THW! Same procedure as every year...

Von Florian Regelmann
Der THW Kiel muss auch in dieser Saison den Angriff von Bertrand Gille und dem HSV abwehren
© Getty
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4. SG Flensburg-Handewitt

Der dritte Platz der Flensburger in der vergangenen Saison ist in der Wertigkeit im Prinzip mit der Meisterschaft 2004 gleichzusetzen. Niemand hätte Flensburg solch eine Leistung zugetraut. Schon gar nicht, nachdem die Spieler aufgrund der finanziellen Probleme des Vereins auf Gehalt verzichten mussten. Aber in Flensburg hat Handball eben einen ganz besonderen Stellenwert.

Die Campus-Halle trägt nicht umsonst den Namen "Hölle Nord". In kaum einer Bundesliga-Stadt ist das Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen Verein, Spielern und Fans so ausgeprägt. Flensburg lebt Handball. Nur mit Leidenschaft alleine kommt man aber nicht in die Spitzengruppe der Bundesliga.

Die SG verfügt zwar nicht über ein Star-Aufgebot wie Kiel, Hamburg und die Rhein-Neckar Löwen, aber es tummelt sich auch in Flensburg spielerische Extraklasse. Sinnbild für diese Qualität war die letzten 14 Jahre Lars Christiansen. Dänische Handball-Ikone, einer der besten Linksaußen der Welt: Christiansen war Flensburg und Flensburg war Christiansen.

Doch nun lässt der inzwischen 38-Jährige seine Karriere in seiner Heimat ausklingen und die Frage lautet: Wie funktioniert Flensburg ohne ihn? Pragmatische Antwort: Anders Eggert muss ihn eben ersetzen. Herzlichen Glückwunsch zu dieser Herkules-Aufgabe. Es wird keinen zweiten Christiansen geben, aber Eggert hat die Fähigkeiten, sich auf seine Weise in den Vordergrund zu spielen.

Der größte Star im Team ist Oscar Carlen. Der Sohn von Trainer Per Carlen hat auf der rechten Rückraum-Position schon mit 22 Jahren Welt-Format, auch wenn er sich gegen offensive Abwehrreihen noch etwas schwer tut und noch konstanter werden muss. Carlen soll das neue Gesicht der SG Flensburg werden - bleibt abzuwarten, ob er nach der Saison dem Lockruf großer Vereine (HSV?) widerstehen kann.

Markus Baur sagt bei SPOX: "Die SG muss man wieder beachten. Sie sind im Großen und Ganzen als Team zusammen geblieben. Man muss schauen, wie sie den Abgang von Christiansen verkraften und ob sie ohne ihn das Niveau halten können, aber sie werden denke ich wieder eine gute Rolle spielen. Kiel und Hamburg sind weg - und danach würde ich den Löwen eine Eins minus geben und Flensburg eine 1-2."

Flensburg-Lineup: Beutler/Rasmussen (Tor), Eggert (LA), Karlsson/Boesen/Djordjic (RL), Mogensen/Szilagyi/Fahlgren (RM), Carlen/Mocsai (RR), Svan Hansen (RA), Heinl/Knudsen (KM)

Prognose: Flensburg ist ein Team, das man mögen muss. Dan Beutler ist ein überragender Torwart, der junge deutsche Kreisläufer Jacob Heinl ist auf dem Weg zum Top-Mann - und mit der Verpflichtung von Ösi-Star Viktor Szilagyi ist Flensburg ein Coup gelungen. Der zudem noch ins Preisgefüge passt. Wenn alle Mannschaften ihr Potenzial voll ausschöpfen, ist Rang vier aber das höchste der Gefühle.

5. TBV Lemgo

Mit dem Triumph im EHF-Pokal rettete der TBV zwar noch die letzte Saison, aber wie man mit so einem Top-Kader in der Bundesliga nur auf Rang sieben landen konnte, ist und bleibt mehr als enttäuschend. Lemgo hatte nicht ansatzweise etwas mit der Spitze zu tun, nachdem man sich zu Saisonbeginn für viele unverständlicherweise von Coach Markus Baur und dem Sportlichen Leiter Daniel Stephan getrennt hatte.

Mit Volker Mudrow kam ein alter Bekannter zurück auf die Trainerbank, der zwischen 2002 und 2007 bereits die Geschicke des TBV leitete und 2003 die deutsche Meisterschaft nach Lemgo holte. Von einer weiteren Meisterschaft kann der TBV derzeit nur träumen. Selbst eine Teilnahme an der Champions League ist für Geschäftsführer Volker Zerbe "illusorisch", weil man finanziell nicht in der Kiel-Hamburg-Löwen-Liga mitspielen kann.

Mudrow hat nun die Aufgabe, in einem handballbegeisterten Umfeld eine Mannschaft zu formen, die zumindest in der zweiten Riege der Klubs die erste Geige spielen kann. Nach den prominenten Abgängen von Superstar Kraus und Abwehrchef Kubes kein leichtes Unterfangen.

Dennoch hat der TBV nach wie vor eine hohe Qualität im Kader. Das deutsche Kreisläufer-Duo Preiß/Theuerkauf genügt ebenso den höchsten Ansprüchen wie das Torwart-Duo Galia/Lichtlein, der Schweizer Manuel Liniger stellt eine Top-Verstärkung auf Linksaußen dar - und dann gibt es da ja noch die Personalie Holger Glandorf.

Nach seinem Wechsel aus Nordhorn zum TBV ist der Linkshänder noch nicht in Lemgo angekommen. Und das ist noch untertrieben. Glandorf war ein Schatten seiner selbst und spielte eine Saison zum Vergessen. Ganz Lemgo hofft und erwartet, in der neuen Saison einen anderen Glandorf zu sehen.

Markus Baur sagt bei SPOX: "Für Rang fünf kommen eine Menge Teams in Frage. Neben Lemgo dürfen sich auch Göppingen, Gummersbach, Großwallstadt und vielleicht auch Berlin Hoffnungen machen. Aber wenn es nach der reinen Qualität des Kaders geht, entscheide ich mich für Lemgo."

TBV-Lineup: Lichtlein/Galia (Tor), Liniger/Bechtloff (LA), Ilyes/Datukashvili/Link (RL), Strobel/Schneider (RM), Glandorf/Hermann (RR), Kehrmann/Smoler (RA), Preiß/Theuerkauf (KM)

Prognose: Gummersbach mit Top-Coach Hasanefendic und Ausnahme-Keeper Stojanovic, Göppingen mit Top-Coach Petkovic und einer Ausnahme-Abwehr, Großwallstadt mit seinem jungen deutschen Team, oder vielleicht sogar das aufstrebende Berlin mit Silvio Heinevetter? Was nach den Top 4 passiert, ist unberechenbar. Lemgo bekommt hier den Zuschlag, weil SPOX davon ausgeht, dass Glandorf zu alter Form zurückfinden und Martin Strobel nach dem Abgang von Kraus auf der Spielmacher-Position befreit aufspielen wird.

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