Zaubert Amri Wehen weg?

SID
Amri, Mainz
© Imago

Der FSV Mainz 05 hat in der 2. Liga einen hervorragenden Saisonstart erwischt. Im Heimspiel gegen die bisher sieglosen Wehener (Mo., 20.15 Uhr im LIVE-TICKER und bei Premiere) und bei und bei will das Team von Jörn Andersen den nächsten Sieg einfahren und seine Fans mit leidenschaftlichem Offensivfußball begeistern.

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In Mainz dribbelt sich ein Mann immer stärker ins Rampenlicht: Chadli Amri. Der Franko-Algerier gehört zu den Shootingstars der 05er. Seit der ersten Ballberührung beim FSV Mainz 05 verschwand das 23-jährige Talent immer wieder im zweiten Glied.

Mal warfen ihn muskuläre Probleme zurück. Mal suchte man verzweifelt nach der optimalen Position für den begnadeten Dribbler. Stürmer oder doch Mittelfeldspieler? Neu-Trainer Jörn Andersen hat diese Frage klar beantwortet: Der Norweger stellte Amri auf die linke Seitenbahn. Ein erfolgreicher Coup.

Als Halbstürmer blüht der in Frankreich als Sohn algerischer Einwanderer geborene Kicker förmlich auf. Zeigte in den ersten Saisonspielen formidable Leistungen. "Toll, wie sich Chadli entwickelt hat. In dieser Form ist er nicht aus der Mannschaft wegzudenken", lobt der 55-jährige Andersen.

Kein Bruder Leichtfuß mehr

Der neunmalige Nationalspieler Algeriens überzeugte vor allem durch seine Vielseitigkeit: als Arbeiter, Dauerläufer, Spezialist fürs Forechecking, Dribbler, Flankengeber und Torvorbereiter. Die einzigen Schwächen: Defensivarbeit und rechter Zeitpunkt fürs Abspiel. "Das lässt sich lernen", meint Co-Trainer Jürgen Kramny.

Auch in Sachen Berufsauffassung, Disziplin und Konzentration hat sich der Spaßvogel im Team der Mainzer wesentlich weiterentwickelt. Vor gar nicht so langer Zeit war er als Bruder Leichtfuß verschrien. Das hätte ihn beinahe die Profikarriere gekostet.

Sehr früh erkannte und förderte man in Amris Heimatort Saint-Avold sein Talent. Mit 15 wechselte er ins renommierte Fußballinternat des FC Metz. Dort kickte er u. a. mit Emmanuel Adebayor (FC Arsenal). Auch ein Regionalligaspieler namens Franck Ribery wechselte damals zu den "Les Grenats" ("Die Granatroten").

Amri hängte sich im Training voll rein. Machte nebenbei Abitur und begann ein Wirtschaftsstudium. Alles für die Katz. Metz bot ihm keinen Profivertrag an. Einige Probetrainings in Holland brachten keinen Erfolg. "Mir fehlte damals ein Mann mit Kontakten."

"Hab auf Strandleben gemacht"  

Amri ließ enttäuscht den Kopf hängen. Schmiss das Studium. Zog mit einem Kumpel nach Südfrankreich und genoss das süße Nichtstun. "Ich kickte in der siebten Liga, wollte nur Leben, hab' als Sunnyboy auf Strandleben gemacht", verrät er. Irgendwann ging ihm die Kohle aus und er kehrte reumütig ins Elternhaus zurück.

Die Wende. Amri bekam einen Job bei einem Autozulieferbetrieb. Einen Tag schuftete er am Band. "Da hab' ich gemerkt, wie schön Fußball ist. Seitdem gebe ich Vollgas!" Zunächst stand er beim 1. FC Saarbrücken in Lohn und Brot. 2006 der Wechsel zum FSV Mainz.

Nach dem ersten Jahr schickte ihn der damalige Coach Jürgen Klopp mit den Worten in den Urlaub: "Wenn du zurückkommst, will ich, dass du erwachsen bist!" Im Herbst 2008 scheint der wechselvolle Weg zum erfolgreichen und erwachsenen Profi vollendet.

Die Tabelle der 2. Liga