Marcel Siem dreht die Kraftverhältnisse um

SID
Nach seinem Sieg in Paris wurde Marcel Siem vom französischen Publikum gewürdigt
© Getty

Mit seinem Sieg beim Open de France hat sich Marcel Siem auf Rang 58 der Weltrangliste vorgeschoben. Anerkennung gab es dafür von der neuen deutschen Nummer zwei: Martin Kaymer.

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Es war der zweite Turniersieg des fast 32-Jährigen auf der European Tour nach einem Erfolg 2004 in Südafrika. 525.000 Euro Preisgeld war der Lohn, der Sprung auf Platz 58 der Weltrangliste und damit erstmals das Knacken der Top 100, die Qualifikation zur British Open, die Ankunft bei den "guten" Jungs kamen noch dazu.

"Es bedeutet mir unglaublich viel, nach dieser langen Zeit wieder ein Turnier zu gewinnen", sagte der Ratinger, "ich spiele jedoch schon die gesamte Saison auf einem hohen Niveau und war überzeugt davon, dass es irgendwann klappt."

Kaymer in Paris nur Letzter

Zweifellos meinte Kaymer seine Glückwünsche ernst. Die beiden Rheinländer verbindet eine freundschaftliche Beziehung über den Golfplatz hinaus. Allerdings kehren sich in diesem Jahr die Kraftverhältnisse im deutschen Golfsport um. Der bei Nicht-Golf-Interessierten unbekannte Siem ist sportlich die Nummer eins und festigte diese Stellung mit seinem Triumph bei dem sportlich hochwertigen Turnier in Paris.

Kaymer wurde ebendort Letzter aller Spieler, die den Cut geschafft haben. Vor zwei Wochen beim "Heimturnier" in Köln schied er schon vor dem Wochenende aus. Niederschmetternd für den ehemaligen Weltranglisten-Ersten.

"Was ist los mit dir", fragen zahlreiche Fans von Kaymer im Forum auf dessen Homepage. Nur drei Top-Ten-Platzierungen konnte Kaymer in diesem Jahr erringen. Seinen letzten Turniersieg feierte er Anfang November 2011.

Kaymer ist noch Nummer 14 der Welt

Doch auch das letzte Jahr war längst nicht mehr so grandios wie 2010, als er sein erstes Major-Turnier gewann und die Grundlage für den Sprung auf Platz eins der Weltrangliste legte. Dort wird Kaymer noch auf Platz 14 geführt, aber wenn demnächst seine Super-Ergebnisse vom Herbst 2010 gestrichen werden, wird es steil bergab gehen.

Kaymer hat 2012 selten das Gesamtpaket seiner Fähigkeiten abgerufen. Mal traf er die Fairways nicht, mal puttete er schlecht. Äußerlich blieb er jedoch immer gelassen. "Ich muss Geduld haben, ich fühle mich grundsätzlich gut, die Ergebnisse werden wieder kommen", betonte er immer wieder.

Ob er selbst dran glaubt? Golf ist vor allem auch eine Sache des Kopfes. Dass sich Kaymer nun unter Druck fühlt, auch mit Blick auf die Nominierung für das europäische Ryders-Cup-Team, zeigt seine kurzzeitige Meldung für die Scottish Open, die am Donnerstag beginnt.

Tochter als Grund für Verbesserung

Der Kopf ist ganz offenbar auch der Grund für den Durchbruch von Siem in diesem Jahr. Jahrelang verließ er sich auf sein Talent, mochte Krafttraining nicht, aber liebte das Leben. Und er ist emotional, machte auf dem Platz "Blödsinn" in Drucksituationen.

In Paris hielt er nun stand und spielte mit vier unter Par auf der Schlussrunde das beste Ergebnis. Die 16 Monate alte Tochter Victoria ist nach seiner Meinung der Grund für den "neuen Siem".

"Ich bin wesentlich ruhiger geworden und ernsthafter", sagt er, die Perspektiven hätten sich verändert. Und ermöglichen damit neue Perspektiven im Beruf. Platz elf in der europäischen Jahreswertung belegt er nun - sein Freund Martin Kaymer folgt erst auf Platz 28. So sieht's aus.

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