Staatsanwaltschaft gibt Details bekannt

SID
Bis April 2009 war Uwe Schwenker Manager des THW Kiel
© Getty

Die Staatsanwaltschaft hat Details zur Manipulationsaffäre bekanntgegeben. Kieler Verantwortliche sollen Schiedsrichtern einen höheren fünfstelligen Geldbetrag zugewendet haben.

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Knapp eine Woche nach der offiziellen Anklageerhebung gegen Ex-Manager Uwe Schwenker und Ex-Trainer Noka Serdarusic vom THW Kiel hat die Staatsanwaltschaft Kiel weitere Details zur Handball-Manipulationsaffäre um den deutschen Rekordmeister bekanntgegeben.

Demnach legt die Staatsanwaltschaft den Angeschuldigten zur Last, im Zusammenhang mit dem Champions-League-Finalrückspiel des THW gegen die SG Flensburg-Handewitt im April 2007 den dabei eingesetzten polnischen Schiedsrichtern einen höheren fünfstelligen Geldbetrag durch einen kroatischen Mittelsmann zugewendet zu haben.

Kiel könnte Titelaberkennung drohen

Darin sieht die Staatsanwaltschaft laut ihrer offiziellen Mitteilung vom Montag "einen gemeinschaftlichen Betrug der Angeklagten zum Nachteil des europäischen Handball-Verbandes EHF und der SG Flensburg-Handewitt sowie eine Untreue des Angeschuldigten Schwenker zum Nachteil des THW sowie eine Beihilfe dazu durch den Angeschuldigten Serdarusic".

Wäre der EHF die Geldzuwendung an die Schiedsrichter bekannt gewesen, hätte sie das Endspiel mit anderen Schiedsrichtern neu angesetzt oder annulliert, meinte die Staatsanwaltschaft: "Folglich wäre die Auszahlung der Siegprämie in Höhe von 320.000 Euro an den THW unterblieben. Zudem wurde die Chance der SG Flensburg-Handewitt, ein neu angesetztes Spiel und den Champions-League-Titel zu gewinnen, vereitelt."

Die im Finale unterlegenen Flensburger hatten bereits angekündigt, eine Schadensersatzklage zu prüfen. Doch auch die EHF, die nach der offiziellen Anklageerhebung bereits Akteneinsicht gefordert hatte, könnte nun tätig werden. Der Verband hatte angekündigt, die Ermittlungen in Kiel abzuwarten, ehe man selbst tätig werde. Dem THW könnte nun sogar die Titelaberkennung drohen.

Bilanz für 2008 soll unrichtig erstellt worden sein

Schwenker hatte den bisher unklaren Verbleib von 152.000 Euro mit dem Aufbau eines "Informationsnetzwerkes" auf dem Balkan und Zahlungen an Serdarusic wegen dessen aufwändigen Lebensstils erklärt. Nach Informationen der Kieler Nachrichten sei das Geld zu Teilen an den kroatischen Spielervermittler Nenad Volarevic (92.000 Euro) sowie an Serdarusic (60.000 Euro) geflossen. In diesem Zusammenhang klagt die Staatsanwaltschaft Schwenker ebenfalls an, die Bilanz des THW für das Kalenderjahr 2008 unrichtig erstellt zu haben.

Weiterhin teilte die Staatsanwaltschaft mit, dass die Ermittlungen keine stichhaltige Beweise für Manipulationen der Champions-League-Spiele des THW am 6. April 2008 gegen Barcelona und am 11. März 2008 gegen Ciudad Real erbracht hätten. Dieses Verfahren sei eingestellt worden.

Das Verfahren gegen die weiteren Beschuldigten (den kroatischen Mittelsmann, die polnischen Schiedsrichter sowie gegen den früheren Buchhalter des THW) sei aus prozessökonomischen Gründen abgetrennt worden.

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