Open-Champ bin i, Claret Jug hab i!

Rory McIlroy hat nach der US Open und der PGA Championship auch die British Open gewonnen
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5. Tigers Problem: Die Zahlen sind katastrophal: +6, Rang 69. 24 Schläge schlechter als bei seinem Sieg an gleicher Stelle 2006, 23 Schläge schlechter als McIlroy. Sein schlechtestes Karriere-Ergebnis nach 72 Löchern bei einem Major. Wer an Woods' Hoylake-Performance 2014 zurückdenken wird, der wird an grauenvolle Drives denken, an Aus-Bälle und an einen zurück zum Tee marschierenden Tiger. Woods begann mit einer starken 69, danach zeigte sich aber dann doch der Rost nach drei Monaten Pause nach seiner Rücken-OP. Das Ergebnis waren viel zu viele schlimme Fehler, die in Doppel- und Triple-Bogeys mündeten. Die Löcher 2 und 7 von Hoylake kann Tiger definitiv nicht spielen, so viel steht fest.

Aber: Gemach, gemach, Tiger braucht schlicht und ergreifend Zeit, um wieder zu alter Form zurückzufinden, er hat zwar seit einer gefühlten Ewigkeit kein Major mehr gewonnen, aber er hat letzte Saison 5 Turniersiege gelandet. Tiger wird wieder Turniere gewinnen - er wird auch hundertprozentig noch mindestens ein Major gewinnen, behauptet das Par-10.

Sein kurzfristiges Problem heißt Ryder Cup. Automatisch kann er sich realistisch gesehen nicht mehr qualifizieren. Er wird es schwer genug haben, sich überhaupt für die Playoffs zu qualifizieren. Schafft er das nicht, würde er den Monat vor dem Ryder Cup auf der US-Tour kein Turnier spielen können. Wird ihm Captain Tom Watson so oder so eine Wildcard geben? Was für eine Frage. Natürlich wird er. Er ist Tiger Woods.

4. Kaymer kann es verschmerzen: Golf ist Wahnsinn. Der Mann, der bei der US Open bei brutal schwierigen Bedingungen in einer völlig eigenen Liga spielte, war jetzt bei der Open Championship bei verhältnismäßig Mickey-Mouse-Bedingungen einer von denen, die überhaupt nicht zurecht kamen. +8, noch zwei Schläge schlechter als Tiger, Rang 70. Ouch. Kaymer hatte Pech mit dem Draw und gehörte zu der Hälfte des Feldes, die an den ersten beiden Tagen das viel toughere Hoylake erlebte. Dagegen kann man nichts machen.

Aber auch sonst lief es bei Kaymer nicht, obwohl er spielerisch nach eigenen Angaben sehr zufrieden war. Vor allem im kurzen Spiel klappte es in der Open-Woche nicht wie gewünscht, schlechte Schläge wurden brutal bestraft, die guten nicht belohnt, shit happens. Players Champion, US Open Champion, Deutschland wird Weltmeister - Kaymer kann mit dem Jahr auch so ganz gut leben.

3. Respekt, Rickie! Respekt, Sergio! Bei allem Respekt vor Rory, die Führung in der Tourneewertung hat vor Valhalla, Rickie Fowler übernommen. T5 beim Masters, T2 bei der US Open, T2 bei der Open Championship - das ist mehr als beeindruckend. Das Duell McIlroy vs. Fowler, das es schon 2007 beim Walker Cup einst gab, wird es in den nächsten Jahren noch öfters zu verfolgen geben. Fowler, keiner spielte in Hoylake mehr Birdies (23), gehört definitiv zu den Spielern, bei denen es nur eine Frage der Zeit ist, bis der erste Major-Sieg kommt.

Wobei... das haben wir bei Sergio ja auch immer gesagt. Garcia steht jetzt bei 0/64 und teilt sich bei den aktiven Spielern mit Lee Westwood weiter den Titel des BPWAM! Best Player Without A Major. Aber: Auch wenn es für den Spanier wieder nicht ganz reichte, hat man in Hoylake doch einen anderen Garcia gesehen. Von einem mit dem Schicksal hadernden Garcia (Motto: Die Welt ist gegen mich, ich gewinn eh nie eins) war überhaupt nichts zu sehen, Garcia spielte überragendes Golf und war total positiv. Wenn er mit der Einstellung weitermacht, muss er eigentlich irgendwann auch mal dran sein. Come on, Sergio!

2. Gut gemacht, Junge! Man muss an seinen Sohn glauben, dachte auch Gerry McIlroy vor zehn Jahren. Daddy McIlroy und drei Freunde schmissen jeweils 100 Pfund in den Pott und wetteten, dass Rory die Open Championship gewinnt (500:1-Quote), bevor er 26 Jahre alt wird.

2014 war damit die letzte Chance für Rory, um die Wette einzulösen. Gesagt, getan. So wird sich die Tippgemeinschaft jetzt um die 250.000 Euro auszahlen lassen können. Läuft. Und was lernen wir daraus: Glaubt an Eure Kinder!

1. McIlroy auf dem Weg zum Slam! McIlroy hätte sicher liebend gerne Tigers Scoring-Rekord (-19/ St. Andrews 2000) geknackt, aber auch wenn er das nicht ganz schaffte und am Ende nicht 8 Schläge Vorsprung hatte wie bei seinen ersten beiden Major-Siegen, war seine Leistung ähnlich dominant. Ein anderer Sieger außer McIlroy war eigentlich nie denkbar. Spätestens als er am dritten Tag seine Runde mit Eagles an der 16 und 18 beendete, war alles klar.

Ein sensationelles Eisen-4 aus 252 Yards an der 16, Putt drin. Ein sensationelles Eisen-5 aus 239 Yards an der 18, Putt drin. Genial. Es war wie immer: Wenn McIlroy on fire ist, seine unglaublichen Drives aufs Fairway knallt und die kritischen Putts locht, ist er praktisch unschlagbar. Wie lässig auch, dass er zum Abschluss an der 18 statt vorzulegen ein Eisen-2 ins Grün haut. Rors-Style!

Im Alter von 25 Jahren und 2 Monaten hat er jetzt 3 Major-Titel in seinem Besitz, Tiger stand zum gleichen Zeitpunkt bei 5, Jack Nicklaus kurz vor Nummer 4. Wohin geht McIlroys Weg? Sagen wir mal so: zweistellig wird's auf jeden Fall. McIlroy hat drei Viertel des Karriere-Grand-Slams erledigt, es fehlt "nur" noch Augusta. McIlroys Sieg ist besonders faszinierend, wenn man bedenkt, wie er die Open Championship und das dafür erforderliche Golf eigentlich auch eher immer gehasst hat. Alles vergessen. Genauso wie die ganzen Diskussionen der letzten beiden Jahre.

Die große Krise nach dem Wechsel der Schlägermarke. Der mehrmalige Management-Wechsel. Die unfassbare Freitagsschwäche in diesem Jahr. Die 3-Minuten-am-Telefon-Trennung von der frisch gebackenen Istanbul-Siegerin Caroline Wozniacki (Rory, das macht man echt nicht!). Alles nicht mehr der Rede wert. McIlroy ist wieder total auf Golf fokussiert, steht mit Golf auf und geht mit Golf ins Bett. So wie wir alle.

Zu Ehren vom leidenschaftlichen Golfer Thomas Müller beschließt der leidenschaftliche ManUnited-Fan Rors angesprochen auf seine turbulente letzte Zeit das Par-10 deshalb einfach so: "Des interessiert mich ois ned der Scheißdreck. Open-Champion bin i, den Claret Jug hab i! Und beim Masters mach i den Karriere-Slam klar, so schaugts aus!"

Die Golf-Weltrangliste im Überblick