AC/DC oder Schürzenjäger

Von Stefan Rommel
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© Getty

München - Früher wollten die Fans noch seinen "Knackarsch" sehen, ihn heiraten oder mindestens ein Kind von ihm. Heute geben sie sich mit einer zünftigen Leistung und bestenfalls drei Punkten zufrieden. 

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Thomas Meggle könnte aber immer noch alles bedienen, klar. Der 32-jährige gebürtige Münchener ist so etwas wie ein immer wiederkehrendes Urgestein bei den Hanseaten. Zum dritten Mal schon spielt Meggi in seiner Karriere für den FC St. Pauli und wird doch kein bisschen müde.

Zuletzt in Osnabrück flog er zum zweiten Mal in elf Jahren Profi-Fußball vom Platz. Früher hätte er wild dagegen protestiert. "Ich kann den Schiedsrichter schon verstehen", sagt Meggle heute.

Ein etwas anderes Interview mit einem nicht alltäglichen Profi eines nicht alltäglichen Vereins. Über prollige Fußball-Klubs, Sven Kmetsch und fünf Leute im Bierzelt.  

SPOX: Drei Niederlagen in einer Woche. Was fehlt momentan?

Thomas Meggle: Wir beenden die Spiele nicht mit elf Mann und das ist ein großes Problem in einer englischen Woche. Dazu kommen noch frühe Gegentreffer nach den Platzverweisen. Das kann man nicht kompensieren und so verliert man dreimal in Folge.

SPOX: Am Sonntag kommt Paderborn, der Tabellenletzte. Alles andere als ein Sieg kommt wohl nicht in die Tüte?

Meggle: Wir spielen gegen den Abstieg und dann ist es ein Muss, gegen einen direkten Konkurrenten zu Hause zu punkten.

SPOX: Ändert sich eigentlich die Ansprache der Trainer nach der Niederlagenserie?

Meggle: Der Tonfall bleibt derselbe. Aber plötzlich reden wir über Fehler, die wir begehen. Wir bekommen im Moment keine zwei guten Halbzeiten hin, das müssen wir schnell verbessern.

SPOX: Ein Disziplinproblem ist aber nicht auszumachen?

Meggle: Definitiv nicht. Wir treten ja nicht nach oder holen uns die Karte durch Meckern ab. Das wäre disziplinlos. Komisch ist das aber schon: Eigentlich sind wir eine faire Mannschaft, haben aber in dieser Saison schon drei Platzverweise kassiert.

SPOX: Sie sind schon zum dritten Mal auf St. Pauli. Beschreiben Sie doch mal das Flair, das Sie immer wieder lockt?

Meggle: Hamburg als Stadt ist toll. Der Klub hat eine unheimliche Vielfalt. Hier werden nicht nur Fußballthemen, sondern auch gesellschaftliche und politische Themen angesprochen. Fußball ist sehr wichtig, aber auch nur ein Teil des Innenlebens des Vereins. In Fankreisen trifft man viele verschiedene Leute mit vielen verschiedenen Meinungen. Das gefällt mir. Es ist nicht der übliche prollige Fußball-Klub, sondern eine ganz spezielle Art, miteinander umzugehen. Was aber nicht heißen soll, dass bei uns deswegen alles rosarot ist.

SPOX: Sie haben noch einen Vertrag bis Juni 2008. Was kommt danach? Bleiben Sie in Hamburg oder gibt's noch eine sportliche Veränderung?

Meggle: Da hab ich noch gar nicht drüber nachgedacht. Im Moment würde ich gerne noch ein Jahr dranhängen wollen. Mein Fernziel sind noch vier Jahre Profi-Fußball, wobei man da natürlich von Jahr zu Jahr entscheiden muss. Hab ich noch Spaß? Bleibe ich gesund? Kann ich überhaupt noch mithalten? Ich will schon so lange machen, wie es geht, aber auch nicht den Absprung verpassen, um mich dann auf dem Platz auslachen zu lassen.

SPOX: Irgendwann ist aber unweigerlich Schluss. Gibt's Planungen für die Zeit danach?

Meggle: Ich habe seit längerem zwei, drei Dinge im Auge. Eins hat mit Fußball zu tun, eins mit Profi-Fußball und eins hat gar nichts mit Fußball zu tun. Ich will mich breit aufstellen.

SPOX: Eine komplette Auszeit wie etwa bei Mehmet Scholl kommt nicht in Frage?

Meggle: Die Frage stellt sich nicht. Das kann ich mir nicht leisten.

SPOX: Insgesamt sind Sie jetzt das siebte Jahr bei St. Pauli. Würden Sie die sieben Jahre gegen ein Jahr Hochglanz-Profi bei den Bayern tauschen wollen?

Meggle: Im Nachhinein nein. Würde ich jetzt aber ein Angebot bekommen, würde ich nachdenken. Jeder Fußballer will erfolgreich sein und gutes Geld verdienen. Ich denke, beides wäre beim FC Bayern gegeben.

SPOX: Gibt oder gab es den einen unangenehmsten Gegenspieler?

Meggle: Also, jetzt kann ich's ja sagen: der Sven Kmetsch war richtig gemein zu spielen.

SPOX: Wieso das denn?

Meggle: Der hat einem immer Platz gelassen zur Ballannahme und war dann aber doch im richtigen Moment da. Das ging dann so: Ball gespielt, Bein gespielt, trotzdem kein Foul gemacht. Hat aber richtig weh getan.

SPOX: Also hat er einen richtig guten Job gemacht.

Meggle: Der hat nen super Job gemacht. Ich bin so froh, dass der Kmetsch aufgehört hat.

SPOX: Zum Abschluss noch die Gewissenfragen. Beginnen wir mit der wichtigsten: Astra oder Löwenbräu?

Meggle: Ich trinke kein Bier mehr. Ich musste vor ein paar Jahren mal drei Kilo abnehmen. Da hab ich mir gedacht: 'Lass doch den Alkohol weg, das geht am einfachsten.' Hab ich gemacht und die Kilos waren weg. Aber wenn, dann hätte ich immer Augustiner bevorzugt.

SPOX: Weißwurst oder Fischbrötchen?

Meggle: Weißwurst, ganz klar.

SPOX: Kiez oder P1?

Meggle: Kiez.

SPOX: Hasenbergl oder Schanze?

Meggle: Ich leugne meine Wurzeln nicht und sage Hasenbergl. War eine tolle Kindheit...

SPOX: AC/DC oder Schürzenjäger?

Meggle: AC/DC. Wobei Schürzenjäger... Oktoberfest... ist schwer. Kommt auf den Bewusstseinszustand an.

SPOX: Wiesn oder Dom?

Meggle: Wiesn! Dom ist ne Katastrophe. Das kann man sich nicht vorstellen. Da steht ein Bierzelt und dann sitzen da fünf Leute drin.

SPOX: Keine Bierkultur?

Meggle: Keine Bierkultur!

SPOX: Der Münchener Aspekt: Roter oder Blauer?

Meggle: Blauer.

SPOX: Zum Abschluss, wenn auch nicht mehr ganz aktuell: Ole (von Beust) oder Ede (Stoiber)?

Meggle: Keiner von beiden.