Fertig machen zum Gravieren!

Von Florian Regelmann
THW Kiel, Pokal, Gravur
© Imago

München - Es gibt Berufsgruppen, die einem manchmal ein wenig leidtun. 

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Zum Beispiel die Graveure, die bei Sportveranstaltungen arbeiten müssen. Jeder kennt die Bilder: Eine Entscheidung zögert sich bis zur letzten Sekunde heraus und dann muss in Windeseile der Siegername in den Pokal eingraviert werden. Unter beachtlichem Zeitdruck.

Und wehe, es passiert ein Fehler. In Sachen Handball sollte überlegt werden, ob man die nächsten Trophäen in Meisterschaft, Pokal und Champions League nicht einfach auf Jahre hinaus mit dem Namen THW Kiel versieht.

Neuer Großsponsor für Kiel 

Im vergangenen Jahr gewann das Team von Coach Noka Serdarusic bereits das Triple und auch in dieser Saison ist man nach dem Pokal-Triumph auf bestem Wege dazu. In der Meisterschaft liegt Kiel nach 26 Spieltagen einen Punkt vor Flensburg an der Tabellenspitze und in der Champions League geht es im Halbfinale gegen den FC Barcelona. 

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Aber damit nicht genug. Bald könnte der beste Handballklub der Welt der Konkurrenz endgültig enteilen.

Nach Informationen der "Sportbild" bekommt der THW ab kommender Saison noch einmal eine kräftige Finanzspritze.

Die dänische Kasi-Group, die in Deutschland die Modeschmuckmarke Pandora vertreibt, soll neuer Hauptsponsor werden.

Konkurrenz für Kiel bleibt hart 

Eine Million Euro pro Jahr soll der Deal mit den Dänen einbringen - für Handball-Verhältnisse eine enorme Summe.

Wird es eine richtiggehende THW-Dynastie geben in den kommenden Jahren? Nicht so schnell, meint Horst Bredemeier.

"Ein solcher Deal würde die Vormachtstellung von Kiel natürlich untermauern, aber es gibt auch andere Vereine, die in ähnliche Dimensionen vorstoßen. Es wird auf jeden Fall spannend bleiben", so der Manager von GWD Minden zu SPOX.com.

Bredemeier nennt in erster Linie die SG Flensburg-Handewitt, den HSV, den TBV Lemgo und die Rhein-Neckar Löwen, die auch den finanziellen Background haben, um dagegen zu halten.

"Der Abstand zwischen den oberen Teams und den kleinen Vereinen würde sicher größer werden, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass der THW in den nächsten Jahren jeden einzelnen nationalen und internationalen Titel gewinnen wird."

Bredemeier fordert Zeitfenster für Transfers

Fest steht aber, dass Kiel aktuell mit 7,2 Millionen Euro den höchsten Etat der Liga hat und sich dieser durch den neuen Sponsor noch um einiges erhöhen würde. Der Einkaufslust sind dadurch keine Grenzen mehr gesetzt.

Mit den Rückraumstars Nikola Karabatic und Kim Andersson sowie Torwart Thierry Omeyer ist Kiel schon jetzt überragend besetzt. 

In Zukunft könnte es zur Normalität werden, dass man sich weiter verstärkt und Stars, wie zuletzt bei Filip Jicha (Lemgo) oder Börge Lund (Nordhorn) geschehen, einfach aus ihren Verträgen herauskauft.

Auch in Strukturen investieren

"Das ist tatsächlich ein Problem. Es kann nicht sein, dass Verträge nichts mehr wert sind. Vor allem, wenn Spieler aus Zwei- oder Dreijahresverträgen herausgekauft werden, verärgert das die Fans. Es sollte zumindest ein Zeitfenster für Transfers geben", meint Bredemeier.

Bei allem Jubel über den Handball-Boom in Deutschland und das Einsteigen finanzkräftiger Konzerne, gibt es also auch kritische Töne.

Beim Finalsieg von Kiel gegen den HSV trug sich zum Beispiel auf Seiten des THW genau ein deutscher Spieler in die Torschützenliste ein. Genau einmal. Es war Dominik Klein.

"Es wäre wünschenswert, wenn nicht nur in Spieler, sondern auch in Strukturen investiert werden würde. Vor allem in die Nachwuchsarbeit", erklärt Bredemeier.

Champions League völlig offen

Für diese Saison würde Bredemeier, neben seiner Managertätigkeit in Minden auch DHB-Vizepräsident, zumindest in der Meisterschaft nicht mehr gegen Kiel wetten:

"Da favorisiere ich auf jeden Fall den THW. In der Champions League sieht es ein bisschen anders aus. Da können alle vier Teams den Titel gewinnen. Kiel hat natürlich eine Siegermentalität entwickelt, aber wenn Ciudad Real komplett ist, sind sie ein großer Gegner."

Wenn man Bredemeier glaubt, dann sollte man das vorzeitige Einritzen des Namen Kiel in die Pokale dann wohl doch besser sein lassen. Schade eigentlich. So wird es eventuell doch wieder hektisch für die armen Graveure.