Kaiserslauterns neuer, alter Mix

SID
Die Mischung stimmt: Beim 1. FC Kaiserslautern läuft es dieser Tage
© Getty

Nach dem Sieg beim VfL Bochum hat sich Kaiserslautern in der Spitzengruppe der 2. Liga festgebissen. Die Pfälzer bauen auf eine Mischung auf erfahrenen und jungen Spielern.

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Mohamadou Idrissou dachte gar nicht daran, diesem Ball hinterherzulaufen, er zuckte nicht mal. Statt des zwei Meter im Abseits stehenden Kameruners kam also Außenverteidiger Florian Dick an den Ball, der in der Vergangenheit schon so manche Flanke in die Fangnetze gedonnert hat. Diesmal aber spielte er den Ball perfekt an den Fünfmeterraum, an den mit einem Affenzahn Kostas Fortounis geflitzt war: Der junge Grieche köpfte den gleichsam wuchtigen wie wichtigen Führungstreffer beim 2:1 (1:0)-Sieg des 1. FC Kaiserslautern am Donnerstagabend beim VfL Bochum.

Die Pfälzer wollten offenbar in dieser einen Szene die Erfolgsmischung aus der Abgezocktheit der Alten und dem Hunger der Jungen zur Schau stellen, die sie nach sieben Spielen ohne Niederlage auf den dritten Platz der Zweiten Liga geführt hat. "Die Jungen arbeiten und ackern ohne Ende und bringen sich ein. Die Erfahrenen bringen die Ruhe rein", sagte hernach der neue Flankengott Dick. Sein Zwischenfazit: "Der Mix stimmt."

Auch beim Sieg in Bochum, dem dritten im dritten Auswärtsspiel, kam die neue Effizienz zum Ausdruck. Im vergangenen Jahr, dem schlechtesten, das der Verein in der Bundesliga je gespielt hat, mühten sich die Lauterer meist mehr als der Gegner, sie liefen mehr, hatten mehr Chancen, leider aber gewannen sie fast nie. Auch deshalb hat Klubboss Stefan Kuntz einen wie Idrissou geholt. "Es ist wichtig, so einen Turm vorne zu haben", sagt Dick, der aus eigener Erfahrung weiß: "Es ist richtig ekelhaft, gegen ihn zu spielen."

"Die Erfahrung zählt nicht immer"

Idrissou selbst weiß augenscheinlich, worauf es ankommt. Er hat nicht nur 139 Erstliga-Spiele gemacht, sondern auch 110 in der Zweiten Liga. Sein 2:0 von Bochum war schon der vierte Saisontreffer: "Wichtig für mich ist es, dass ich meine Erfahrung einbringe. Aber die Erfahrung zählt nicht immer", sagt der 32-Jährige. "Es geht auch darum, mit dem Ball zu spielen und Tore zu machen." Das kann auch der 28 Jahre alte Schweizer Albert Bunjaku, der diesmal verletzt fehlte. Zu den älteren Wegweisern zählen seit Saisonbeginn überdies Mimoun Azaouagh, 29, sowie Enis Alushi, 26.

Dazu kommen die jungen Kicker aus dieser berühmt-berüchtigten Region, die immer dann zu sterben droht, wenn der FCK mal wieder abgestiegen ist. Von ihnen standen in Dominique Heintz, Hendrick Zuck, Denis Linsmayer und Julian Derstroff gleich vier beim Schlusspfiff in Bochum auf dem Rasen. Sie fügen sich in eine klare Hierarchie, wie Dick sagt: "Die Jungen dürfen auch den Mund aufmachen, aber es ist schon ganz klar geregelt, was in der Vergangenheit vielleicht nicht immer der Fall war."

Erst ein Heimsieg im Jahr 2012

Am erstaunlichsten ist dabei die Entwicklung des gerade 19 Jahre alten Innenverteidigers Heintz, der zwar im Spielaufbau noch Schwächen hat, nach hinten jedoch schon spielt, als sei er so alt wie seine Rückennummer. Er sei "einfach so froh", dass ihm der Trainer die Chance gebe zu spielen, schwärmte Lauterns 33 am Donnerstag mit strahlendem Gesicht, "das war immer mein Traum." Und dann fügte der junge Mann von der Weinstraße noch in breitem Vorderpfälzisch hinzu: "Es gibt nix Besseres wie de FCK." Es sind vor allem Sätze wie diese, die die Fans nach einer Katastrophensaison wieder zurück ins Stadion locken.

Und natürlich Siege, die nun auch endlich auf dem Betzenberg folgen sollen, wo im ganzen Jahr 2012 überhaupt erst ein Dreier heraussprang. Wie passend: Am Sonntag (13.30 Uhr) ist Tabellenführer Eintracht Braunschweig zu Gast. Torhüter Tobias Sippel mahnt vorsichtshalber vor dem Durchdrehen: "Wir wissen ganz genau, wo wir herkommen. Wir haben die letzte Saison noch alle im Hinterkopf."

Der 1. FC Kaiserslautern im Steckbrief