Insolvenz bedroht die HSG Nordhorn

SID
Auf der Geschäftsstelle der HSG Nordhorn geht es zur Zeit hoch her
© Getty

Bundesligist HSG Nordhorn droht die Insolvenz und der besten Liga der Welt damit der nächste harte Schlag. Zweieinhalb Monate nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens gegen den Traditionsklub Tusem Essen prüfen derzeit Fachanwälte die genaue finanzielle Lage des EHF-Pokalsiegers aus Nordhorn.

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"Am Montag wird dann darüber entschieden, ob wir die so genannte drohende Insolvenz anmelden", sagte HSG-Geschäftsführer Berend Greven dem sid und bestätigte damit entsprechende Meldungen von "ZDF online".

Geschäftsführer Frank Bohmann von der Handball-Bundesliga wurde bereits am Donnerstag über die Zuspitzung der finanziellen Lage bei den Niedersachsen informiert.

Zwangsabstieg nicht automatisch

"Offenbar sind die Einnahmen nicht so geflossen wie eingeplant. Im September oder Oktober schien alles geklärt, jetzt hat sie die Wirklichkeit eingeholt", sagte Bohmann und fügte hinzu: "Das bedeutet aber noch nicht automatisch den Zwangsabstieg."

Erst bei tatsächlicher Eröffnung eines Insolvenzverfahrens muss der Klub aus der Bundesliga absteigen. Sollte es tatsächlich dazu kommen, würde der sportliche Abstiegskampf in der Bundesliga in diesem Jahr nur eine Farce.

Die Essener stehen bereits als erster Absteiger fest, nur der Relegationsplatz wäre dann noch offen. "Das wäre natürlich sehr bedauerlich", sagte Bohmann. Die Nordhorner um den international begehrten Rückraumspieler Holger Glandorf stecken seit langem in finanziellen Schwierigkeiten.

Glandorf soll verkauft werden

Spielergehälter wurden teilweise nicht gezahlt. Die Verbindlichkeitenn sollen sich mittlerweile auf etwa eine Million Euro belaufen. Deshalb soll auch Glandorf wohl bis zur Wechselfrist am Sonntag noch verkauft werden. Der TBV Lemgo oder die Rhein-Neckar Löwen sind im Gespräch.

Das 34:21 (18:12) im Achtelfinal-Hinspiel des Europapokals der Pokalsieger am Freitagabend in Lingen gegen Haukar Hafnarfjördur/Island geriet dabei zur Nebensache. Zurzeit ermittelt die Staatsanwaltschaft Osnabrück zudem wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung und der Zahlung von Schwarzgeldern.

Verdacht auf Steuerhinterziehung und Schwarzgeldzahlungen

"Im Hintergrund spielt das sicher auch eine Rolle", sagte Greven. Wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Freitag bestätigte, sind diese Ermittlungen aber noch nicht abgeschlossen.

Mit Anmeldung der Planinsolvenz hätten die Nordhorner drei Wochen lang Aufschub erreicht. Es wird ein dann vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt, der prüft, ob ein Verfahren eröffnet werden kann.

Der HSG waren in dieser Saison bereits rückwirkend vier Punkte wegen Verstoßes gegen die Lizenzauflagen abgezogen worden. Eine finanzielle Kooperation mit der Stadt Lingen sowie der kurzfristige Verkauf von Leistungsträgern wie Erlend Mamelund nach Flensburg waren zuletzt Rettungsversuche.

Als dritter Klub hatte in dieser Saison bereits Aufsteiger Stralsunder HV wegen extremer finanzieller Schieflage für Schlagzeilen gesorgt. Damals war die Stadt mit einer Bürgschaft eingesprungen.

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