WM

Gestutzter Neymar im Abseits

SID
Neymar ließ nach dem Erklingen der Nationalhymne seinen Gefühlen freien Lauf
© getty

Neymar steht im Abseits - und ist irgendwie out bei dieser haarigen WM am Zuckerhut. Vielleicht hat Brasiliens Superstar deshalb neulich beim Erklingen der Hymne vor dem Spiel gegen Mexiko (0:0) geweint. Oder doch eher, weil ihm der Schweiß die chemischen Überreste der frisch blondierten Haaren ins Auge gespült hatte, wie in einigen sozialen Netzwerken höhnisch gemutmaßt wurde.

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Fest steht, Neymar ist nicht so richtig en vogue mit seinen aufwendig gegelten Strähnchen und dem Bogenpony. Da passte es ins Bild, dass ihn "Zauber-Locke" Guillermo Ochoa im mexikanischen Gehäuse mit seinen Paraden regelrecht zurechtstutzte.

Angesagt ist bei dieser WM das, was wirklich wild ist: Nämlich Locken wie die von Jimi Hendrix, die bei manchem so voluminös daherkommen wie ein aufgeplatztes Sofakissen. Zu beobachten unter anderem bei den Brasilianern Dante, Marcelo, "Pierre-Richard-Verschnitt" David Luiz oder Axel Witsel (Belgien) und Benoit Assou-Ekotto (Kamerun).

Die "Locke" schießt auch Tore

Und der Afro-Look hat offenbar nicht nur bei der Damenwelt Erfolg. Die "Locke" schießt auch Tore. So wie Belgiens Joker Marouno Fellaini beim 2:1 gegen Algerien. Dessen Haarpracht erinnert irgendwie an eine Fastnachts-Perücke - ist aber echt. "Natürlich", bestätigte Fellaini, "und ich bin stolz darauf."

Der größte Konkurrent der wilden Mähne ist der Irokesen-Schnitt. Das wird sicher auch WM-Schiedsrichter Bjorn Kuipers bestätigen, der zu Hause in den Niederlanden einen Friseur-Salon besitzt.

Paradebeispiel für den "Punk": Italiens Bad Boy Mario Balotelli. "Es gibt ein altes Sprichwort: 'Wenn du nicht sicher bist, dass du ein Tor schießt, lass' dir einfach am Tag zuvor die Haare leicht stutzen'. Daran halte ich mich", meinte der Stürmer vom AC Mailand. Der Klub erteilte Balotelli einst ein Hahnenkamm-Verbot - mittlerweile trägt er aber wieder seine charakteristische "Bürste" auf dem Kopf.

Neun Jahre nicht beim Friseur

Wie unter anderem auch der Ex-Leverkusener Arturo Vidal (Chile) oder Paul Pogba. Der Franzose setzte dem ganzen noch die Krone auf und ließ sich oben drauf noch goldene Strähnchen einarbeiten. Ghanas Irokese Asamoah Gyan hat seitlich sogar seine Rückennummer 3 eingefärbt.

Viel zu spießig erscheint dieser Look wohl den Vertretern der ganz verwegenen Haarpracht-Zunft. Allen voran dem WM-Debütanten Kyle Beckerman. Der Amerikaner aus dem Team des brav gescheitelten Blondschopfs Jürgen Klinsmann war neun (!) Jahre lang nicht beim Friseur und trägt Dreadlocks. In Brasilien kam er mit seiner Gitarre auf dem Rücken an. "Er ist unser Bob Marley", sagte Kollege Brad Davis über Beckerman. Seine verfilzten Strähnen hatten zeitweise sogar einen eigenen Twitter-Account.

"Gockel" Ronaldo

Auf ganz viel Haar im Gesicht setzen indes "Vollbart" Raul Meireles (Portugal), der es obenrum auf dem Kopf eher luftig mag, und "Rübezahl" Andrea Pirlo (Italien). Cristiano Ronaldo kommt da im Vergleich eher poppig und brav daher. Ein Trendsetter dieser WM wird der portugiesische Ball-Virtuose, in Internet-Foren als "Gockel" beschimpft, sicher nicht.

Dann schon eher Bayern Münchens Dante. Dem brasilianischen Lockenkopf könnte allerdings Ärger drohen, wenn er sich - wie angekündigt - im Fall des WM-Triumphs der Selecao eine Glatze scheren lässt. "Es könnte passieren, aber meine Frau wäre dann wirklich sauer", meinte der Abwehrspieler. Sein Teamkollege Neymar eher nicht. Ein Konkurrent weniger beim Kampf um die "goldene WM-Matte 2014".

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