Herzschlagfinale um die Krone

SID
Zebras oder Löwen: Wer hat am Ende die Nase vorn?
© getty

Das wohl spannendste Finale der Bundesliga-Geschichte steuert auf seinen Höhepunkt zu. Vor dem letzten Spieltag trennen die punktgleichen Rhein-Neckar Löwen und den THW Kiel nur sieben Tore.

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"Let´s get ready to rumble": Wenn das Herzschlagfinale der HBL am Samstag um 16 Uhr in seine letzte Runde geht, stehen sich Rekordmeister THW Kiel und die Rhein-Neckar Löwen trotz ihres Fernduells fast wie zwei Boxer gegenüber. Im verrückten Wettwerfen um den Titel zählt jetzt jeder einzelne Treffer.

"Meine Fingernägel werde ich ganz kurz schneiden, damit da nicht mehr viel zum Knabbern bleibt", sagte Handball-Ikone Stefan Kretzschmar vor dem Meisterschafts-Showdown und spricht den Handball-Fans aus der Seele: "Etwas Schöneres am letzten Spieltag gibt es nicht."

Die Löwen haben vor ihrem Gastspiel beim Altmeister VfL Gummersbach einen hauchdünnen Vorsprung von sieben Treffern auf die Kieler, die zeitgleich zu Hause gegen die Füchse Berlin auf Torejagd gehen.

Die Gummersbacher gehen geschwächt in das Duell gegen den Tabellenführer, da Nationaltorhüter Carsten Lichtlein beim Training am Donnerstag einen Hexenschuss erlitten hat. Das teilte der Klub am Freitag mit.

Liga setzt auf die Löwen

Die Liga setzt im irren Kopf-an-Kopf-Rennen um den Titel anscheinend auf die Löwen. So reisen Liga-Boss Frank Bohmann und HBL-Präsident Reiner Witte mit der Original-Meisterschale im Gepäck nach Gummersbach, wo die Mannheimer ihre erste Meisterschaft der Vereinsgeschichte feiern wollen. Liga-Co-Geschäftsführer Holger Kaiser schlägt stattdessen in Kiel auf, hat dabei jedoch nur ein Duplikat der Schale mit an Bord.

"Die Meisterschaft wäre die Krönung", sagte Löwen-Routinier Oliver Roggisch. Der Weltmeister von 2007 bestreitet am Samstag das 433. und letzte Bundesliga-Spiel seiner 16-jährigen Karriere und will sich unbedingt mit einem Titel verabschieden.

Roggisch triumphierte zwar drei Mal im EHF-Pokal (2005 mit TuSEM Essen, 2007 mit dem SC Magdeburg, 2013 mit den Löwen), aber eben nie auf nationaler Ebene.

Favoritenrolle abgegeben

Die Kieler um Trainerfuchs Alfred Gislason wollen mit aller Macht dafür sorgen, dass das auch am Wochenende so bleibt - und greifen dafür tief in die psychologische Trickkiste. "Der Druck liegt bei den Löwen", sagte Nationalspieler Patrick Wiencek den "Kieler Nachrichten": "Sieben Treffer aufzuholen, ist im Handball möglich. Wir haben nichts zu verlieren und werden voll konzentriert in das Spiel gegen die Füchse gehen."

Torjäger Filip Jicha, der seit Wochen mit einem Bänderanriss spielt und damit so etwas wie das Sinnbild der Kieler Aufholjagd ist, kündigt jedenfalls eine leidenschaftliche Zebra-Herde an. "Wir werden bis zur letzten Sekunde für die Meisterschaft kämpfen", versprach der Tscheche. Für die obligatorische Meisterparty auf dem Kieler Rathausbalkon, es wäre die neunte in den letzten zehn Jahren, stünde jedenfalls alles bereit.

Wiederholt sich die Geschichte?

Die Historie spricht für den THW: Denn wenn jemand Erfahrung mit knappen Entscheidungen hat, dann ist es Kiel. Schon zwei Mal wurde der deutsche Champion durch die Tordifferenz entschieden - zwei Mal hatten die Zebras am Ende die Nase vorn. 2000 betrug der Vorsprung auf Flensburg am Ende 17 Treffer, 2007 waren es 98 Tore auf den HSV Hamburg.

Sogar eine Verlängerung der wohl knappsten Meisterschaftsentscheidung der Geschichte ist nicht ausgeschlossen: Denn sollten Löwen und Zebras am Samstagabend bei gleicher Punktzahl auch die gleiche Tordifferenz aufweisen, wird der Titel im Anschluss an die reguläre Saison erstmals in zwei echten Endspielen vergeben. Paragraf 44 der Spielordnung (SpO) sieht in diesem Fall nämlich ein direktes Duell mit Hin- und Rückspiel vor. Das Heimrecht würde ausgelost.

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