"Ich hätte auch gerne Spieler suspendiert"

Von Interview: Jochen Tittmar
Mario Basler war von Sommer 2008 an Trainer bei Eintracht Trier
© Getty

Vor zwei Wochen wurde Mario Basler als Trainer von Eintracht Trier entlassen. Der ehemalige Nationalspieler sorgte mit dem Regionalligisten im DFB-Pokal für Überraschungen, doch der Liga-Alltag wurde ihm zum Verhängnis. Bei SPOX spricht Basler über die Hintergründe seiner Entlassung, seine Zukunftspläne und verrät, wie er nicht enden will.

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SPOX: Herr Basler, wie haben Sie die Entlassung in Trier verkraftet?

Mario Basler: Ganz gut. Ich bin gerade in Straubing, entspanne und erhole mich. Ich habe ja eineinhalb Jahre am Stück durchgearbeitet.

SPOX: Gab es in dieser kurzen Zeit schon konkrete Angebote für Sie?

Basler: Nein. Ich möchte jetzt erstmal meine Ruhe haben und lasse alles auf mich zukommen.

SPOX: Sie mussten nach einer 0:3-Pleite gegen Düsseldorf II Ihren Hut nehmen. Eintracht-Vorstandsmitglied Ernst Wilhelmi sagte, die Mannschaft habe Sie im Stich gelassen. Er meinte jedoch auch, dass Sie nicht mehr an die Mannschaft herangekommen sind. Was stimmt denn nun?

Basler: Auch wenn die Mannschaft nicht so gespielt hat, wie ich mir das vorstelle, denke ich nicht, dass ich nicht mehr an sie herangekommen bin. Letztendlich kann mal als Trainer dann immer sagen, was man will. Wenn der Vorstand diese Meinung hat, kann man es nicht ändern.

SPOX: Fehlenden Rückhalt haben Sie also nicht gespürt?

Basler: Nein. Am Sonntagmorgen war Wilhelmi noch bei mir in der Kabine und sagte, dass es keine Trainerdiskussion geben würde. Das wurde auch der Mannschaft mitgeteilt. Drei Stunden später wurde ich beurlaubt. Da war ich dann schon überrascht.

SPOX: War das Verhältnis zum Vorstand zuvor bereits belastet?

Basler: Nein, wir hatten eigentlich ein sehr gutes Verhältnis. Als Trainer ist man eben immer das schwächste Glied in der Kette. Spieler werden ja nie entlassen. Daher hat es mich auch überrascht, dass mein Nachfolger Spieler suspendieren konnte. Ich hätte auch gerne den einen oder anderen suspendiert. Das ging aber nicht. Jetzt sieht es so aus, als ob nun alles gehen würde.

SPOX: Die Entscheidung gegen Sie fiel nach einer Sitzung. Haben Sie die Verantwortlichen dabei noch umstimmen wollen?

Basler: Nein, überhaupt nicht. Ich wurde am Nachmittag auf die Geschäftsstelle gerufen und dann wurde mir mitgeteilt, dass ich beurlaubt bin. Ich habe mich dann nur noch verabschiedet.

SPOX: Ihnen war also überhaupt nicht bewusst, dass Sie bei einer Niederlage gegen Düsseldorf II gehen müssen?

Basler: Es gab natürlich schon zuvor Gerüchte. Hätte das Spiel gegen Saarbrücken im Dezember stattgefunden und wir hätten es nicht gewonnen, wäre es eventuell schon damals so weit gewesen. Im Winter haben wir dann eine tolle Vorbereitung absolviert. Daher war es einfach überraschend, dass der Vorstand nach nur einem Spieltag in der Rückrunde über Nacht eine solche Entscheidung fällt.

SPOX: Ihr Nachfolger Reinhold Breu hat gleich etwas gegen Sie gestichelt und gemeint, dass jetzt wieder versucht wird, Fußball zu spielen, anstatt mit "Langholz" zu agieren. Überrascht Sie seine Aussage?

Basler: Breu war zuvor Jugendkoordinator und die letzten vier Monate zudem mein Co-Trainer. Ich habe viel mit ihm abgesprochen, da ich meine beiden Co-Trainer immer in meine Überlegungen mit einbezogen habe. Er war also mit den Entscheidungen einverstanden. Dass er jetzt so etwas sagt, ist natürlich widersprüchlich. Wahrscheinlich versucht er nur, seine Position zu stärken.

SPOX: Wie würden Sie im Rückblick Ihre Zeit in Trier zusammenfassen?

Basler: Ich habe die Eintracht auf dem zweitletzten Tabellenplatz übernommen und sie vor dem Abstieg gerettet. Wir haben die ersten beiden Runden im DFB-Pokal überstanden. Dabei hat sich der Verein finanziell saniert und stand wieder im öffentlichen Interesse. Ich habe dem Verein mit "digibet", einem Privatsponsor von mir, einen Sponsor gebracht, der uns mit einer fünfstelligen Summe unterstützt hat. Ich habe mir nichts vorzuwerfen.

SPOX: Sie waren jetzt lange in der Regionalliga tätig. Wie beurteilen Sie die Liga? Es spielen dort ja viele Traditionsvereine mit.

Basler: Die finanziellen Möglichkeiten sind nicht sehr groß. Das ist das Problem. Die zweiten Mannschaften schaden den Traditionsvereinen, da sie keine Zuschauer mitbringen. Das ist bei den Traditionsvereinen ganz anders. Da nimmt man dann auch zwangsläufig mehr Geld ein.

SPOX: Heißt im Umkehrschluss, dass man die Reserveteams der Profivereine verbannen sollte, oder?

Basler: Man sollte sich zumindest darüber Gedanken machen.

SPOX: Und die Traditionsvereine kicken dann zusammen in einer Liga?

Basler: Genau. Das war ja schon einmal so. Als Anreiz für den Sieger dieser Runde könnte man einen Platz in der DFB-Pokal-Hauptrunde zusichern.

SPOX: Früher war die 3. Liga das Grab für ambitionierte Teams, die den Aufstieg in die 2. Liga nicht innerhalb von zwei, drei Jahren geschafft haben. Jetzt ist dieses Problem eine Liga tiefer gerutscht. Nicht umsonst finden sich dort ja viele ehemalige Zweitligisten. Lässt sich das auf Dauer kompensieren?

Basler: Auf Dauer wird die 4. Liga gar keine Chance haben. Wenn man sich bei DFL und DFB nicht jetzt schon ernsthafte Gedanken macht, wird es die 4. Liga in ein paar Jahren nicht mehr geben. Sie ist finanziell nicht tragbar. Man muss die Traditionsvereine schützen.

SPOX: Sie waren in Regensburg und nun in Trier tätig. Vermisst man dort in der Provinz die große Fußballbühne, die Sie zuvor gewohnt waren?

Basler: Es ist klar, dass man als Fußballer, der jahrelang in der Bundesliga gespielt hat und im Champions-League-Finale stand, die Atmosphäre vermisst. Wenn man immer vor höchstens 2000 Zuschauern spielt, ist das natürlich etwas anderes. Aber es hat mir dennoch immer viel Spaß gemacht.

SPOX: War es für Sie anfangs schwer, dass man mit dem Namen Mario Basler direkt den Erfolg verknüpft?

Basler: Nein. Man darf sowieso nie denken, dass sich der Erfolg nur deshalb einstellt, weil man einen ehemaligen Bundesligaspieler als Trainer verpflichtet. Dann machen die Vereine etwas falsch.

SPOX: Sie haben sich - abgesehen von der "Bild"-Kolumne und den "digibet"-Spots - in der Öffentlichkeit relativ rar gemacht. Wieso?

Basler: Das hat sich beim Übergang von Spieler zu Trainer einfach so ergeben. Man möchte auch nicht zu jedem Thema seinen Senf abgeben und in der Zeitung stehen.

SPOX: Sie sagten, Sie werden nun erstmal eine Auszeit nehmen. Haben Sie sich schon Gedanken gemacht, ob Sie irgendwo hospitieren werden?

Basler: Das werde ich auf alle Fälle tun. Ich werde sicherlich den einen oder anderen Tag bei einem Verein verbringen und mal reinschauen. Das habe ich bisher noch nie gemacht.

SPOX: Aber den Co-Trainer wie in Koblenz wollen Sie nicht mehr machen?

Basler: Grundsätzlich ist alles vorstellbar. Ich denke aber, dass der Cheftrainerposten am besten zu mir passt.

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