KSC: Das Spitzenteam, das keines ist

Von Fabian Herbers
Lässiges Erfolgstrio: Präsident Ingo Wellenreuther, Trainer Markus Kauczinski, Manager Jens Todt
© getty

Nach dem Wiederaufstieg in die 2. Liga ist der Karlsruher SC fulminant in die Saison gestartet und belegt mit sieben Punkten nach drei Spielen Platz zwei der Tabelle. Wieso eigentlich?

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Manager Jens Todt war nach dem Spiel in Ingolstadt hochzufrieden. "Die Jungs haben aus einem guten Start einen sehr guten gemacht", so der Oliver-Kreuzer-Nachfolger nach dem 2:0-Auswärtserfolg des KSC. Sieben Punkte haben die Blau-Weißen nun auf ihrem Konto und sind als einziges Team noch ohne Gegentor.

Dabei schien letzte Saison die Rückkehr ins Unterhaus noch stark gefährdet: Vor genau einem Jahr stand Karlsruhe in der 3. Liga auf dem 18. Tabellenplatz. Doch der Verein berappelte sich und feierte nach einer tollen Rückrunde noch die Meisterschaft.

Bruch der Harmonie? Von wegen!

Entsprechend forsch ging der KSC die neue Saison an: Sieben neue Spieler kamen, die den aktuellen Kader punktuell verbessern sollten, Sorgenkinder wurden verkauft oder in die sogenannte "Trainingsgruppe 2" gesteckt. Trainer Markus Kauczinski wollte die Saisonziele trotz des dünnen Etats nicht typisch vorsichtig formulieren: "Ich schaue selbstbewusst nach vorne. Das Minimalziel ist, eine sorgenfreie Saison zu spielen. Ich will so früh wie möglich den Klassenerhalt sichern. Dann sehen wir weiter."

Was kurz vor Ligastart folgte, war ein kleiner Bruch im harmonischen Karlsruher Dasein: Sportdirektor Kreuzer, der das Aufstiegsteam zusammenstellte und die neue Kaderplanung schon weitestgehend abgeschlossen hatte, wurde vom Hamburger SV abgeworben. Für Kreuzer eine einmalige Chance, für den KSC ein Störfeuer zur Unzeit.

An Nachfolger Todt war es nun, die Kaderplanung abzuschließen - was mit den Verpflichtungen von Ilijan Micanski und Manuel Torres auch gelang. Mittlerweile scheint es, als wäre Todt schon ewig da. Der KSC, der in den letzten Zweitligajahren ein einziger Waldbrand war, hat gelernt, Störfeuer zu löschen.

Prunkstück Defensive

Mit der nötigen Ruhe und guten Ergebnissen aus den Testspielen ging Karlsruhe in die Saison - die ersten drei Punkte konnte der Aufsteiger direkt am ersten Spieltag einstreichen. Ein überraschender Erfolg, hatte doch Gegner FSV Frankfurt letzte Saison einen hervorragenden vierten Platz belegt.

Der Schlüssel zum Erfolg: Die Defensiv-Arbeit des KSC, auf die Kauczinski viel Wert legt. "Ich habe in 90 Minuten keine einzige klare Torchance von uns gesehen", gab FSV-Coach Benno Möhlmann nach dem Spiel zu.

Auch gegen St. Pauli und Ingolstadt hielt die Abwehr hinten dicht, ließ fast nichts zu, schon gar keine Gegentore. Das überrascht durchaus, liefen doch beispielsweise die beiden Außenverteidiger Philipp Klingmann und Michael Vitzthum, der von Horst Hrubesch erstmals für die U 21 nominiert wurde, noch nie in der 2. Liga auf. Gegen Ingolstadt folgte ein nahezu ungefährdeter 2:0-Sieg und die Übernahme der Tabellenspitze für zwei Tage.

"Da steht eine Mannschaft auf dem Platz"

Der KSC-Trainer ist der Vater der aktuellen Erfolge, seit über einem Jahr steht Kauczinski an der Seitenlinie. "Wir sind kein Spitzenteam. Wir wissen das richtig einzuordnen", beschwichtigt er. Vom Tiefstapeln ist der gebürtige Gelsenkirchener aber weit entfernt. "Der Fußball, den wir im Moment spielen, ist gut. Vor allem kämpferisch sehr stark. Da steht eine Mannschaft auf dem Platz", erklärte Kauczinski nach dem Sieg beim FCI.

Martin Wacker im SPOX-Interview: "Kauczinski ist ein Idealtrainertyp"

Eine Mannschaft, die topfit daherkommt, jeden Zweikampf sucht und gut verschiebt - die Badener mausern sich zu einem richtig ungemütlichen Gegner. Das bisherige Manko: Die Abschlussschwäche. Dennis Mast gegen St. Pauli, Gaetan Krebs gegen Wolfsburg im Pokal und Jan Mauersberger gegen Ingolstadt - sie alle vergaben Einschussmöglichkeiten aus nur einem Meter Entfernung.

Hecking zollt Respekt

Kauczinskis Aufgabe wird es nun sein, den Status Quo nicht wieder mit dem Hintern einzureißen. Dem Team mangelt es noch an einer guten Portion Erfahrung. "Gegen Ende sind wir etwas geschwommen. Sonst war das schon in Ordnung", sagte der Coach am Wochenende. Nach dem Motto: Alles nur eine Momentaufnahme.

Doch durch den guten Saisonstart ist hinsichtlich der Prämisse "Klassenerhalt und ein bisschen mehr" der erste Grundstein gelegt. Auch wenn Rückschläge unumgänglich sein werden - Anerkennung hat sich der KSC schon ein wenig erspielt. Nach der Pleite im DFB-Pokal gegen Wolfsburg meinte VfL-Trainer Dieter Hecking: "Hier wächst etwas zusammen. Macht weiter so. Respekt Markus."