Expedition in die Zukunft

Von Für SPOX in Istanbul: Daniel Börlein
Enttäuscht im Konfetti-Regen: Bremens Spieler wollten nach dem Schlusspfiff nur in die Kabine
© Getty

Die Erkenntnis aus der Final-Niederlage gegen Schachtjor Donezk formulierte Werders Coach Thomas Schaaf gleich selbst: "Wir haben gemerkt, dass wir keinen Spieler haben, der Diego ersetzen kann." Das Problem: Schon bald muss Bremen den Brasilianer ersetzen. Doch wie? Und was wird aus Schaaf?

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Endspiele haben immer dieses gewisse Etwas, dieses ganz Besondere, das es in anderen Begegnungen eben nicht gibt - auch hinterher. Denn anders als bei Niederlagen in der Bundesliga dürfen die Geschlagenen nach einem Finale nicht flugs in den Katakomben verschwinden.

Alle Spieler haben brav auf dem Rasen zu bleiben und der offiziellen Zeremonie beizuwohnen. Den Bremern erging es nach der Niederlage gegen Schachtjor Donezk nicht anders.

Während die Ukrainer ausgelassen tanzten und feierten, holten sich die Werder-Spieler ordnungsgemäß ihre Medaillen ab und klatschten anschließend Beifall bei der Ehrung des neuen Champions.

Ab durch die Mitte

Claudio Pizarro war der Erste, der das fröhliche Treiben der Ukrainer nicht mehr mit ansehen mochte. Der Peruaner wurde allerdings von einem eifrigen Offiziellen zurück aufs Feld beordert. Torsten Frings hingegen ließ sich nur wenig später nicht mehr abhalten. Ab ging's in die Kabine, die restliche Mannschaft hinterher.

Der Frust saß tief. "Die Niederlage tut natürlich sehr weh. Die Spieler sitzen enttäuscht in der Kabine", sagte Thomas Schaaf. Mit hängenden Köpfen schlichen die Bremer Richtung Bus, auf eine tiefgründige Analyse hatte keiner mehr Lust.

Zu viele schwache Leistungen

Werders Probleme lagen ohnehin auf der Hand. "Wir sind gegen einen starken Gegner unter unseren Möglichkeiten geblieben und hatten zu viele Spieler, die nicht ihr Leistungspotential abrufen konnten", sagte Geschäftsführer Klaus Allofs.

Vorne versagte Markus Rosenberg komplett, im Mittelfeld knüpften Peter Niemeyer und Mesut Özil nicht annähernd an die Leistungen der vergangenen Wochen an, auf den Außenbahnen machten Sebastian Boenisch und Clemens Fritz nur selten Druck.

Diego fehlte überall

Und Spielmacher Diego fehlte an allen Ecken und Enden. "Sicherlich fehlt so ein Spieler, der sonst immer dabei ist. Er hat immer wieder geniale Momente", sagte Boenisch gegenüber SPOX. Als Entschuldigung sollte Diegos Abwesenheit aber freilich nicht gelten.

"Wir hatten uns so viel vorgenommen und wollten ballsicher und ruhig agieren, aber wir konnten unseren Plan nicht umsetzen", sagte Coach Thomas Schaaf. Der Grund: Auf dem Platz war keiner in der Lage, den Ball zu kontrollieren und Werders Spiel damit zu beruhigen und zu ordnen.

Özil stand neben sich und war - wie Frings auf der anderen Seite - auf links zu weit weg vom Geschehen, Baumann und Niemeyer haben ihre Stärken in der Defensive. "Wir haben gemerkt, dass wir keinen Spieler haben, der Diego ersetzen kann", musste denn auch Schaaf zugeben.

Investitionen sind nötig

Das Problem: Der Werder-Coach muss seinen Brasilianer bald auf Dauer ersetzen. Im letzten Liga-Spiel gegen Wolfsburg und beim Pokalfinale in Berlin ist der 24-Jährige zwar noch dabei, spätestens danach wird Diegos Wechsel aber wohl endgültig feststehen.

Da Kapitän Frank Baumann seine Karriere aller Voraussicht nach beenden wird, steht den Bremern zumindest ein Mini-Umbruch ins Haus. Beim aktuellen Personal sind Veränderungen unumgänglich. Das belegt das Abschneiden in der Bundesliga, das bewies nun das Endspiel gegen Schachtjor.

Zumindest einen Teil der Ablösesumme für Diego, wird Werder also wieder investieren müssen, will man in der Bundesliga und auch international künftig oben mitmischen.

Was wird aus Schaaf?

Und zuletzt bleibt ja noch die Frage nach Thomas Schaaf. Vom Interesse des VfL Wolfsburg fühlte sich Bremens Coach geschmeichelt. Ein klares Bekenntnis zu Werder blieb bislang aus. "Ich kommentiere keine Gerüchte", sagte Schaaf auf die Frage der "Bild", ob er nächstes Jahr noch Werder-Trainer sei.

Es scheint nicht mehr gänzlich ausgeschlossen, dass Schaafs Zeit in Bremen nach zehn Jahren als Coach zu Ende geht.

Donezk - Bremen: Daten und Fakten