Nacht der Tränen in Champions League

SID
Handball, Hamburg, Ciudad Real
© DPA

Hamburg - Nach dem Aus in der Champions League flossen die Tränen. Dass dem HSV Hamburg in der Endabrechnung der beiden Halbfinalspiele gegen Spaniens Meister BM Ciudad Real in der Königsklasse nur ein Tor zum Einzug ins Finale fehlte, verschärfte die Trauer der Beteiligten noch.

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"Zum ersten Mal musste ich heute als Handballer weinen", gestand Heiko Grimm und berichtete, dass in der Kabine wie noch nie geschluchzt wurde.

Der 32:26-Sieg in der heimischen Color-Line-Arena hatte die 27:34-Niederlage eine Woche zuvor in Spanien nicht wettmachen können. Sekunden vor dem Ende war Kapitän Guillaume Gille mit dem Sieg verheißenden letzten Wurf an Torwart Arpad Sterbik gescheitert.

Real am Rande des K.o. 

"Das Leben ist manchmal grausam. Aber wenn wir jetzt wieder aufstehen, dann sind wir eine große Mannschaft", versicherte HSV- Trainer Martin Schwalb. Es bleibt die Genugtuung, den mit einem Saison-Etat von zwölf Millionen Euro reichsten Handball-Verein der Welt mit seinem Star-Ensemble an den Rand des K.o. getrieben zu haben.

"Die Hamburger haben eine große Mannschaft", meinte Ciudad Reals Coach Talant Dujshebaev, der ebenso wie seine Spieler von der grandiosen Atmosphäre in der ausverkauften Halle beeindruckt war.

Gänsehaut pur 

12.585 Zuschauer tröteten, trompeteten, klapperten und schrien nahezu ohne Unterlass, so dass manch einer um seine Hörfähigkeit fürchten musste.

"Die Spieler haben in der Kabine gesagt, dass sie einen leichten Tinnitus haben", berichtete HSV-Geschäftsführer Piet Krebs, und Nationalspieler Pascal Hens meinte: "Das war vielleicht sogar ein bisschen lauter als bei unserem WM-Finale." Noch zehn Minuten nach Spielschluss verharrten die Zuschauer auf ihren Plätzen und applaudierten dem siegreichen, aber letztlich doch unterlegenen Team.

Krebs: "Beim Theater sagt man wohl: Zwölf Vorhänge." Für Kreisspieler Grimm, der eine Sprunggelenksverletzung erlitt und damit für Überfüllung im Vereins-Lazarett sorgt, war das "Gänsehaut pur".

Neue Dimensionen erreicht 

Ein Jahr nach dem Gewinn des Europacups der Pokalsieger hat der HSV mit dem lauten Pochen an der Tür zum Champions-League-Finale seinen Weg an die Spitze des europäischen Handballs fortgesetzt. Mit immerhin 205.000 Euro wurde dem Klub der erstmalige Königsklassen-Ausflug honoriert.

"Der Handball in Hamburg ist in eine neue Dimension vorgestoßen", befand Geschäftsführer Krebs. Im kommenden Jahr soll es noch einen Schritt weitergehen. "Wir müssen uns aber erst wieder für die Champions League qualifizieren", mahnte Schwalb.

Als derzeit Dritter der Bundesliga würde der HSV in der nächsten Saison auf jeden Fall wieder im Konzert der Großen mitspielen. Schon am Sonntag muss die Mannschaft erneut ran, dann in der Bundesliga bei TuSEM Essen. Angesichts der Verletzten-Misere meinte Schwalb mit Galgenhumor: "Wer nicht schnell auf dem Baum ist, muss mitspielen."