WM

Beausejour beschert Chile ersten Sieg seit 1962

SID
So sehen Sieger aus: Beausejour (r.) und Fernandez bejubeln Chiles Siegtreffer
© Getty

Chile hat auf den Tag genau 48 Jahre nach dem letzten Sieg bei einer WM wieder einen Erfolg gefeiert. Der Gastgeber und Halbfinalist von 1962 bezwang in Nelspruit Honduras dank eines Treffers von Jean Beausejour (34.) mit 1:0 (1:0), beendete seine Serie von 13 WM-Spielen ohne Sieg und setzte sich zunächst an die Spitze der Vorrundengruppe H.

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Nachbetrachtung:

Chile überzeugte mit einer dynamischen und quirligen Spielweise. Das 3-3-1-3-System von Coach Bielsa ist genauso ungewöhnlich wie erfrischend. Besonders Isla (rechts) und Vidal (links) machten auf den Außenpositionen richtig Betrieb und waren immens viel unterwegs.

Man of the Match der SPOX-User: Arturo Vidal

Das System birgt aber auch seine Tücken, da in der Vorwärtsbewegung mindestens sechs Spieler in der Nähe des gegnerischen Strafraums sind. Gegen Honduras blieb das meistens ohne Konsequenzen, bereits gegen die Schweiz und spätestens in Spiel drei gegen Spanien könnte das große Probleme geben. Dass die Effektivität vor dem Tor deutlich gesteigert werden muss, ist mühsam zu erwähnen.

Honduras machte seine Sache in der Defensive relativ gut, nach vorne fehlte aber jegliche Konsequenz. Mittelstürmer Pavon war vollkommen abgemeldet und ist mit seinen 36 Jahren alles andere als schnell. Genua-Stürmer Suazo wäre mit seiner Explosivität wie gemacht dafür, Löcher zu reißen und so Konter zu ermöglichen.

Stimmen:

Assistenz-Trainer Alexis Mendoza (Honduras): "Es war kein besonders gutes Spiel von uns. Wir wollten unser Spiel machen und Chile früh stören. Das ist uns nicht gelungen. In der zweiten Hälfte sind wir besser aus unserer eigenen Hälfte rausgekommen. Das Tor war etwas unglücklich. Ich glaube, das war ein typisches Auftaktspiel. Chile hat verdient gewonnen. Sie hatten mehr Chancen und haben teilweise deutlich besser gespielt."

Trainer Marcelo Bielsa (Chile): "Wir wollen in die zweite Runde kommen, keine Rekorde aufstellen oder zurückschauen. Wir hätten mehr Tore schießen müssen - ich hoffe, dass sich das nicht noch rächt. Wenn wir nicht ins Achtelfinale kommen, wird dieser Sieg nicht als Erfolg in Erinnerung bleiben."

Vor 32.664 Zuschauern beim ersten WM-Spiel im Mbombela-Stadion spielte Chile von Beginn an überlegen. Allerdings war dem Spiel von La Roja trotz offensiver Ausrichtung mit Regisseur Matias Fernandez und drei Angreifern anzumerken, dass in Humberto Suazo der Top-Stürmer fehlte.

Der mit zehn Treffern beste Schütze der südamerikanischen WM-Qualifikation hatte seinen Muskelfaserriss zwar auskuriert, war aber noch nicht bereit für einen Einsatz von Beginn an.

Honduras musste auf seinen besten Schützen Carlo Costly wegen einer Verletzung sogar ganz verzichten. Und auch David Suazo stand aufgrund muskulärer Probleme zunächst nicht zur Verfügung. Das Team von Trainer Reynaldo Rueda, der zudem nach einer Sperre nur auf der Tribüne saß, beschränkte sich deshalb weitgehend auf Defensive.

Chile überlegen

Dieser Plan schien zunächst aufzugehen, tat sich Chile doch schwer und war lange nur aus der Distanz gefährlich. Fernandez trat einen Freistoß aus 25 Metern aufs Tornetz (3.), und der Leverkusener Arturo Vidal brachte Honduras' Torhüter Noel Valladares mit einem Flatterball aus 35 Metern in Verlegenheit - den Ball aber nicht im Tor unter. Jorge Valdivia blieb mit seinem Versuch hängen (21.).

Erst mit leichter gegnerischer Hilfe brach Chile den Bann. Ein Pass von Fernandez auf Isla riss ein Loch in die Abwehr der Honduraner: Isal flankte von rechts - und am Strafraum schoss Verteidiger Sergio Mendoza den Ball an den Fuß von Beausejour. Von da flog der Ball ins Netz.

Kurz vor der Pause hätte ein weiterer Schnitzer Chile fast zum 2:0 verholfen, Schiedsrichter Eddy Allen Maillet (Seychellen) aber übersah beim Schuss von Sanchez ein Handspiel von Maynor Figueroa.

Wird Chile Überraschungsteam?

Bei einer Internetumfrage der FIFA hatte fast ein Drittel der User Chile als potenzielles Überraschungsteam genannt - und das Team in Rot deutete in der Folge immer wieder an, warum. Mit schnellen Vorstößen setzten Vidal und Co. immer wieder Akzente. Sanchez hätte nach feinem Zuspiel von Fernandez die Vorentscheidung besorgen können - doch er zielte knapp vorbei (62.).

Die vorerst größte Möglichkeit zum 2:0 ermöglichte aber Vidal selbst. Nach einem Freistoß legte er im Strafraum per Kopf perfekt für Waldo Ponce auf - doch der Abwehrspieler scheiterte ebenfalls per Kopf aus drei Metern (!) an Torwart Noel Valladares (64.).

Vidal: "Wir wollen ins Halbfinale"

"Wir wollen ins Halbfinale und Geschichte schreiben", hatte Vidal schon vor dem Spiel gesagt - mit dieser Chancenverwertung wird's schwer.

Es reichte aber immerhin, um Honduras im Griff zu halten. Die Underdogs hatten aber auch zu große Probleme in der Offensive.

Das änderte sich auch nicht, nachdem Georgie Welcome den enttäuschenden Carlos Pavon im Angriff abgelöst hatte.

Mittelfeldspieler Wilson Palacios, der nach einem Muskelfaserriss rechtzeitig fit geworden war, deutete sein Potenzial wenigstens an.

Honduras - Chile: Daten zum Spiel