"Lieber Aufstieg als Pokalsieg"

Von Interview: Robert Seiwert
Michael Thurk wechselte 2008 für 250.000 Euro von Eintracht Frankfurt zum FC Augsburg
© Imago

Michael Thurk ist in dieser Saison Augsburgs Torgarant: 13 Treffer hat er schon für den FCA erzielt. Vor dem Heimspiel gegen den FSV Frankfurt (18 Uhr im LIVE-TICKER) erklärt Thurk bei SPOX seinen Höhenflug mit dem FCA, spricht aber auch über die wacklige Defensive. Er verrät, warum er trotz Angeboten nicht ins Ausland wechseln wollte und welche Chancen er sich im Pokal gegen den 1. FC Köln ausrechnet.

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SPOX: Es ist noch kein halbes Jahr her, da bestand das Augsburger Offensivspiel aus einem langen, hohen Ball und sehr viel Zufall. Jetzt stellt der FCA den zweitgefährlichsten Angriff der Liga. Was hat sich verändert?

Michael Thurk: Wir werden von unserem Trainer sehr offensiv ausgerichtet und wollen immer schnell in die Spitze spielen. Das kommt uns Stürmern natürlich zu Gute.

SPOX: Sie haben viel Erfahrung und auch schon einige Trainer gesehen. Finden Sie es nicht trotzdem bemerkenswert, wie schnell Jos Luhukay der Mannschaft seine Vorstellung von Fußball vermittelt hat?

Thurk: Eine Systemumstellung funktioniert nicht von heute auf morgen. Wir arbeiten täglich im Training daran und unser Trainer stellt uns sehr offensiv auf. Auch wenn es derzeit ganz gut läuft, das bedeutet nicht, dass bei uns alles klappt.

SPOX: Augsburg-Fußball bedeutet oft auch Spaß-Fußball. Ist das kein Widerspruch im nüchternen Ergebnis-Profi-Fußball?

Thurk: Nein, auf keinen Fall. Ohne Spaß am Fußball kann man nicht erfolgreich sein. Aber man kann noch so viel Spaß haben, am Ende zählen natürlich die Punkte, die man holt.

SPOX: Augsburgs Flügelspiel mit Marcel Ndjeng und Ibrahima Traore ist bestechend. Wird Ihnen das Toreschießen so leicht wie noch nie in Ihrer Karriere gemacht?

Thurk: So leicht wie noch nie, das weiß ich nicht. Klar ist aber: Natürlich profitiere ich davon, dass mich meine Mitspieler gut in Szene setzen.

SPOX: Woran liegt es, dass sie scheinbar nach Belieben das Tor treffen?

Thurk: Das ist manchmal nicht zu erklären, genauso wie es nicht zu erklären ist, wenn man über mehrere Spiele nicht das Tor trifft. Aber derzeit passen meine Laufweg mit den Passwegen der Mitspieler gut zusammen.

SPOX: In der 2. Liga haben Sie eine überragende Trefferquote - in der Bundesliga lief es sowohl mit Mainz als auch in Frankfurt aber nie so richtig rund. Warum konnten Sie sich in der Bundesliga nicht so richtig durchsetzen?

Thurk: Das sehe ich anders: Ich habe auch in der Bundesliga in einer Saison schon mal zwölf Tore gemacht. In Mainz habe ich in 45 Erstligaspielen 18 Tore erzielt. Bei dieser Quote würde ich nicht davon sprechen, dass ich mich nicht durchsetzen konnte. In Frankfurt passte es einfach nicht.

SPOX: Zurück zum FCA: So langsam rechtfertigt der Verein die großen Vorschusslorbeeren und robbt sich an die Spitze heran. Was trauen Sie Augsburg in dieser Saison zu? Ist der Aufstieg ein realistisches Ziel?

Thurk: Realistisch ist das, was der Verein vor der Saison als Ziel ausgegeben hat. Das heißt: Nichts mit dem Abstieg zu tun haben und einen einstelligen Tabellenplatz erreichen. Da sind wir auf einem guten Weg. Wenn sich aber die Chance bietet, den Anschluss an die Spitze herzustellen, dann wollen wir diese Chance natürlich auch ergreifen. Dass wir als Favoriten gelten, das haben die gegnerischen Trainer in einer Umfrage so ausgegeben. Das kommt nicht von uns, denn wir wissen, wo wir realistisch hingehören.

SPOX: Wo sehen Sie noch Schwächen beim FCA? Stichwort Defensive...

Thurk: Bekanntlich beginnt das Defensiv-Verhalten ja bei den Stürmern. Hier müssen wir uns also alle an unsere Nase packen.

SPOX: Ihr Vertrag läuft im Juni 2010 aus - gibt es schon konkrete Verhandlungen mit der sportlichen Leitung?

Thurk: Wir sind in Gesprächen.

SPOX: Sie sind nicht mehr der Jüngste. Wie sehen Ihre Pläne für die Zeit nach dem aktiven Fußball aus?

Thurk: Ich möchte zunächst einmal so lange Fußball spielen, wie mich meine Füße tragen. Danach sehe ich weiter. Ich würde dem Fußball aber gerne treu bleiben, in welcher Form auch immer.

SPOX: Sie hatten während Ihrer Karriere immer mal wieder Angebote aus dem Ausland. Haben Sie nie über einen Wechsel in eine andere Liga nachgedacht?

Thurk: Das Ausland hätte mich zwar gereizt und ich hatte drei Mal die Chance dazu. Aber letztlich wollte ich doch lieber in der Nähe meiner Heimat bleiben, zumal dann Nachwuchs im Anmarsch war, habe ich mich dagegen entschieden. Jetzt fühle ich mich in Augsburg sehr wohl und dieses Thema stellt sich nicht mehr.

SPOX: Im Viertelfinale des DFB-Pokals trifft Augsburg auf den 1. FC Köln. Welche Chancen rechnen Sie sich aus?

Thurk: Da wir zu Hause spielen, sehe ich gute Chancen. Der FCA steht erstmals im Viertelfinale des DFB-Pokals, warum sollen wir nicht erstmals das Halbfinale erreichen?

SPOX: Was wäre schöner: Aufstieg mit dem FCA in die Bundesliga oder der Gewinn des DFB-Pokals?

Thurk: Wenn Sie mir die Garantie geben, dass eines von beiden eintrifft, dann nehme ich den Aufstieg, weil wir dann 34 Spiele der nächsten Saison genießen können.

Michael Thurk im Steckbrief