Wenn die Wand am Kippen ist...

Von Interview: Daniel Paczulla
Torjäger und Trainer: Thomas Reichenberger (l.) und Claus-Dieter "Pele" Wollitz
© Getty

ExklusivDer VfL Osnabrück steckt mittendrin im Abstiegskampf in der 2. Liga. Am 27. Spieltag empfangen die Veilchen den 1. FC Kaiserslautern (So., 14 Uhr im LIVE-TICKER und bei Premiere).

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"Wir sind eine Bereicherung für die 2. Liga, weil wir hochmodernen Fußball spielen", sagt Claus-Dieter Wollitz. Der Trainer vom VfL Osnabrück ist überzeugt, dass sein Team mit seinen Qualitäten den Klassenerhalt schafft.

Das Problem: Seine Mannschaft kann wegen dem Tabellenplatz nicht befreit aufspielen. Und es fehlt an Gelassenheit vor dem Tor. Dabei haben die Veilchen mit Thomas Reichenberger ein Schlitzohr im Sturm. Mit sieben Treffern führt der 34-Jährige die mannschaftsinterne Torjägerliste an.

Im Interview mit SPOX spricht Reichenberger über die Enttäuschung in seinem Lieblingsstadion, die Chancen gegen Kaiserslautern, den Analytiker Wollitz und das Pokern.

SPOX: Sie haben am Sonntag in der Allianz Arena 1:1 gegen 1860 München gespielt. Hat es Spaß gemacht in Ihrem Lieblingsstadion?

Thomas Reichenberger (lacht): Natürlich. Man kann es schon genießen, wenn man auf der Autobahn an der Arena vorbeifährt und so langsam immer näher kommt. Das ist schon etwas Besonderes. Gerade für uns Osnabrücker. Bei uns ist es halt alles etwas kleiner und gemütlicher.

SPOX: Sind Sie denn enttäuscht, dass sie erst in der 78. Minute eingewechselt wurden und nur zwölf Minuten Arena-Luft schnuppern durften?

Reichenberger: Das war mit dem Trainer so abgesprochen. Ich habe selbst das Gespräch mit Pele Wollitz gesucht. Ich bin zwar grundsätzlich fit, hatte mich aber unter der Woche schlapp gefühlt.

SPOX: Im Tabellenkeller ist es nach den Dreiern von Wehen und Rostock wieder enger geworden. Sind Sie im Nachhinein zufrieden mit dem Punkt bei den Löwen?

Reichenberger: Wir wollen nicht unverschämt klingen, aber wir sind schon ein bisschen enttäuscht. Wir waren in der ersten Hälfte und gegen Ende der zweiten Hälfte die bessere Mannschaft. Auf der anderen Seite haben die 60er nach der Pause zurückgeschlagen und mit einem Kraftakt den Ausgleich erzielt. Wie so oft in fremden Stadien müssen wir damit leben, obwohl wir eine ordentliche Leistung abgeliefert haben.

SPOX: Am Sonntag gastiert der 1. FC Kaiserslautern an der Bremer Brücke. Der FCK mischt noch um den Aufstieg mit. Was ist zu erwarten?

Reichenberger: Bis auf das 5:1 gegen Greuther Fürth haben wir gegen die oberen Teams noch nicht so viele Punkte gesammelt. Ich will nicht sagen, dass Kaiserslautern nicht richtig gut ist, aber auf jeden Fall schlagbar. Wir spielen zu Hause und da sollten die Lauterer mit genau demselben Respekt bei uns antreten, den wir auch vor ihnen haben. Aber mit unserem Publikum und der gesamten Stadt, die hinter uns steht, wollen wir die drei Punkte in Osnabrück behalten.

SPOX: Danach folgen mit Augsburg, Rostock und Wehen drei Abstiegsendspiele hintereinander. Wie geht man diese Spiele an?

Reichenberger: Unsere Mannschaft ist schwer einzuschätzen. Wir spielen eigentlich am besten, wenn wir komplett mit dem Rücken zur Wand stehen. Wenn die Wand schon am Kippen ist, rufen wir Leistungen ab, die man gar nicht für möglich hält.

SPOX: Ihr Trainer sagt, dass der VfL mit seiner Spielweise eine Bereicherung der 2. Liga ist und dort hingehört. Fakt ist aber, dass sie nur einen Punkt Vorsprung auf einen Relagations- bzw. Abstiegsplatz haben. Was macht Sie optimistisch, dass es mit dem Klassenerhalt klappt?

Reichenberger: Wir haben es selbst in der Hand. Und das ist eine sehr, sehr gute Ausgangsbasis. Wir sind keine Mannschaft, die Kick and Rush spielt oder mit elf Mann hinten drin steht.

SPOX: Was noch?

Reichenberger: Unsere Auftritte an sich! Die 0:3-Niederlage am 23. Spieltag in Koblenz hat uns vielleicht die Augen geöffnet. Seitdem spielen wir besser. Wir stehen in der Defensive kompakter und in der Offensive sind wir immer gefährlich. Wenn wir weiter so auftreten, muss es am Ende einfach reichen. Dazu kommt noch unsere Heimstärke.

SPOX: Pele Wollitz wird gerne als Heißsporn tituliert, der unheimlich motivieren kann. Eigentlich sagt man, dass sich diese Art schnell abnutzt. Allerdings ist er seit 2004 im Verein. Was macht Wollitz als Trainer aus?

Reichenberger: Pele ist sehr flexibel und kann alles. In den Sitzungen vor und nach dem Spiel trifft er immer die richtigen Worte. Eigentlich denkt man immer, man weiß schon, was er sagen wird, aber dann werden wir von seinen Reaktionen und Ansprachen völlig überrascht. Fußballerisch weiß er, worauf es ankommt. Er ist aber auch ein akribischer Analytiker.

SPOX: Sie haben sich 2007 für die World Series of Poker in Las Vegas qualifiziert, aber wegen der Saisonvorbereitung verzichtet. Wann probieren Sie es wieder?

Reichenberger: Das Pokern lasse ich im Moment ganz außer Acht. Ich konzentriere mich voll auf den Fußball. Vielleicht probiere ich es nach meiner Karriere noch einmal. Das ist aber ein langer Weg und man muss viel Zeit investieren.

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