"Wir wollen in die Bundesliga"

Von Interview: Daniel Paczulla
Mustafa Kucukovic
© Imago

München - Wer kennt eigentlich noch Demir Hotic? Die etwas Älteren werden sich vielleicht noch an ihn erinnern. Die Fans des 1. FC Kaiserslautern haben den 45-Jährigen bestimmt nicht vergessen.

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Hotic hatte mit neun Toren maßgeblichen Anteil an der deutschen Meisterschaft 1991 der Roten Teufel. Bereits ein Jahr zuvor hatte der Stürmer den DFB-Pokal in die Pfalz geholt. Nun will sein Neffe an die Erfolge anknüpfen. Sein Name: Mustafa Kucukovic. Sein Verein: TSV 1860 München.

Der 21-Jährige spielt zwar noch nicht um Titel, aber er peilt mit den Löwen den Aufstieg in die Bundesliga an. Im Sommer wechselte Mucki, so nennen ihn alle, vom Hamburger SV an die Isar.

Vor dem Spiel gegen 1899 Hoffenheim (ab 14 Uhr im LIVE-TICKER und bei Premiere) spricht Kucukovic im SPOX.com-Interview über den möglichen Aufstieg, seinen Wechsel sowie seinen Onkel und Trainer Marco Kurz.

SPOX: In Kaiserslautern haben Sie mit einem sehenswerten Direktabnahme aus über 40 Metern getroffen. War es ein Glücksschuss oder geplant?
Mustafa Kucukovic: Natürlich gehört da viel Glück dazu. Aber mein Risiko wurde belohnt.

SPOX: Wie wichtig war der Erfolg?
Kucukovic: Nach der 0:3-Auftaktniederlage gegen Augsburg war er enorm wichtig. Mit dem Dreier haben wir uns wieder oben festgebissen.

SPOX: Der Aufstiegskampf in der 2. Liga entwickelt sich zum Thriller. Die Löwen sind mit einem Punkt Rückstand auf Rang drei voll im Rennen. Wie stehen die Chancen auf die Rückkehr in die Bundesliga?
Kucukovic: Wir schauen nur von Spieltag zu Spieltag und werden sehen, was sich ergibt. Wir wollen auf jeden Fall oben dabeibleiben. Wenn wir zum Schluss dort oben stehen, nehmen wir es gerne mit.

SPOX: Ein absolutes Muss ist der Aufstieg nicht.
Kucukovic: Es ist doch klar, dass jeder von uns irgendwann mal Bundesliga spielen will. Aber den großen Druck unbedingt aufsteigen zu müssen, den gibt es nicht. Das war nicht unser Ziel. Aber dagegen wehren, wollen wir uns auch nicht.

SPOX: Wird das Spiel gegen Hoffenheim ein richtungweisendes Spiel?
Kucukovic: Hoffenheim ist mit sechs Punkten sehr gut in die Rückrunde gestartet. In der Mannschaft steckt viel Qualität. Aber wenn wir das abrufen, was wir in der zweiten Halbzeit in Lautern gezeigt haben, können wir sie schlagen.

SPOX: Sie sind seit dem Sommer bei 1860. Wie zufrieden sind Sie mit ihrer Leistung?
Kucukovic: Ich fühle mich hier sehr wohl. Die Mannschaft ist toll, der Trainer ist sehr gut und das Umfeld passt zu mir. Ich hoffe, ich kann noch ein paar mehr Tore schießen.

SPOX: Was macht 1860 so speziell?
Kucukovic: Es geht hier familiär zu - locker und dennoch erfolgsorientiert. Es wird schnell vergessen, wie jung die Mannschaft ist. Obwohl wir so jung sind, stehen wir oben. Das zeigt, welches Potenzial das Team hat und welch gute Zukunft der Verein hat.

SPOX: Welche Rolle spielte Marco Kurz bei Ihrem Wechsel?
Kucukovic: Der Trainer war für mich der Hauptgrund nach München zu kommen. Es gab vorher ein Gespräch mit ihm. Es war gut zu hören, welchen Eindruck er von mir hatte.

SPOX: Kurz gilt als Shooting-Star in der Trainergilde. Was ist sein Erfolgsgeheimnis?
Kucukovic: Er ist ein Trainer, der immer locker drauf ist. Er kann aber auch dazwischen hauen, wenn es mal nicht so läuft. Hinzu kommt, dass die Mannschaft großen Respekt vor ihm hat.

SPOX: 1860 ist Ihre dritte Station im Profifußball. Warum haben Sie sich entschlossen, einen Schlussstrich beim HSV zu ziehen?
Kucukovic: In Hamburg habe ich den Sprung in die erste Mannschaft geschafft. Nach der Qualifikation für die Champions League wurde es aber sehr schwierig, zu spielen. Der HSV hatte viele Stars. Deswegen bin ich nach Fürth gegangen. Nach meiner Rückkehr war die Situation nicht anders. Ich wollte nicht auf der Bank sitzen und auf meine Chance warten. Ich will spielen. Zudem wollte ich mich nicht mehr ausleihen lassen. Bei den Löwen kann ich mich voll auf den Verein und den Fußball konzentrieren.

SPOX: War es im Nachhinein ein Fehler, zum HSV zu gehen?
Kucukovic: Nein, ich habe es nicht bereut den Schritt zu machen. Ich würde es heute wieder genauso machen. Es waren schon gute Erfahrungen, mit so vielen großen Namen zu spielen.

SPOX: Einer war Sergej Barbarez. Wie wichtig war er für sie mit 17 Jahren im Team?
Kucukovic: Er war auch mit ein Grund für meinen Wechsel, aber nicht der einzige. Natürlich hat es mir den Schritt erleichtert, weil er aus Bosnien kommt. Sergej ist nicht nur ein überragender Fußballer, sondern auch ein super Typ. Er hat sich mit allen verstanden und war wichtig für die gesamte Mannschaft. Wir haben uns super verstanden und halten immer noch Kontakt.

SPOX: Das Fußballspielen wurde Ihnen in die Wiege gelegt. Ihr Vater Nuni hat selber bei Banja Luka gespielt. Welchen Einfluss hatte er auf ihre Karriere?
Kucukovic: Ich habe ihm viel zu verdanken. Ich habe unheimlich viel Einzeltraining mit ihm gemacht, was sich später auch ausgezahlt hat. Ich treffe meine Entscheidungen zwar selber, aber ich spreche vorher alle Dinge mit meinem Vater und meiner Mutter ab.

SPOX: Ihr Onkel Demir Hotic ist auch kein unbekannter in der Bundesliga. Welche Tipps hat er Ihnen gegeben?
Kucukovic: Mein Onkel ist immer voll dabei und beurteilt meine Leistung. Zudem telefonieren wir regelmäßig. Natürlich holt man sich Tipps, aber ich bin ein anderer Spielertyp als er. 

SPOX: Wie würden Sie sich als Spielertyp charakterisieren?
Kucukovic: Ich fühle mich im gegnerischen Strafraum am wohlsten. Deswegen spiele ich auch gerne die zentrale Position im Dreierangriff. Aber ich bin flexibel und habe auch schon im Mittelfeld gespielt.

SPOX: Mit Schroth und di Salvo fehlen zwei Angreifer verletzungsbedingt. Angst vor dem Konkurrenzkampf, wenn die beiden zurückkommen?
Kucukovic: Nein. Konkurrenz belebt ja das Geschäft. Deswegen ist es gut, wenn sie zurückkommen. Wir profitieren davon.