Wenn "Petrolic" nicht trifft, geht nichts

SID
Die HSV-Spieler gingen nach dem 1:1 gegen Istanbul enttäuscht vom Platz
© Getty

Am schlimmsten war es in der dritten Minute der Nachspielzeit: Völlig frei kommt Ivica Olic im Strafraum zum Schuss, kurze Distanz, der Keeper schon geschlagen - doch der Ball touchiert nur den Pfosten und streicht am Tor vorbei. Aus und vorbei, vergeben auch die allerletzte Chance zum wichtigen Sieg. Der Hamburger SV musste sich im Achtelfinal-Hinspiel des UEFA-Cups gegen Galatasaray Istanbul mit einem 1:1 (0:1) zufrieden geben.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Schlechte Aussichten für das Rückspiel in einer Woche am Bosporus. "Wir hatten fünf klare Großchancen", sagte HSV-Trainer Martin Jol nach der Partie, "da müssen wir wenigstens ein zweites Tor erzielen."

Auch Marcell Jansen, der mit seinem Treffer (49.) wenigstens das Unentschieden gerettet hatte, beklagte das Versagen vor dem gegnerischen Tor: "Wir waren in der zweiten Halbzeit klar besser, wir hätten mehr Tore machen müssen, dann wäre längst alles klar."

Torausbeute als größtes Manko

Die fehlende Treffsicherheit könnte die Hanseaten in dieser Saison noch teuer zu stehen kommen. In der Bundesliga belegen sie punktgleich mit dem Tabellenzweiten Hoffenheim nur Platz fünf. Das würde gerade noch zur UEFA-Cup-Qualifikation reichen statt für die Champions League.

Plus minus Null lautet das Hamburger Torverhältnis, Hoffenheim weist ein plus von 18 auf. Nur 35 Treffer hat Jols Truppe in der Liga erzielt, mit Abstand die wenigsten aller Spitzenteams. Selbst im Pokalspiel gegen den Zweitligisten Wehen Wiesbaden (2:1) mussten die Hamburger am Ende zittern, weil ein Schützenfest verpasst wurde.

"Wir sind vor dem Tor oft nicht konkret genug, es fehlt der letzte Wille, einen Treffer zu erzielen", hat Jol schon mehrmals in dieser Spielzeit angemahnt.

Vor dem Tor zu uneffektiv

Ohne weiteres ändern aber lässt sich das nicht. Das ist wohl auch eine Typenfrage. Piotr Trochowski beispielsweise, der am Ball alles kann, ist vor dem Tor viel zu wenig effizient. Nur vier Tore in 23 Spielen bei zwei Elfmetern sind für einen Spieler mit seinem Anspruch nicht genug.

Am Donnerstag hätte auch er mit mehr Coolness zwei Minuten vor Schluss den Siegtreffer erzielen können, nagelte die Kugel aber freistehend zentral über die Latte. Wenn also "Petrolic", das kroatische Sturmduo Mladen Petric und Ivica Olic vergessen haben, ihr Zielwasser zu trinken, dann geht nur wenig.

Wie am Donnerstag in der umkämpften Partie vor 50.500 Zuschauern. Auch 37 Minuten Überzahl nach der Roten Karte für Emre Asik (Notbremse) halfen nichts, weil immer wieder das Tor verfehlt wurde.

Beste Chancen wurden vergeben

So stand Petric bereits in der 34. Minute mutterseelenallein vor Schlussmann Morgan de Santis und scheiterte. "Wir haben eine Riesenchance verpasst, uns ein Polster zu verschaffen", meinte der enttäuschte Torjäger selbst.

Wie man es auf internationalem Parkett stattdessen anstellt, demonstrierten die cleverer wirkenden Türken bei ihrem wichtigen Auswärtstor. Nach einem Hamburger Eckball schwärmten sie zum Konter aus, den Ayhan Akman mit einem präzisen 16-Meter-Schuss neben den Pfosten abschloss. Nur eine weitere Gelegenheit hatten sie im gesamten Spiel noch.

Korkmaz: "Unser größter Vorteil sind unsere Fans"

Das war internationale Effektivität, die ihnen eine glänzende Ausgangsposition für das Rückspiel in der "Hölle" des Ali-Sami-Yen-Stadion verschafft.

"Unser größter Vorteil sind unsere Fans, den werden wir nutzen", kündigte Trainer Bülent Korkmaz an.

Die Hoffnung aufgegeben haben die Hamburger aber noch nicht. "Wir können auch auswärts gewinnen", sagte Verteidiger Joris Mathijsen - aber dann muss der HSV seine Chancen nutzen.

Hamburg - Galatasaray: Die Analyse