Freiburg-Boss Stocker erwägt weitere Amtszeit

SID

Freiburg - Die Ära des dienstältesten Vorsitzenden eines deutschen Profivereins sollte eigentlich am Saisonende ausklingen, doch nun erwägt Achim Stocker, beim SC Freiburg doch noch ein paar Jährchen dranzuhängen.

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"Wenn wir keinen geeigneten Nachfolger finden, werde ich in diesem Jahr noch einmal kandidieren", kündigte der 72 Jahre alte Clubchef an, der dem Zweitligisten bereits seit 1972 vorsteht. Aufdrängen will sich Stocker aber nicht: "Irgendwann ist ja für jeden die Zeit gekommen. Man muss morgens nur in den Spiegel schauen, da weiß man, was los ist. Eigentlich wäre es bald soweit, den Staffelstab zu übergeben."

Der Zeitpunkt wäre günstig, denn nach einem turbulenten ersten Halbjahr 2007 mit der Entlassung von Trainer Volker Finke ist der SCF inzwischen wieder in ruhiges Fahrwasser gekommen, der vierte Aufstieg in die 1. Liga ist für den Tabellenvierten in Reichweite.

Doch der Sportclub ist für den gebürtigen Konstanzer eine Herzenssache, sein Nachfolger soll sorgsam ausgewählt sein. Eine interne Lösung ist unwahrscheinlich, bislang galt der Bankdirektor Horst Kary als Favorit. "Ich würde ihn befürworten, es sieht aber so aus, als würde er aus beruflichen Gründen nicht zur Verfügung stehen können", bedauert Stocker.

Nicht mehr im operativen Geschäft

Aus dem operativen Geschäft hat sich der Regierungsdirektor a.D. mehr oder weniger zurückgezogen. Er führte den Verein durch dick und dünn, früher zuweilen auch etwas cholerisch und ungeduldig. Da flogen die Trainer fast im Halbjahrestakt ­ manchmal nur, weil die Telefon-Rechnungen zu hoch ausfielen.

"Es waren auch wirklich komische Vögel dabei. Einer verhandelte mit mir zum Beispiel nicht über gute Spieler, sondern über eine Badewanne aus Marmor", erinnert sich Stocker.

Für das Wohl des Vereins agierte Stocker stets mit großem persönlichen Engagement und strenger Kostendisziplin. In den 70er und 80er Jahren holte der ausgewiesene Fußballfachmann die Spieler persönlich aus Augsburg oder Osnabrück ab, besorgte ihnen Wohnungen und Nebenjobs und verkaufte Jahr für Jahr die Besten mit Gewinn in die Bundesliga. Erst zur Zeit des ersten Aufstiegs 1993 willigte Stocker bei Anschaffungen wie einem Anrufbeantworter für die Geschäftsstelle ein.

Stocker würdigt Finkes Verdienste

Heute gilt der SC Freiburg als seriöser und finanziell gesunder Club. "Wir haben im Gegensatz zu früher sogar ein paar Rücklagen", sagt Stocker und hebt in dem Zusammenhang vor allem Finkes Verdienste hervor, den der Präsident 1991 gegen Widerstände durchgesetzt hatte.

Dass die Trennung unschön verlaufen sei, "tut mir bis heute sehr leid", bekennt er. Und sagt nur Gutes über seinen ehemaligen Trainer, will "kein Öl ins Feuer gießen". Lediglich, dass es "am Ende vielleicht ein paar Jahre zu viel" waren. Auch die Verpflichtung des neuen Coaches Robin Dutt war nicht unumstritten. Bisher aber gibt der Erfolg Stocker wieder mal Recht: "Volker Finke war ein Glücksfall, und es zeichnet sich ab, dass auch Robin Dutt einer werden könnte."