull vom Wirbel um Teamchef Christian Horner beeinflussen? Um die Zukunft des 50-jährige Engländers gibt es auch Wochen nach dem Öffentlichwerden der Vorwürfe noch keine hundertprozentige Klarheit, am Mittwochabend entlastete ihn zumindest eine von RB angestoßene, interne Untersuchung. Beim ersten Lauf in Bahrain wird er daher am Kommandostand sitzen, darüber hinaus gibt es noch keine Gewissheit.

Die ersten Eindrücke von den Tests zeichnen unabhängig davon nämlich ein sehr klares Bild. Findet die ärgste Konkurrenz nicht mindestens eine halbe Sekunde pro Runde, so droht auch der Weltmeistertitel 2024 für Verstappen zum Spaziergang zu werden. Die Longruns des Niederländers und seines Teamkollegen Sergio Pérez waren unglaublich konstant, vor allem mit viel Sprit an Bord scheint der RB20 zu glänzen.

Darüber hinaus scheint Red Bull erneut das Team mit dem geringsten Reifenverschleiß zu sein. Gerade einmal 0,031 Sekunden pro Runde verlor Verstappen am Schlusstag durch den Abbau seiner Reifen, wenn man den Spriteffekt herausrechnet. Berücksichtigt man all diese Faktoren, dürfte den Österreichern zumindest in den ersten Rennen niemand das Wasser reichen können.

Formel 1, Saison 2024: Dreikampf hinter Red Bull?

Hinter Verstappen und Red Bull zeichnet sich aktuell ein Dreikampf ab. Mercedes wies im Renntempo in den Testfahrten den geringsten Abstand auf die Spitze auf, unmittelbar hinter den Silberpfeilen liegen Ferrari und Aston Martin. Alle drei Teams trennt auf eine Runde jedoch gerade einmal eine Zehntelsekunde, bei der ungenauen Datenlage könnte sich beim Auftakt also auch eine andere Reihenfolge ergeben.

Festzuhalten ist: Keines der drei Teams kann in Sachen Pace -zumindest auf die Distanz - mit Red Bull mitgehen, die Probleme des vergangenen Jahres wurden allerdings angegangen. So war "Reifenfresser" Ferrari bei den Tests deutlich zufriedener mit dem Abbau der Pneus als noch im vergangenen Jahr, sowohl Charles Leclerc als auch Carlos Sainz äußerten sich diesbezüglich sehr optimistisch.

Mercedes scheint ebenfalls einen Schritt nach vorne gemacht zu haben, ist jedoch aufgrund der unterschiedlichen Spritmenge im Vergleich zu Red Bull und Ferrari bei den Tests schwer einzuschätzen. "Wir sind uns bewusst, dass wir noch eine Menge Rundenzeit finden müssen", meinte George Russell. "Wir wussten schon vor dem Test, dass dies der Fall sein würde, und Red Bull sieht wieder einmal sehr stark aus. Dennoch bin ich zuversichtlich, dass wir uns in einer viel besseren Position befinden als vor zwölf Monaten."

Daniel Ricciardo
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Formel 1, Saison 2024: Wer könnte für die Überraschung sorgen?

Eine klassische Überraschungstruppe, wie es sie 2023 mit Aston Martin gegeben hatte, ist nach den Testfahrten nicht unbedingt zu erkennen. Von allen zehn Teams hat wohl Racing Bull, das ehemalige AlphaTauri, den größten Sprung gemacht. Das B-Team von Red Bull scheint zum vorderen Mittelfeld nicht viel Rückstand zu besitzen, teilweise performte man auf Augenhöhe mit den McLarens.

Gleichzeitig möchte man sich aber nicht zu weit aus dem Fenster lehnen und betont, dass VCARB 01 lediglich eine Weiterentwicklung des Vorjahresautos ist. Dennoch: Die Longruns sahen nicht verkehrt aus, zudem scheint der Reifenverscheiß deutlich besser zu sein als bei der direkten Konkurrenz.

"Es sieht so aus, als wären Red Bull und Ferrari die großen Favoriten, um hier in einer Woche auf dem Podium zu stehen", zeigte sich Daniel Ricciardo vorsichtig. "Aber alles kann passieren, aber ich denke, sie scheinen im Moment ziemlich gut zu sein. Und danach ist es wahrscheinlich ziemlich eng. Ich weiß, dass viele Leute von uns begeistert waren, aber wir wissen, was wir haben. Und wir wissen, wo wir hinmüssen. Und da sind wir noch nicht. Wir werden nicht gleich zu Beginn der Saison auf dem Podium stehen."

Pierre Gasly
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Formel 1, Saison 2024: Für wen könnte es schwierig werden?

Während man sich bei einem aussichtsreichen Underdog noch schwertut, fällt die Wahl des Verlierers der Testfahrten deutlich leichter. Bei einem Blick auf die nackten Zahlen dürften vor allem bei Alpine die Alarmglocken läuten. Die Franzosen waren auf eine Rennsimulation gesehen das neuntlangsamste aller Teams, rund 1,5 Sekunden fehlten pro Runde auf die Red Bulls - unabhängig vom Sprit an Bord eine erschreckend schwache Pace.

Besonders negativ fiel allerdings der Reifenverschieß am A524 auf, der die ohnehin schon nicht berauschende Rennpace noch einmal drückt. Mit dem immer noch bestehenden PS-Defizit des Motors haben zudem durchschnittlich neun km/h auf Ferrari in der Geschwindigkeitsmessung gefehlt. Darüber hinaus munkelt man im Paddock, dass Alpine das schwerste Auto im Feld hat und noch relativ deutlich über dem Mindestgewicht von 798 Kilogramm liegt. Auch das kostet noch einmal eine ordentliche Menge an Pace.

"Dieses Jahr haben wir eine große Veränderung vorgenommen. Wir brauchen Zeit, wir müssen arbeiten und die Daten analysieren, die wir in diesen drei Tagen sammeln konnten. Aber wir wissen, dass wir weit weg sind. Wir wissen, dass wir hart arbeiten und versuchen müssen, das Auto weiterzuentwickeln, weil wir von ganz weit weg starten", fand Pierre Gasly deutliche Worte für die schwache Performance.

Schon während des vergangenen Jahres kam das Gerücht auf, wonach man beim Mutterkonzern Renault einen deutlichen Leistungsschub von Alpine erwarte. Die aktuelle Saison könnte daher zur Zerreißprobe werden. Bleiben die Ergebnisse aus, wird beim Traditionsrennstall die Zukunft in der Formel 1 mindestens zur Diskussion stehen. Aktuell taumelt man gefährlich der Bedeutungslosigkeit entgegen.

Nico Hülkenberg
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Formel 1, Saison 2024: Wie ist die Situation aus deutscher Sicht?

Auch 2024 bleibt die Formel 1 aus deutscher Sicht ein schwieriges Pflaster. Wie oben bereits angemerkt, liegt die Rückkehr eines Grand Prix in Deutschland in weiter Ferne und auch die sportlichen Aussichten sind alles andere als rosig. Nico Hülkenberg geht weiterhin als einziger deutscher Pilot an den Start und weiterhin sitzt der Emmericher in einem wenig vielversprechenden Auto.

Zwar betont man bei Haas, viele Baustellen des Vorgängerautos behoben zu haben, eine 180-Grand-Wende ist den US-Amerikanern, so viel kann man nach den Testfahrten getrost festhalten, aber keineswegs gelungen. Der neue Haas-Teamchef Ayao Komatsu, welcher auf den erfolglosen Günther Steiner folgte, machte schon beim Launch des Autos keinen Hehl daraus, zu Beginn der neuen Saison am Ende des Feldes herumzudümpeln.

Ob der VF-24 der schlechteste Bolide im Feld ist, lässt sich dabei nicht eindeutig sagen, schließlich bewegte sich Haas in etwa auf Augenhöhe mit Sauber und Alpine, Punkteränge sind aus eigener Kraft aber erst einmal nicht drin. In den Longruns fehlt es schlichtweg an Pace, auch der Reifenverschleiß ist, trotz deutlicher Fortschritte im Vergleich zu 2023, wohl immer noch ein Problem. Nur in Sache Topspeed wussten Hülkenberg und Teamkollege Kevin Magnussen einigermaßen zu überzeugen. Hinter Ferrari, McLaren und Williams belegte man hier den vierten Rang.

Formel 1, Saison 2024: Mick Schumacher erneut nur Ersatzpilot bei Mercedes

Und was ist mit Mick Schumacher? Der Sohn von Rekordweltmeister Michael steht auch 2024 als Ersatzpilot für Mercedes unter Vertrag, an seiner Rolle in der Königsklasse wird sich also nichts ändern. Hier und da darf er Testfahrten für die Silberpfeile oder deren Kundenteams bestreiten, abgesehen davon liegen seine Hauptaufgaben im Simulator.

Zusätzlich tritt Schumacher in diesem Jahr in der Langstrecken-WM für das französische Alpine-Team an. Gleich am ersten Rennwochenende ist er deshalb nicht dabei: Die WEC fährt zeitgleich in Katar, nur gut 100 Kilometer Luftlinie entfernt. Gesetztes Ziel des 24-Jährigen bleibt dennoch die Rückkehr in die Formel 1, für die er sich mit guten Leistungen in der WEC empfehlen möchte.

Sein ehemaliger Teamchef Steiner hält dies für "nicht einfach, aber auch nicht unmöglich". Für den Südtiroler ist Schumachers Schritt in die Langstrecken-Serie dennoch "die richtige Entscheidung", so Steiner. Der große Konkurrenzkampf in der WEC mit vielen guten Fahrern werde Schumacher auf dem Weg zurück helfen.

Formel 1: Der Rennkalender 2024

NummerDatumStreckeOrt
102.03.2024Großer Preis von BahrainSachir
209.03.2024Großer Preis von Saudi-ArabienDschidda
324.03.2024Großer Preis von AustralienMelbourne
407.04.2024Großer Preis von JapanSuzuka
521.04.2024Großer Preis von ChinaSchanghai
605.05.2024Großer Preis von MiamiMiami
719.05.2024Großer Preis der Emilia-RomagnaImola
826.05.2024Großer Preis von MonacoMonte Carlo
909.06.2024Großer Preis von KanadaMontreal
1023.06.2024Großer Preis von SpanienBarcelona
1130.06.2024Großer Preis von ÖsterreichSpielberg
1207.07.2024Großer Preis von GroßbritannienSilverstone
1321.07.2024Großer Preis von UngarnBudapest
1428.07.2024Großer Preis von BelgienSpa
1525.08.2024Großer Preis der NiederlandeZandvoort
1601.09.2024Großer Preis von ItalienMonza
1715.09.2024Großer Preis von AserbaidschanBaku
1822.09.2024Großer Preis von SingapurSingapur
1920.10.2024Großer Preis der USAAustin
2027.10.2024Großer Preis MexikoMexiko-Stadt
2103.11.2024Großer Preis von BrasilienSao Paulo
2223.11.2024Großer Preis von Las VegasLas Vegas
2301.12.2024Großer Preis von KatarLosail
2408.12.2024Großer Preis der VAEAbu Dhabi
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