Baur-Rücktritt überschattet All-Star Game

SID

Berlin - Der Verzicht von Kapitän und Spielmacher Markus Bauer auf die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Peking war das Hauptgesprächsthema beim All-Star Game.

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"Das tut natürlich weh und muss erst noch verdaut werden", sagte Bundestrainer Heiner Brand. Nach der 42:43 (20:21)-Niederlage seiner Nationalmannschaft vor 7400 Zuschauern in der Berliner Max-Schmeling-Halle gegen eine internationale Bundesliga-Auswahl verschwand er schnell in die Kabine.

Für Brand dürfte der Rücktritt des 37-Jährigen eine schallende Ohrfeige gewesen sein, denn er hatte für Peking fest mit seinem Spielmacher geplant, obwohl der nicht mehr aktiv ist und seit Jahresbeginn als Trainer beim TBV Lemgo arbeitet.

"Rumjammern hilft nicht"

"Es hilft nicht, rumzujammern. Nun müssen andere mehr die Verantwortung übernehmen. Wer das kann, muss sich rausstellen. Ich bin guten Mutes, dass der Bundestrainer Alternativen findet", sagte der 183-fache Nationalspieler Daniel Stephan vom Baur-Klub Lemgo.

Zu seinem Bundesliga-Abschied wurde er zusammen mit dem Südkoreaner Kyung-Shin Yon (HSV Hamburg) für das "Lebenswerk Handball/ Karriereleistung" geehrt und bleibt seinem Verein als Sportlicher Leiter erhalten.

"Keine Kompromisse gefunden"

Der Welthandballer von 1998 meinte, es sei "keine einfache Entscheidung gewesen. Es wurde nach Kompromissen gesucht, aber keine gefunden. Markus Fehlen ist kein Vorteil, mit ihm wäre das Halbfinale möglich gewesen", sagte Stephan.

Nach der Ausmusterung von drei Lemgo-Spielern durch Brand nach Platz vier bei der EM und der blamablen Abschlussleistung um Platz drei gegen Frankreich wollte Stephan den Bauer-Rückzug auch nicht als Retourkutsche des Vereins verstanden wissen. "Das ist ausgeräumt und gegessen." Trotzdem muss die Frage erlaubt sein, ob er und Geschäftsführer Volker Zerbe mit ihrem geballten Handball-Sachverstand die Zeit Bauers bei Olympia in der Bundesliga-Vorbereitung nicht doch hätten überbrücken können.

Brand mit Entwicklung von Krasu zufrieden

"Die Entscheidung von Markus ist aus Lemgo-Sicht zu verstehen, für den Bundestrainer aber sehr schmerzhaft", sagte der 38-jährige Christian Schwarzer von den Rhein Neckar-Löwen, der mit sieben Toren bester Torschütze des Spiels war und auf Kreismitte immer noch eine echte Alternative für Peking ist. "Meine Situation ist wie vor der EM: Ich bin nur da, wenn was passiert und der Trainer auf mich zurückgreifen will."

Mit Baur-"Kronprinz" Michael Kraus und dem bulligen Lars Kaufmann hatte Brand im All-Star Game, bei dem trotz allem Prestige die Show im Mittelpunkt stand, auch zwei verbannte Spieler dabei. "Mit der Entwicklung von Kraus nach der EM bin ich zufrieden. Es ist aber noch zu früh, ihn schon als Nachfolger zu sehen. Die am 9. Juni beginnende Olympia-Vorbereitung ist noch lang", betonte der Bundestrainer.

Bis zum 13:9 und nach der Pause beim 33:30 war das längst nicht in Bestbesetzung antretende Brand-Team auf der Höhe, aber der Rivale steckte nie auf und bestrafte die Fehler des Nationalteams konsequent. Eine halbe Minute vor Ende schnappte sich dann auch noch Schiedsrichter Frank Lemme den Ball und sorgte frei durchlaufend für den 43. Treffer des Siegers.