Kandidaten ohne Ende - Doll Favorit

Von Stefan Rommel
Thomas Doll gilt bei 1860 München als möglicher Nachfolger für den entlassenen Trainer Marco Kurz
© Getty

Update Nur wenige Stunden nach der Beurlaubung von Marco Kurz beim TSV 1860 München kursieren ganze Heerscharen prominenter Namen als Nachfolger für den glücklosen Ex-Trainer. Der aktuelle Favorit der Münchner Medien: Thomas Doll.

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Und das, obwohl Sportdirektor Miroslav Stevic und Geschäftsführer Manfred Stoffers auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz Kurz' Co-Trainer Uwe Wolf als neuen Cheftrainer präsentierten - allerdings mit dem Vermerk "bis auf weiteres".

"Haben wir schon gesagt, wie lange Uwe Wolf das macht?", fragte Stoffers launig in die Runde. Dabei sollte er eigentlich derjenige sein, der darüber im Bilde sein müsste...

So bleibt genügend Raum für etliche Spekulationen. Die Liste der möglichen Kandidaten ist lang, mit einigen haben die Löwen auch schon gesprochen. Ein Überblick.

Thomas Doll: Die Münchner "tz" will aus einer "sicheren Quelle" erfahren haben, dass Stevic und Doll bereits "in konkreten Verhandlungen" stehen. In der Tat saßen die beiden im Revier-Derby auf Schalke auch nebeneinander auf der Tribüne der Veltins-Arena.

Und Doll sagte erst vor Kurzem dem "Kicker": "Ich kann auch bei einem Zweiligisten einsteigen, wenn die Richtung stimmt." Die Richtung: Das heißt wohl auch die finanzielle Richtung. Bei den Gehaltsvorstellungen liegen die Löwen und der 42-Jährige angeblich noch ein gute Stück auseinander.

Außerdem gilt Doll wohl nicht als Liebling der Fans. Am Ende glücklos in Hamburg, gescheitert in Dortmund, dazu einige unglückliche Auftritte in der Öffentlichkeit: Der gebürtige Mecklenburger wäre den eingefleischten Löwen-Anhängern wohl eher schwer zu vermitteln.

Klaus Toppmöller: Toppi sitzt nach seinem Engagement als Nationaltrainer Georgiens zu Hause und wartet auf Angebote. Schon am Montag sollen die Löwen durchgeklingelt, aber von Toppmöller einen Korb erhalten haben.

Am Dienstagabend ruderte Toppi aber wieder zurück. "Ich habe 1860 nicht abgesagt, aber es wäre unfair gegenüber den Verantwortlichen, weitere Auskünfte zu geben", sagte er der "Abendzeitung". "1860 ist ein Topverein, der mich auch heute noch reizen würde. Radenkovic, Grosser, Brunnenmeier - das war mal meine Lieblingsmannschaft."

Der 57-Jährige ist ein heißer Kandidat, allerdings sieht sich Toppmöller eher nicht als Feuerwehrmann, sondern hätte gerne im Sommer einen sauberen Schnitt mit einem Team, das er sich nach seinen Wünschen zusammenstellen kann.

Außerdem ist Toppmöller sicherlich auch nicht ganz billig und für die klammen Löwen schwer zu stemmen. Vor zwei Jahren vermittelte Toppmöller übrigens Abwehrspieler Mate Ghvinianidze an 1860.

Klaus Augenthaler: Auge habe bereits am Dienstag Gesprächsbereitschaft signalisiert. Seit fast zwei Jahren ist Augenthaler jetzt schon ohne Job. Allerdings haftet ihm eben der Bayern-Stallgeruch an - eine beinahe unüberwindbare Hürde für alle Kandidaten mit Bayern-Vergangenheit. "Ein Roter wird bei uns nicht Trainer", sagt Miki Stevic.

Lothar Matthäus: Der Unvermeidliche. Allerdings gilt für Matthäus wie auch für Augenthaler Stevic' Aussage. Zudem sagte Matthäus im Premiere-Interview den Löwen eindeutig ab. "Die Frage stellt sich für mich nicht. Ich habe einen Vertrag in Israel und fühle mich dort wohl."

Markus Schupp: Der Ex-Burghausen-Coach ist auch mit in der Verlosung. Schupp gilt als ausgesprochener Fachmann und konnte beim HSV unter Huub Stevens als Co-Trainer eine Menge Erfahrung sammeln.

"Ich bin auf jeden Fall gesprächsbereit. Es wäre eine sehr interessante Aufgabe, diesen Traditionsverein wieder auf Kurs zu bringen", sagte Schupp im Gespräch mit SPOX.

Armin Veh: Der Ex-Stuttgarter hegt heimliche Sympathien für die Blauen. Allerdings dürfte der Meistertrainer von 2007 für die Löwen mindestens eine Liga zu teuer sein. Und außerdem: Vor gut einem Jahr wurde Veh noch mit den Bayern in Verbindung gebracht. Dass er dann jetzt zu einem mittelmäßigen Zweitligisten wechselt, erscheint sehr unwahrscheinlich.

Aber: Vehs langjähriger Co-Trainer Alfons Higl ist nach der Stuttgart-Demission ebenfalls frei, will den Schritt vom Co- zum Cheftrainer schaffen und war bereits als Trainer der Löwen-Amateure bei den Blauen.

Rainer Hörgl: Führte den FC Augsburg in die 2. Liga und etablierte die Schwaben dort auch rasch. Im Herbst 2007 trat Hörgl dann aus persönlichen Gründen zurück. Eine relativ preiswerte Lösung, kennt sich in der 2. Liga bestens aus und hat einen guten Kontakt zu den Löwen.

Ryszard Kormonicki: Der Pole ist in Deutschland ein völlig unbeschriebenes Blatt. Trainiert derzeit den Schweizer Erstligisten FC Aarau und scheint die bevorzugte Lösung von Nachwuchskoordinator Ernst Tanner. Erste Kontakte gibt es bereits.

Kormonickis hat in Aarau noch einen Vertrag bis Juni 2009, müsste also herausgekauft werden. Die Tatsache in Verbindung mit Kormonicki als absolutem No Name lässt eine Verpflichtung als unwahrscheinlich erscheinen.

Bernhard Trares: Der Ex-Löwe trainiert derzeit den Regionalligisten Wormatia Worms, kennt sich bei den Löwen aus und gilt - ganz wichtig - als harter Hund. Allerdings ohne jegliche Erfahrung als Trainer im Profibereich und auch "nur" wieder eine der Ex-Spieler-Lösungen, wie die gescheiterten Kurz oder Rainer Maurer.

Werner Lorant: Schwebt wie ein Damoklesschwert über dem Verein. Immer wenn ein Trainer gehen muss, kommt Lorant ins Spiel. Oder bringt sich selbst in die Verlosung. "Miki soll mich anrufen", sagte Lorant, der derzeit den slowakischen Erstligisten Dunjaska Streda trainiert. Allerdings steht Lorant neben der erfolgreichsten Zeit der jüngeren Vergangenheit auch für den Anfang vom schleichenden Abstieg ins Mittelmaß der 2. Liga.

Uwe Wolf: "Uwe Wolf ist die beste Lösung, er hat viele Eigenschaften, die auch Marco Kurz hat", sagte Stevic. Ein paar Stunden nach der Entlassung eben jenes Kurz nicht unbedingt große Vorschusslorbeeren. Wolf wäre aber die nächste Interimslösung, die der Verein zum Cheftrainer macht - bei Marco Kurz mit wenig durchschlagendem Erfolg. Wolf hat sehr schlechte Chancen, allerdings hat er allen anderen eines voraus: Er hat eine reelle Chance schon sicher.

Miroslav Stevic: Eigentlich eine sehr naheliegende Variante. Stevic könnte Sportdirektor und Trainer in einer Person sein, ganz nach Felix Magaths Vorbild in Wolfsburg. Stevic hat den Trainerschein, er kennt den Verein in- und auswendig, kennt die Spieler und das Umfeld.

Die Löwen müssten für zwei Posten nur eine Person bezahlen. Und Stevic wäre nicht abgeneigt. "Wenn es ums Ganze geht, muss man eigene Wünsche zurückstellen."

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